Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

11 und nach der Wandlung ein wohlgerathenes Salve, worauf jedesmal auf einer Anhöhe unweit der Stadt sechs Kanonen losgefenert wurden. Nach beendetem Gottesdienste zog das Bürgercorps auf den Platz und bezog die Hauptwache in der Stadtkaserne. Um 8 Uhr abends wurde durch 12 Kanonenschüsse das Zeichen zum Beginn des nächtlichen Festes gegeben. Vor dem Alton des Rathhauses wechselte die Stadtmusik mit Trompeten und Pauken durch eine Stunde mit der blos aus Bürgern bestehenden, vortrefflichen Mnsikbande, die bei der Hanptwache türkische Musik machte, ab. In diese Zeitperiode fällt auch der Gedanke der Bürgerschaft, die bisher bestandene Bürgerwehr neu zu organisieren. Ein diesbezügliches Gesuch an das Kreisamt des Traunviertels erhielt jedoch nicht die nach­ gesuchte Erledigung, wie ans dem folgenden Deerete zu entnehmen ist: „ . . . . Der allerhöchste Hof hat über ein Gesuch des uniformierten Bürgercorps in Steyr unterm 10. May 1793 hieher bedeutet: Man habe erwogen, dass die ständige Fortsetzung dergleichen Corps durch fortwährende Nachschaffung der Uniformen, durch die Auslagen, welche die Zusammenkünfte zu den Übungen in den Waffen veranlassen, der Bürgerschaft viel Unkösten verursacht werden; solches sey daher den Bürgern von Steyr begreiflich zu machen, und sie dahin zu verbescheiden, dass zwar dieses Corps so lange bestehen könne, als die bereits ange­ schafften Uniformen dauern, wenn aber diese einmal abgenützt wären, keine neuen mehr anzuschaffen seyn." Trotz dieses für die Bürgerschaft Steyr's nicht erfreulichen Be­ scheides gelang es doch, wie spätere Jahre zeigen werden, den Bemühungen angesehener Bürger, die Bürgerwehr zu reorganisieren und später auch die hohe Genehmigung der Statuten für dieselbe zu erhalten. Nach dem Tode Leopold II. begannen die großen Kämpfe Öster­ reichs gegen die französische Revolution und das erste Kaiserreich unter Napoleon I., die auch in Steyr traurigen Widerhall fanden. „Ein ungeheurer Schrecken", so erzählt Prix, „verbreitete sich in Steyr und Viele flüchteten, als namentlich ein großer Theil der sich zurückziehenden österreichischen Armeen durch Steyr zog und der Feind ihnen auf dem Fuß folgte. Die Bürgerwehr hielt Wache an den Thoren und man erwartete die feindlichen Truppen. Da wurde aber ein Waffen­ stillstand geschlossen; es kamen Friedenspräliminarien zu Stande, worauf sich die Franzosen nach Italien zurückzogen. Am 17. October 1797 1797 wurde der Friede von Compo Formio abgeschlossen." Aus diesem An­ lasse veranstaltete die Bürgerwehr ein Dank- und Freudenfest mit großer Paradierung ans dem Stadtplatze, bei welcher der Bürgermeister von

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