Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

186 dieses Corps sich ausgezeichnet durch Treue gegen Gott, gegen Kaiser und gegen das Vaterland. Die neue Fahne wird, wir hoffen es mit Sicherheit, nicht nur ein Symbol, sondern auch die Zeugin der gleichen Treue in einer langen, langen Zukunft sein. Das walte Gott!" Nach dieser feierlichen Ansprache ergriff die hohe Frau die ge­ segnete Fahne und begleitete die Schlussworte mit einem herzhaft gesprochenen „Ja". Das Festbankett der Bürgercorps verlief in schönster Weise. Den Ehrensitz nahm der hochwürdigste Herr Bischof ein, der Statt­ halter Freiherr von Pino und seine Frau Gemahlin und die anderen Ehrengäste reihten sich an. Commandant Bichler eröffnete die Reihe der Toaste mit einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin, dem ein Toast auf die Stellvertreterin Ihrer Majestät, die Frau Gemahlin des Statthalters folgte; den dritten Toast sprach Obmann Tomitz auf das kronprinzliche Brautpaar, den vierten Commandant Bichler auf den hochwürdigsten Herrn Bischof. Dieser dankte in freundlichen Worten und führte den Gedanken aus, dass die Steyrer immer sich ausgezeichnet durch Treue gegen Gott, Kaiser und Vaterland. Er trank auf das Wohl der Bürgergarde. Hierauf erhob sich unter Beifallklatschen die Gemahlin des Statthalters, Baronin Pino, und forderte die anwesenden Damen und Herren auf, dem Bürger­ corps ein dreimaliges Hoch auszubringen. Noch folgten Toaste des Herrn Giani auf Tomitz, des Bezirkshauptmanncs 3 immer (tu er auf den Statthalter, worauf Herr Doppler, Commandant des Bürgercorps von Sicrning, nachfolgende schöne Worte an die Fest- Versammlung richtete: „Wenigen unter uns Menschenkindern wird das Glück zu Theil, das hundertste Lebensjahr zu erreichen, und wenn ein solcher Mensch, dem Gott dieses seltene Alter erreichen ließ, vor uns steht, so betrachten wir denselben mit Achtung und Ehrfurcht. — Mit Achtung und einer gewissen Ehrfurcht betrachten wir auch heute das altehrwürdige Bürgercorps von Steyr, welches das gewiss seltene Fest des 500jährigen ununterbrochenen Bestandes feierte, und mit diesem zugleich die Weihe der neuen Corps-Fahne verband. Aus Nah und Fern sind die geladenen Festgäste herbeigeeilt, um dieses schöne Fest mit­ zufeiern, zur Verherrlichung desselben ihr Schärflein beizutragen. 500 Jahre des Bestehens — wahrlich eine kleine Ewigkeit! Reiche und Völker verschwanden in diesem Zeitraum: das Bürgercorps von Steyr stand uns aber heute mit diesem Alter nur in verjüngter Gestalt gegenüber. Bei dem historischen Festzuge wurden uns heute auch Männer vorge­ führt, in jener Tracht gekleidet und so bewaffnet wie damals, als im Jahre 1390 ein Fähnlein der bewaffneten Bürgerwehr von Steyr mit den herzog­ lichen Truppen Albrechts III. auszog, um die räuberischen Grafen von Rohr

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