Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

184 Das Jahr 1580 bringt zunächst zwei Gruppen: jene der Helle­ bardiere (Anführer: Herr E i d c n b ö ck) und jene der Arkebusiere (An­ führer: Herr Mitter). Beide zeigen bereits die Einwirkung des spanischen Geschmacks. Aus der statten, freien Tracht der Landsknechte ist die steife, spanische Zwangsjacke geworden, doch sind wenigstens noch die Schlitze aus der besseren Vergangenheit übrig geblieben. Die Arkebusiere sind theilweise mit echen, aus der Sammlung von Krems­ münster ausgeliehenen Büchsen bewaffnet. Eine dritte Gruppe aus dieser Zeit, von einem berittenen Anführer (Herrn Wagner) geleitet, stellt die damalige Artillerie dar. Herr Wagner trägt ein Sammt- Wams, ein weites Sammt-Beinklcid mit Saffian-Stiefeln und einen breitkrämpigen Filzhnt mit wallender Feder. Die Mannschaft, von welcher zwei Leute die gleichfalls von Kremsmünstcr ansgclichcne echte Feldschlange tragen, erscheinen in der schon ausgearteten Landsknecht­ tracht — alles Pluder im Übermaß mit farbigen Schlitzen. Die nächste Gruppe von 1680 führt eine echte Fahne mit sich. Sie trägt breite Hüte aus der Zeit des Prinzen Eugen, halblange Röcke mit Überschlägen, weite Kniehosen und Steinschloss-Gewehrc. Mit dieser Gruppe schließt die Reihe malerisch-phantastischer Costüme und es beginnt die Zeit der strammen Uniform. Da ist zunächst die Gruppe aus dem Jahre 1750; sic ist ein genaues Bild der damaligen Gamaschenzeit und trägt den Zopf, sowie die Pudcrguaste. Die Fahne, die sie mitführt, stammt ans den Tagen Maria Theresias. Die Gruppe von 1810 vergegenwärtigt in ihren hohen, quergesetzten Dreispitzen, den knapp an der Taille abgeschnittenen Röcken und den hohen Halskragen.die heitere Verirrung des Ge­ schmackes, welcher in jener Zeit in der Uniformierung maßgebend wird. Auch der Haslinger, sowie der typisch gewordene Backenbart, der sich heute noch bei den Detectivs auf der Bühne erhalten hat, fehlen nicht. Das Jahr 1847 zeigt die hohen, oben ausgebogenen Czakos, die Fracks und das über Kreuz gelegte Bandelier. Mit dem Jahre 1857 beginnt die Uniform wieder kleidsam zu werden. Der Frack ist verschwunden und der Waffenrock an seine Stelle getreten. Die letzte Gruppe endlich repräsentiert das fesche Militär-Kleid der Gegenwart. Auf diesen historischen Festzug, der vorzüglich angeordnet und von den Theilnehmern sehr gut ausgeführt, überall beifällige Zurufe erweckte, folgten sämmtliche anwesende Bürgercorps und Deputationen derselben mit ihren Fahnen und Musikcapellen. Besonders auffallend erschienen die Friedberger mit ihren weißen Uniformen aus dem vorigen Jahrhundert, sowie die Oberndorfer in scharlachrothen Röcken."

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