Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

168 dem von Jedermann der großen Hitze wegen anfgcsuchtcn Wäldchen ein förmliches Volksfest. Während die gutgeschnlte Musikcapelle des Burgercorps heitere Weisen ertönen ließ, hörte man plötzlich gegen die Straße zu stürmisches Hochrufen; daselbst war nämlich Herr Generaldirector Josef Werndl in stattlicher Wagcnrcihe mit etwa 50 Officieren der k. f. Armce-Schützcnschule angelangt, welche nach­ mittags die Waffcnfabrik in Letten besucht hatten. Freudigst über­ rascht durch die ihm gewordene großartige Ovation stieg Herr Werndl, als die Hochrufe gar kein Ende nehmen wollten, mit seinen Gästen endlich aus und betrat dann unter dem Jubel aller Anwesenden den improvisierten „Volksfestplatz". Sichtlich gerührt durch die Beweise der Liebe und Anhänglichkeit seiner Mitbürger ergriff Herr Werndl, nachdem die Musik eine Pause gemacht hatte, das Wort, um erstlich seine Gäste über das „echte Steyrer Bürgerfest, das hier abgehalten wird", aufzuklären, und dann mit von Herzen kommenden Worten für den ehrenden Empfang, der ihm und seinen Gästen durch das Bürgercorps zuthcil geworden, zu danken. Er bemerkte bei dieser Ge­ legenheit, dass, wenn er sich mehr als früher zurückgezogen habe, man ihm das nicht verübeln dürfe; er sei eben „älter" geworden, aber seine Anhänglichkeit an das Corps sei noch immer vorhanden. Das von Herrn Werndl ans letzteres ausgebrachte Hoch wurde stürmisch bejubelt, ebenso dessen weitere Reden auf Se. Majestät und die an­ wesenden Vertreter der Armee. In längerer Rede dankte Herr Bichlcr für das Wohlwollen, das Herr Werndl bei dieser Gelegenheit neuer­ dings für das Bürgercorps bezeugt habe, betonte, dass das Bürger­ corps wie bisher auch künftig immer treu festhalten werde an seiner patriotischen Aufgabe, und brachte schließlich auf den „Vater der Stadt Steyr", Herrn Josef Werndl, der so Vieles schon für seine Vaterstadt gethan, ein dreifaches Hoch aus, in das alle Anwesenden freudigst einstimmten. Tiefgerührt hierüber reichte Herr Werndl dem Redner die Hand und versprach mit freudig ernster, lauter Stimme, „dass er immer ein treuer Sohn der Stadt Steyr bleiben wolle." Unter unbeschreiblichem, nicht enden wollendem Jubel trat hierauf Herr Werndl mit seinen Gästen, die an diesem Bürgerfeste innigen Antheil genommen, die Weiterfahrt in die Stadt an — es war in­ zwischen dunkel geworden und das weitere Exercieren war gestört. Herr Bichlcr ließ antreten und mit klingendem Spiel, begleitet von einer zahllosen Menschenmenge, marschierte das Bürgercorps, hoch­ erfreut über diesen unvergesslichen „Festabend", nach dem Wieserfeld, wo die Auflösung des Zuges erfolgte."

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