Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

3 seinen Nachbar in Sack." Das Land Oberösterreich wurde zum Schart- platze eines verderblichen inneren Krieges, als Jörg von Stain sich weigerte, dem Kaiser die verpfändete Herrschaft Steyr auszuliefern. Jörg von Stain sandte 1000 Söldlinge über Aschach gegen Steyr, wo diese ihr Unwesen trieben und ihre Raubsucht und Habgier befriedigten. Steyr schützte wieder seine Mauern; die Bürgerwehr stand kampfbereit, um Angriffe abzuwehren. Sieben Stürme wurden abgeschlagen, erst beim achten Sturme gelang es Jörg von Stain durch Verrath, Steyrdorf zu erstürmen, worauf die Stadt sich ergeben musste, bis endlich im Herbste 1467 ein kaiserliches 1467 Kriegsvolk vor Steyr anlangte. Die Bürgerwehr griff wieder mnthvoll zu den Waffen, und es gelang mit Hilfe der kaiserlichen Truppen, den gefürchteten Jörg von Stain aus den Stadtmauern zu drängen. Diese neuerdings bewiesene Tapferkeit der Steyrer Bürgerwehr fand auch die gerechte Belohnung in einem huldvollen Dankschreiben ihres Kaisers. Um die gedachte Zeit hat auch Heinrich der Geuman, dessen Sitz zu Schiffahrtsegg nahe bei Kronstorf gelegen war, der Stadt Steyr durch Brief die Freundschaft „abgesagt." — „Da überzogen ihn die von Steyr und belagerten sein Schloss, darin sich gedachter Geuman sammt seinen Helfern aufhielt, eroberten dasselbe, jagten ihre Feinde in die Flucht und zwangen ihn zu schwören, dass er und seine Leute fürshin den Frieden nicht mehr brechen wollen." Mit gleichem Muthe verweigerten sie 1485 den Schaaren des Ungar- 1485 Königs Mathias Corvinus die geforderte Huldigung und erwehrten sich tapfer, unterstützt von dem Burghauptmanne Andre Krabath von Lappitz und seinen Reisigen, ihrer Angriffe. Nach diesen wiederwärtigen Zeitläufen, während welcher die stcyrische wehrhafte Mannschaft — die Bürgerwehr — gezwungen war, ihre Kriegs­ tüchtigkeit und Opferwilligkeit an Gut und Blut zu bezeugen und stets an der Seite ihres rechtmäßigen Herrschers stand und gegen die Angriffe auswärtiger Feinde die Stadt Steyr heldenmiithig vertheidigte, oblag sie aber auch dem Schutze im Innern der Stadt, indem sie den Frieden daselbst aufrecht zu erhalten bestrebt war. Trotzdem der Fehdclust der adeligen Herren infolge der erlittenen Misserfolge eine wirksame Schranke gezogen war und die Zeiten eines Jörg von Stain nicht mehr so leicht wiederkehren konnten, arbeitete man unausgesetzt an der Verbesserung des Kriegswesens. Die mittelalterliche Kriegskunst musste derjenigen der Neuzeit, welche die Maximilianische Zeit eröffnete, weichen. Unter Ferdinand I. erließen die oberösterreichischen Stände eine i532 eigene Landesvertheidigungs - Ordnung und 1532 wurde ein Landesauf- l*

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