Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

134 Einzelne aufgefordert, sich ausdrücklich zu erklären, ob er im Corps bleiben wolle oder nicht. Dem Bürgerwehr-Commandanten konnte es nicht gleichgiltig sein, viele auf dem Papiere als Mitglied stehen und, wenn es zur Erfüllung der Pflichten kam, wenige erscheinen zu sehen. That­ sächlich erschien im „Alpenbote" vom 30. April 1871 folgender Aufruf: „Von verschiedener Seite wurde schon das Gerücht laut, die hiesige uniformierte Bürgerwehr sei im Auflösen begriffen, weil die Betheiligung bei Ausrückungen eine so schwache ist. In Folge dessen ergieng an die Mitglieder die Aufforderung, Jeder möge seine Er­ klärung abgeben, ob derselbe im Corps verbleibe oder austrete. Da ergab sich nun, dass nur ein ganz kleiner Theil sich zum Austritte erklärte, und weil auch durch Todesfälle die Mitgliederzahl vermindert wurde, so erheischt es, dass dieselbe durch neuen Beitritt ergänzt werde. Es ist Ehrensache eines jeden Bürgers, einem Körper anzugehören, der das Recht hat, Waffen tragen zu dürfen, und der sowohl zur Zierde der Stadt, als auch bei ernsteren Zeiten, wie dies vor einigen Jahren der Fall gewesen, seine Dienste zum Schutze der­ selben opfert. Es hat nun auch unser allverehrter Chef der Bürger­ wehr, Herr Major Josef Werndl, sein ferneres Verbleiben dem Corps zugesichert mit dem Wunsche, es möge dasselbe durch zahlreichen Beitritt wieder verstärkt werden. Nun ergeht an alle Jene, welche gesonnen sind, der Bürgerwehre beizutreten, die freundliche Einladung, sich bis inclusive 31. Mai bei einem der gefertigten Comite-Mitglieder melden zu tvollen, an welchem Tage abends 7 Uhr das Comite noch in Herrn Franz Bichler's Gasthaus „zum wilden Mann" in Steyrdorf sich einfinden wird, allwo noch Beitritts-Erklärungen entgegengenommen werden, damit sodann die Rangierung und die nöthigen Exercierübungen unverzüglich vorgenommen und das Weitere verfügt werden kann. Steyr, am 28. April 1871. Das Comite: Alois Nothhaft junior, Franz Greiner, Franz Reichl, Georg Schartner." Am 5. Mai 1871 übernahm Herr Ludwig Großauer die Capellmei st er stelle der Bürgercorps-Musikcapelle, und wurde ihm das unbeschränkte Recht eingeräumt, Mitglieder in die Capelle aufzu­ nehmen oder zu entlassen, aber auch dafür zu sorgen, dass die Capelle in möglichst gutem Stande erhalten bleibe. Der „Alpenbote" vom 3. September konnte berichten, „wenn der junge, strebsame Herr Capell- meister und seine fleißige Capelle mit solchem Eifer weiter arbeiten, wie gegenwärtig, werden wir uns bald wieder einer tüchtigen Instrumental­ musik zu erfreuen haben."

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