Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

— 133 — laut hohem Erlass vom 5. März, Z. 1054/2. V. eröffnet, dass, abge­ sehen von dem Umstande, dass in der gegenwärtig der verfassungsmäßigen Behandlung unterliegenden Regierungsvorlage über das Landwehrgesetz im § 34 der Beschluss der Regierung, dass die Eigenschaft als Mitglied eines uniformierten Bürgercorps nicht von der Erfüllnng der gesetzlichen Wehrpflicht im stehenden Herre oder in der Landwehr enthebt, einen bestimmten Ausdruck gefunden hat, und sonach über das Meritum dieser Petition im Principe schon entschieden ist, dieselbe in eine weitere Ver­ handlung nicht genommen werden kann, da die Gewährung des darin gestellten Ansuchens schon grundsätzlich den Principien des Wehrgesetzes entgegen wäre." Dieser hohe Bescheid hatte die Folge, dass sich das Grazer Bürger­ corps, und mit ihr die anderen, fest entschlossen, die Bürgercorps mit ihren Statuten und Privilegien noch fortan aufrecht zu erhalten. Auf die Anfragen der Bürgercorps von Wels und Enns, was die Steyrer Bürgergardc zu thun gedenke, wurde in obigem Sinne geantwortet. Damit hatte vorläufig die Frage des Bestandes ein Ende. Die Bürgergarde betrachtete bis nun die Benoit'sche und Pacher'sche 1870 Stiftung von je 1000 fl. Cmze., deren Interessen alljährlich behoben wurden, als Corpsstiftungen, bis mit Anfang 1870 die k. k. Finanz- Procuratur an die hohe k. k. Statthalterei das Gutachten abgab, dass, nachdem die Artillerie-Abtheilung des Bürgercorps aufgelöst wurde, diese Stiftungen reine Armenstiftungen geworden seien und das Bürgercorps die angeblich widerrechtlich bezogenen Zinsen des Benoit'schen Stiftungs­ capitales vom Jahre 1852—1869 an die Armenstiftung rückzuzahlen habe. Donnerstag den 9. Juni 1870 wurde die Stadt Steyr durch den Besuch des Kronprinzen, Sr. k. u. k. Hoheit des Erzherzogs Rudolf beglückt. Eine Ehrencompagnie und die Capelle des Bürgercorps waren in dem Bahnhöfe aufgestellt, und als der Zug ankam, wurde die Volks­ hymne gespielt und tausendstimmige Hochs durchbrausten die Luft. Se. k. u. k. Hoheit wurde vom Bürgermeister Pöltl, Bezirkshauptmann Schirnhofer und dem Hauptmann des Bürgercorps, Edelbauer, empfangen und ehrfurchtsvoll bewillkommt. Er gieng die Front der Ehrencompagnie entlang und gieng dann, freundlichst nach allen Seiten grüßend, durch den Ausgangscorridor dem Wagen zu. Nachmittags verließ Se. k. u. k. Hoheit, befriedigt von dem Gesehenen, wieder Steyr. Schon seit längerer Zeit zeigte es sich, dass die Mitglieder des i87l Bürgcrcorps eine gewisse Lauheit in der Erfüllung ihrer Pflichten an den Tag legten. Es wurden mm von Seite des Bürgerwehr-Comman- dauten die Mitglieder des Bürgercorps mittelst Circulars, u. zw. jeder

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