Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

2 — Die wehrhafte Mannschaft wurde von Zeit zu Zeit im Aufträge des Landesherrn gemustert, sowie sie auch stets bei der Verbesserung ihrer Vertheidigungswerke mit thätig war, denn fortwährend wurde ihre per­ sönliche Freiheit durch äußere Feinde bedroht. 1380 „Im Jahre 1380", so schreibt Prevenhuber in seinen Annales Styrenses: „erhub sich in der Gegend um Steyr eine Unruhe, durch die von Rohr, eines alten Herrngeschlechtes in diesem Lande; dieselben nun thäten ans ihren damahlen Vesten Schloß Leonstain am Wasser der Steyr, ungefehr zwo Meilen von hier gelegen, den Benachbarten mit rauben und plündern schaden; und führten dieselber Orten reisenden Leute gefangen dahin. Diesem nun zu wehren begab sich Herzog Albrecht in's Land und hieher gen Steyr, überzog die von Rohr mit Kriegsvolk und belagerte das Schloß, gewann solches nach langer Belagerung, liess es ausbrennen und zerstören, davon das alte Gemäuer und die Rudera znmtheil noch zu sehen." Wilhelm von Rohr flüchtete, um nicht in die Hände des Herzogs zu fallen. Die Rohrer mußten sich unterwerfen, ihre Besitzungen abtreten und auf das Recht, Fehde zu führen, für immer Verzicht leisten. Herzog Albrecht belohnte die Stadt Steyr, deren bewaffnete Bürger „die bei dieser Belägerung Hülff und Beistand erzeigten", durch Bestätigung der hergebrachten Rechte und Freiheiten und befahl „denen Bnrggraven von Steyr, dass woferne jemand die Steyrischen Bürger um derentwillen anfeinden oder beschweren wollte, dieselben dagegen sestiglich zu beschirmen." Diese Episode bildet auch für die bewaffnete Bürgerwehr Steyr's ein besonderes Ehrenblatt in der Geschichte derselben. Eingedenk dieses so ehrenvollen Zeitabschnittes feierte im Jahre 1880 das heute bestehende Bürgercorps ein besonderes Fest zur Erinnerung an den vor 500 Jahren schwer erfochtenen Sieg zur Herstellung der durch die Rohrer beschimpften Ehre des Landesfürsten. 1395 Nach dem Tode Albrecht III. im Jahre 1395 war die Stadt neuerdings gezwungen, ihre Bürgerwehre unter die Fahnen zu rufen und war zu dieser Zeit, da sie von keiner Seite eine Unterstützung erwarten konnte, auf ihre eigene Kraft angewiesen. Durch mehr als vier Jahre stand die tapfere Bürgerwehr in fortwährender Kampfbereitschaft, und nur der kriegstüchtigen Haltung derselben war es zu danken, dass ein Angriff der Gegner auf Steyr nicht unternommen werden konnte. Nach kurzer Ruhezeit wurde aber die Lage der Stadt, trotz der angewandten Mühen 1466 vom Neuen trostlos. „Anno 1466", so schreibt der Chronist, „war ein unfriedlicher und verwirrter Zustand damahlen im Land und um die Stadt Steyr. Wer stärker war und den andern vermochte, der schob

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