Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

Dieser Note folgte nachstehender Befehl: „Bei einer größeren Unruhe der Sträflinge in Garste» sind von Seite der Garde die äußeren Posten zu besetzen und wird dies durch Allarmschlag bekannt gegeben. In diesem Falle haben sich die Herren Officiere, Unterofficiere und Garden aller 4 Compagnien am Stadtplatze vor dem Rathhause möglichst schnell in voller Rüstung mit Czako einzufinden. Steyr, den 17. April 18(50. Vom Commando der Biirgergarde: Gustav Gschaider, interimistischer Commandant." Der herannahende Krieg absorbierte alles verfügbare Militär und das Bürgercorps in Steyr, beseelt von Patriotismus, drückte seine Bereitwilligkeit ans, die k. k. Wachmannschaft in Garsten abzulösen und dort den Wachdienst zu versehen. Am 9. Juni um 5 Uhr nachmittags berief der Jnterims-Comman- dant der Bürgergarde, Herr Gustav Gschaider, int Saale des Rath- hauses sämmtliche Mitglieder der Bürgergarde zusammen und theilte denselben einen Erlass des hohen Jnstizministcriums vom 2. Juni mit, in welchem die Anfrage gestellt wurde, „ob das Bürgercorps der Stadt Steyr, im Falle die kriegerischen Ereignisse das hohe Kriegsministerinm bestimmen sollten, die k. k. Wachmannschaft im Strafhausc zu Garsten abzurufen und in ihr Regiment einrücken zu lassen, geneigt sein würde, für die Kriegsdauer die Garnisonsdienste daselbst zu versehen." Nach einigen beherzten Worten des Commandanten und nach Hinweis des Hanptmann-Anditors Dr. Pi er er ans den Fahneneid, forderte der Hauptmann-Rechnnngsführer Schweikofer die Garden ans, die An­ frage bejahend zu beantworten, und mit einem dreifachen Hoch auf Kaiser Franz Josef I. stimmten die Garden zu. Der Bürgermeister dankte den Versammelten für den eben vollzogenen patriotischen Act mit dem Bemerken, dass er stolz darauf sei, der Vorstand einer Stadt zu sein, welche von jeher durch Treue und Loyalität sich hervorgethan habe, drückte seine Freude über die stets so ausgezeichnete Haltung der Bürger- garde ans, und gab schließlich die Versicherung, dass er alles Mögliche thun werde, das Bürgercorps zu unterstützen und den mit Opfer und Beschlverdcn verbundenen Wachdienst nach Thnnlichkeit zu erleichtern. Der Commandant gab sodann im Auftrage des Majors der Bürgergarde, Herrn Josef Werndl, die Erklärung ab, dass dieser für die Dauer dieser Wachdienste täglich sieben Gulden für die Mann­ schafts-Menage beisteuern tverdc. Diese Mittheilung und die Ansprachen wurden mit Bravo- und Hochrufen aufgenommen. Die Bürgergarde hatte somit eine wichtige Mission übernommen. Das Corps stand in Bereitschaft.

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