Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

110 Am 22. Juli kam Herr Werndl, empfangen von Tausenden Bewohnern der Stadt, von Amerika wieder in Steyr an. Das Bürgcr- corps gedachte die glückliche Heimkehr durch einen Ausmarsch und ein Lager im Föhrcnschacherl zu feiern, allein die ungünstige Witterung vereitelte dies Borhaben. Erst am 8. August, gelegentlich einer Exercierübung, kam das Bürgercorps dazu, seinem Major ans Anlass der glücklichen Wiederkehr desselben zu huldigen. Ein kunstreich gearbeiteter Silbcrpokal, dessen Kosten durch eine allgemeine Subscription im Bürgercorps gedeckt wurden, sowie ein Album, enthaltend die Photographien der Oberofficicrc und der Ehrenmitglieder des Bürgercorps, wurden ihm überreicht, um ihm die Liebe und Verehrung des Corps, an dessen Spitze er stand, zu bezeugen. Als Herr Major Werndl mit seinem Adjutanten um 5 Uhr auf das Exercierfeld kam, stellte sich das Bürgcrcorps an pamdc ans und präsentierte. Der Herr Major durchschritt die Front, hielt gegenüber der Fahne an und hielt beiläufig folgende Ansprache: Meine lieben Mitbürger! „Als ich vor 16 Tagen von Amerika heimkehrte, hatte ich bereits Gelegenheit, viele meiner Mitbürger zu begrüßen, und ich freue mich heute, die Bürgergarde hier so zahlreich versammelt zu sehen und begrüße Sie nun ebenfalls recht herzlich! Es freut mich, dass während meiner Abwesenheit die Bürger­ garde einen so namhaften Zuwachs erhalten hat, und ich erblicke darin den besten Beweis, dass der Wert des Institutes der Bürger­ garde mehr und inehrAnerkennung findet. Mögen auch Einzelne diesen Wert negieren, mögen Böswillige selbst unsere Loyalität ver­ dächtigen, ich trage die volle Überzeugung in meiner Brust, dass kein Einziger unter uns das heilige Gelöbnis vergessen hat, welches wir im abgelaufenen Jahre (bei Gelegenheit der Fahnenweihe) der neuen Fahne zngcschworen haben; — ich bin fest überzeugt, dass jeder von uns Gut und Blut auf den Altar des Vaterlandes opfern wird, sobald unser geliebter Kaiser uns ruft. Und eben weil ich diese Überzeugung in meiner Brust trage, fordere ich Sie auf, aus der Tiefe Ihrer Brust zu rufen: Hoch lebe unser ritterlicher Kaiser! Und an Sie, hochverehrter Herr k. k. Statthaltereirath und Bezirksvorsteher, richte ich die ergebenste Bitte, diese unsere Loyalität und Gesinnungen geeigneten Ortes der Wahrheit getreu zur Kenntnis bringen zu wollen.

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