Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

110 bäumen herrlich bccoricrtcu Brunnen erhob sich das schöne, im gothischen Style aufgeführte und von Innen mit Tannenkränzen geschmückte Capellen- zelt mit dem glänzenden Altare, dem großartigen Baldachine über dem bischöflichen Thron mit allen den zur kirchlichen Feier nothwendigen Requisiten. Neben dem bischöflichen Throne und ihm gegenüber befanden sich die Sitze für den assistierenden Clerus, dem Altare gegenüber rechts war der Betstuhl mit Sitz für den Statthalter-Stellvertreter, links der Betstuhl sammt Sitz für die Fahnenmutter. Zn beiden Seiten des Capellenzeltes waren nette und geräumige Pavillons für die hohen Militär- und Civil-Autoritäten, die Deputierten der verschiedenen Bürger­ corps, für den Gemeinderath, die Frauen der Herren Offiziere u s. w. Am Morgen wurden noch die Garden von Enns, Hall, Sierning, Kematen und Steinbach mit Pöllerschüssen und klingendem Spiele em­ pfangen. Vor 9 Uhr erfolgte der imposante Einzug der Garden auf den Festplatz und die Formierung des Karres durch dieselben um das Capellenzelt, von welchem gerade gegenüber die Steyrer Bürgergarde aufgestellt war. Nachdem die geladenen Civil- und Militär-Autoritäten sammt den Deputationen, dem Gcmeinderathe u. s. w. die ihnen in den erwähnten Pavillons bestimmten Plätze eingenommen hatten, zog der hochwürdige Clerus in vollem Kirchenornate mit Krenzfahnen und Trag­ himmel an das untere Ende des Stadtplatzcs, um daselbst Se. bischöf­ lichen Gnaden zu empfangen. Derselbe erschien bald in Begleitung des hochw. Herrn Domdechants von Linz und des ersten Herrn Domvikars und hielt nun unter dem Geläute aller Glocken seinen Einzug in das Capcllcnzclt, wo die zu weihende Fahne auf einen Tisch gelegt wurde. Nach kurzem Gebete gewandete sich der hochwürdigste Herr Bischof in die Pontifical-Kleidcr und schritt dann mit Insul und Pastorale der außer­ halb des Zeltes bereitstehenden Kanzel zu, mit daselbst einen passenden Vortrag zu halten, worin er, nachdem er den väterlichen Gruß und Segen Sr. Heiligkeit Pius IX. den Steyrern überbracht hatte, aus der Geschichte der bewaffneten Steyrer Bürgcrwehr und von den Farben der Fahnen, sowie von dem Bilde des heiligen Markgrafen Leopold auf derselben Veranlassung nahm, die Stadt zur treuen Anhänglichkeit an Se. Majestät den Kaiser, an das gemeinsame Vaterland und an die Kirche zu ermahnen, und sämmtlichen Bewohnern ans Herz zu legen, durch jene Tugenden und überhaupt durch einen christlichen Lebenswandel ihre Stadt groß und ruhmvoll zu machen. Nach dieser Rede begann das Pontificalamt, wozu die „Liedertafel" und das „Kränzchen" die Vocal- messe von Haslinger meisterhaft ausführte. Die Steyrergarde gab dabei die üblichen Salven. Nach beendigtem Hochamte erfolgte die kirchliche

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