Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

1015 Dieses Schreiben verfehlte seine Wirkung nicht. Die Deputation wurde freundlichst empfangen und ihr bedeutet, es wäre besser, die Adresse Sr. Majestät dem Kaiser selbst zu überreichen. Seine Excellenz sagte der Deputation, sie möge den nächsten Tag um halb 11 Uhr erscheinen, um tvelche Stunde sie Se. Majestät der Kaiser empfangen werde. Als die Deputation zur bezeichneten Stunde erschien, wurde sie durch die Güte Sr. Excellenz des Herrn General-Adjutanten Sr. Majestät dem Kaiser sogleich vorgestellt, der sie mit wahrhaft kaiserlicher Huld cmpfieng. Se. Majestät nahmen die Versicherungen der innigsten Antheil­ nahme an der Genesung Ihrer Majestät der Kaiserin sichtlich gerührt entgegen, übernahmen die Adresse und bemerkte, Er werde dieselbe der Kaiserin selbst übergeben. Als die Deputation sich empfehlen wollte, fragte der Kaiser, ob die Fahnenweihe des Bürgercorps schon vorüber sei, oder wann dieselbe abgehalten werde? Herr Major Werndl sagte dann den Tag der Weihe und stellte an Seine Majestät in tiefster Ehrfurcht für das Bürgercorps die Bitte um die Bewilligung zur Führung von Kanonen, welche Bitte von Sr. Majestät huldreichst aufgenommen und notirt wurde. Die Deputation wurde sodann huldvollst entlassen. Die überreichte Adresse hatte folgenden Wortlaut: „Allergnädigste Landesmutter! Der Jubelruf, welcher von den Bewohnern Ihrer kaiserlichen Majestät Residenzstadt Wien über Allerhöchst Dero glücklichen Wieder­ genesung von langem und schwerem Leiden erklungen ist, hat nicht verfehlt, in allen Theilen des großen Kaiserreichs und weiter hinaus in den Gefilden Allerhöchst Ihres Geburtslandes den lebhaftesten Wiederhall zu finden, und das in unbegrenzter Ehrfurcht unterzeichnete Bürgercorps der stets getreuen Stadt Steyr ist nicht die letzte Körper­ schaft, welche sich in tiefster Verehrung wegen Euer Majestät Wicder- genesung unaussprechlich glücklich fühlt. Nehmen Ihre Majestät den Ausdruck unserer ungetheiltcn Herzens­ freude über dieses glückliche Ereignis mit gewohnter Huld entgegen, und schenken Allerhöchst dieselben der Versicherung Glauben, dass wir keine Stunde unseres Lebens seliger empfunden haben, als die, welche wir im freudigen Bewusstsein durchleben, dass Ihre Majestät, von der göttlichen Vorsehung bestimmt, durch die hocherfreuliche Wieder­ genesung den Völkern Österreichs als hochverehrte Landesmutter erhalten, heiter und froh als treue Lebensgefährtin an der Seite unseres viel­ geliebten Kaisers wandeln, für Allerhöchst welchen und Sein erhabenes Haus wir jederzeit bereit sind, Gut und Blut zu opfern.

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