Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

96 dic sich angeschlossen hatten, traten an diesem Tage in der frühesten Morgenstunde den weiten Marsch an, um nach einer sechsstündigen lustig verbrachten Fahrt um 10 Uhr vormittags wohlbehalten in Waid' Hofen anzukommen, woselbst eine Viertelstunde vor der Stadt zu ihrer Überraschung das ganze Waidhofener Bürgercorps zum Empfange auf­ gestellt mar. Nach kurzer Rast erfolgte der gemeinsame Einzug in die Stadt. Voran die Capelle der Waidhofener mit einer Abtheilung dortiger hübsch adjustierter Garden, an deren Spitze der joviale Commandant Hauptmann Hofer, hierauf Major Josef Werndl ^mit seinem Adjutanten zu Pferd, dann die Steyrer Gardisten mit ihrer wackeren Capelle, endlich die zweite Abtheilung Waidhofener Garden in Begleitung von Tausenden Bewohnern der Stadt und Umgebung, schließlich zahl­ reiche große und kleine Wägen mit dem Gepäcke der Steyrer. Unter jubelnden Zurufen marschierten die Garden durch die Stadt, machten „im Anger", der schonen Schießstätte, Halt und durften nach abermaliger Begrüßung, Defilierung und gegenseitigen Vorstellungen abtreten. Nach kurzer Erholung und eingenommenem Mittagsmahlc folgte der Ausmarsch ins Lager in der früheren Ordnung. Der Lagerplatz war nett und einfach mit zahlreichen Fahnen, Lampen und Ballons geziert, und als mit zwei Uhr die Bürgergarden an den zweckmäßig rangierten Sitzen Platz genommen hatten, herrschte in der großen Versammlung die freudigste Stimmung. Commandant Hanptmann Hofer hielt eine wohlgesetzte, für die Steyrer schmeichelhafte längere Ansprache, welche mit lebhaftem Bcifalle aufgenommen wurde. Nun erhob sich Major Werndl, dankte im eigenen und im Namen der ganzen Steyrcrgarde für den überaus freundlichen Empfang und die liebevolle Aufnahme, lud die Waidhofener ebenso herzlich und dringend ein, sich von den Folgen der heutigen Zu­ sammenkunft in Steyr persönliche Überzeugung zu holen, ließ cs an Versicherungen der Freude und gegenseitiger Freundschaft nicht fehlen, und brachte am Schlüsse seiner kurzen und bündigen Erwiderung auf Seine kaiserliche Majestät einen Toast aus, indem er sagte: „Ich glaube nur den Gefühlen dieser cdlen und großen Versammlung Ausdruck zu geben, wenn ich ein dreimaliges Hoch auf unsern geliebten und schon so viel geprüften Kaiser Franz Josef, auf eine baldige und dauernde Genesung Ihrer Majestät der Kaiserin, sowie auf stetes Wohlergehen des allerdnrchlauchtigsten Kaiserhauses darbringe", 'welche Worte mit seltenem Jubel aufgenommen und erwidert wurden. Andere Toaste folgten, als plötzlich ein heftiges Unwetter dem »schönen Feste ein vorzeitiges Ende machte.

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