Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

94 allwo für mehr als anderthalbtauscnd Personen Sitzplätze mit großem Aufwande an Zeit, Mühe nnd Geld hergerichtet waren, eingerückt sind. Hoch oben an einem großen Baume flatterte lustig eine Riesen- fahne in der Farbe des Kaiserhauses. Fast an allen Tischen nnd Bänken waren Fähnleins und Fahnen mit den Farben Österreichs nnd der Stadt Steyr angebracht, in der Mitte des Gartens gegen Osten das Bildnis des Kaisers prächtig verziert; kurz, alle Einrich­ tungen zweckmäßig, elegant, mit Geschmack und Kenntnis getroffen, so zwar, dass wohl nur selten die Vorfeier des kaiserlichen Geburts­ tages bei uns so großartig, herzlich und festlich begangen worden ist, wie es hier beantragt war, und weshalb auch das Steyrer Bürger­ corps in vollster Parade mit fliegender Fahne ausmarschiert ist. Kaum in dem Garten angekommen, in welchem sich schnell ein gar holder Kranz edler Damen und ein buntes Gemisch kaiserlicher und Bürgercorps-Uniformen in dem Kreise zahlreicher Gäste bewegten, musste derselbe schon wieder verlassen werden, denn fort und fort regnete es. Die Gäste verloren sich in die verschiedenen Gasthäuser Siernings. Jedes innigere, freundschaftliche Eingehen zwischen den verschiedenen Corps war zwar bedeutend erschwert, jedoch herrschte doch heitere Stimmung in den verschiedenen Localen, und mit dem Schlage 8 Uhr stand das Bataillon marschfertig vor dem Schlosse aufgestellt, woselbst Herr Major Werndl abermals ein dreimaliges Hoch dem Kaiser und seinem allerhöchsten Hanse, ein Hoch dem con- stitutionellen Staatsministerium und eines dem Bürger­ meister zu Wels, Neichsraths-Abgeordneten Herrn Dr. Groß, dar­ brachte, worauf der Rückmarsch angetreten wurde. Voraus marschierten die wackeren Sierninger, welche sich am Ende des Marktes aufstellten nnd den Steyrcrn die letzten Ehren er­ wiesen. Hier machte das Corps nochmals „Halt", und indem der Herr Major in wenigen warmen Worten den Sierningcrn nnd Ennsern für den herzlichen Empfang den innigsten Dank anssprach, ertönten vom Corps Lebehochs an die E n n s e r- und Sierninger- garde, an die Herren und Frauen Festordner, sowie an die ganze Gemeinde Sierning. Nun gieugs unter allseitigem tausend­ und abermals tausendstimmigen Zuruf und unzählbaren Pöllerschüssen der -lieben Heimatstadt zu, deren Weichbild das Corps um 10 Uhr erreichte. Nach kurzer Rast durchzog die Garde mit klingendem Spiele die festlich beleuchteten Straßen nnd Gassen der Vorstädte Aichet, bei der Steyr, Steyrdorf und Enge bis hin zum freundlichen Rathhause; auch dieses erglänzte im Lichte zur Freude des Corps."

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