Chronik des Bürger-Corps der Stadt Steyr

88 begleitet, beit Stadtplatz heraufmarschierte, sich die Sonne in ihrem vollen Glanze zeigte. Nach dem- Hochamte, ungefähr um 9 Uhr, setzte sich der lange Zug von der Stadtpfarrkirche ans in Bewegung. — Der Himmel verlor auf eine Zeit seine trotzige Miene und schien von nun an den Tag, den wir mit Recht den schönsten im ganzen Jahre nennen können, besonders noch zu begünstigen Die Bnrgergardc hatte sich unterdessen mit ihrer Musikbande auf dem Platze aufgestellt und bildete für Viele die Hauptsache des ganzen Festes. Sie sah auch wirklich ganz gut ans — die Bande mit ihren blankgeputzten Instrumenten — die Garde mit neuen Gewehren, die bei jeder Bewegung die Augen des Beschauers blendeten, kurz alles zusaminengenommen gewährte einen angenehmen Anblick. Jetzt kam der eigentliche Festzng: Vorne die sämmtlichen Schüler und Schülerinnen der ganzen Stadt mit ihren Standarten, dann die Fahnen der verschiedenen Zünfte, von einer Unzahl Menschen gefolgt. Hier wurde gesungen, dort gebetet, von rechts her erschallt das Com- mandowort des Officiers, welcher die Ehrenwachen führte; an der linken Seite spielte die Bande, da eben die Garde in Front präsen­ tierte; eine heilige Stille aber herrschte während der Evangelien, so zwar, dass wir bis an das unterste Ende des Platzes die Gebete des Priesters und die Chöre, welche von den Sängern und Sängerinnen ans eine feierliche Weise vorgetragen wurden, vernehmen konnten. Ausgezeichnet waren jedoch die fünf von der Bürgergardc abge­ feuerten Salven, man könnte sagen, es war immer wie aus einem Rohre, was um so mehr zu wundern war, da das Commandowvrt durch eilt nicht unbedeutendes Geräusch der Betenden fast übertönt wurde. — Offen und mit Freuden gestehen wir, dass wir in den Erwartungen nicht nur nicht getäuscht, sondern weit übertroffen wurden. Wäre die Garde in ihrer Uniform weniger roth, so könnte man die­ selbe jeder Stadt als Muster anpreisen. ■— Jedenfalls hat Stehe durch die neue Garde wieder viel gewonnen, und wir statten dem Herrn Commandanten, der keine Mühe und Kosten scheute, dieselbe ins Leben zu rufen, dafür unsern herzlichen Dank ab." Die Bürgergarde war Herrn Josef Werndl für die Übernahme der Majors stelle zu großem Danke verpflichtet und die Wahlcomission hatte beschlossen, ihm ein hübsch ausgestattetes Wahl-Diplom zu überreichen. Am Sonntag den 26. Mai verfügten sich die sämmtlichen Mit­ glieder dieser Commission zu Herrn Josef Werndl, der, obwohl er

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