Zur Chronik der bürgerlichen Brauerei Steyr

- 2 - (Hektolitergraden) ermittelt und diese hl bildeten das Kontin¬ gent der einzelnen Brauereien. Das Verhältnis des einzelnen Kon¬ tingents" zur Gesamtsumme der hl. der österreichischen Brauindustrie war die Quote für die Zuweisungen seitens der Brauerzentrale. Nach dem Kontingent richtete sich also die Möglichkeit, Roh- und Hilfsstoffe zu bekommen, um den Betrieb im Kriege überhaupt fort¬ setzen zu können. Mit der Fortsetzung des Betriebes war wieder überhaupt erst die Möglichkeit verbunden, ein Unternehmen aufrecht zu erhalten, den Personalstand so weit als möglich zu behalten, wobei auch die Enthebungen vom Kriegsdienst in Betracht kamen usw. Durch die außerordentlichen Verhältnisse der Kriegswirtschaft war also ein Braukontingent auf einmal ein großer Wert geworden, weil man ja nur auf Grund des "Kontingents Gerste oder Kohle und dgl. bekam, während ja heute, wie vor dem Krieg, das Verhältnis gerade umgekehrt ist, denn es bemühen sich die Lieferanten, Geschäfte zu machen und jede Brauerei kann beliebig viel beziehen. Ein Bezugs¬ recht auf Gerste oder Kohle in diesem Sinne ist also heute kein wirtschaftlicher Wert mehr, war es aber im Kriege im höchsten Maße. Diese damals neu entstandenen Werte, nämlich die Braukontingente, waren daher auch Gegenstand eines lebhaften Handels. Infolge der immer niedriger werdenden Zuweisungen - im Jahre 1917 erhielten die Brauereien bloß 8% des normalen Gerstenbedarfes zu¬ gewiesen! - war für kleine Brauereien trotz der Braukontingente der Fortbestand im Kriege fast unmöglich geworden, jedenfalls gab es keinerlei ordnungsmäßige Geschäftsführung mehr, auch ist es bekannt, daß sich kleine Betriebe durch Bezüge außer „Kontingent die oft nur im Schleichhandel möglich waren, viel weniger helfen konnten, als große Betriebe. Mein verstorbener Vater und sein ebenfalls inzwischen verstorbener Kompagnon, Dr. Angelo Crippa, waren an der Ennser Brauerei R. Gruber & M. Lehner beteiligt. Sie konnten während des Krieges auch die Majorität der Aktien der Bürgerlichen Aktien-Brauerei Steyr er¬ werben, welche in die Bürgerliche Brauerei Steyr Gesellschaft m.b.H. umgewandelt wurde. Es war das Verdienst der beiden vorgenannten Herren, daß sie für Enns und Steyr die einmalige Gelegenheit, durch Verwertung des Braukontingentes einen Vermögenswert zu sichern, er¬ faßten. Dieses Verdienst ist umso höher zu bewerten, als die Brau¬

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