Christliche Kunstblätter, 105. Jg., 1967, Heft 3

rat Univ.-Doz. Dr. Kurt Willvonseder neuerrichtete Haus am alten Platz. Das frühere Gebäude war 1944 ein Opfer der Bomben geworden. Seither mußte das Museum mit Notunterkünften sein Auslangen finden. Die Zeit der Ver borgenheit wurde aber unermüdlich genützt, um am Tage X einsatzbereit zu sein. Es fehlte während dieser Zeit aber auch nicht an kräftigen Lebenszeichen nach außen: im adaptierten Vogelhaus fanden zahlreiche Sonderaus stellungen statt, das Volkskundemuseum im Monats schlößchen wurde wiedereröffnet und die Dauerausstel lung mittelalterlicher Kunstwerke, später Burgmuseum ge nannt, auf der Veste Hohensalzburg kam neu hinzu. Der wissenschaftliche Apparat wurde so weit ausgebaut, daß seit 1955 alljährlich die „Jahresschrift" des Museums erscheinen kann. Das wiedererstandene Museum präsentiert sich in einem völlig neuen Gewände. War vorerst das von der Archi tektengemeinschaft Mayr, Ratschenberger und Weißenberger geplante Gebäude Gegenstand städtebaulicher Kritik, so erwies sich im Laufe der Aufstellung, daß die neutraien, flexibel veränderbaren Innenräume einen vor züglichen Rahmen für die Musealobjekte abgeben, de ren Strahlungskraft voll zur Geltung kommen kann. Das Haus umfaßt sechs Geschosse, von denen vier (Tief geschoß, Erdgeschoß, 1. und 2. Stock) Schauzwecken und die beiden obersten mit Bibliothek, Archiven, Gra phiksammlung, Restaurierwerkstätte, Fotolabor, Gemälde depot und Arbeitsräumen dem wissenschaftlichen Dienst und der Verwaltung dienen. Grundgedanke der Aufstellung war die konzentrierte Darstellung der Kunst- und Kulturgeschichte von Salz burg an Hand von nach dem Gesichtspunkt der Quali tät und geschichtiicher Aussagekraft ausgewähiten Ge genständen. Die Durchführung verfolgte das Ziel, einer seits das Einzelobjekt zur Geltung zu bringen, ander seits den inneren Bezug von Objekt zu Objekt unauf dringlich aber doch spürbar anschaulich zu machen. Die Anordnung ist chronologisch, doch wird ein starres Sche ma vermieden. So birgt das ais Lapidarium sich anbie tende Tiefgeschoß nicht nur die römische Sammiung, sondern auch die mittelalterliche Bauplastik, während der Urgeschichte mit der keltischen Dürrnberger Schnabel kanne als Spitzenwerk der Raum um die Freitreppe im 1. Stock zugewiesen wurde. Hier schiießt sich dann die Darstellung des Mittelalters bis zu den Tagen Erzbischof Wolf Dietrichs an, wobei die reiche Sammlung gotischer Tafelbilder und Skulpturen im Mittelpunkt steht. Ein Nebensaal ist der Topographie von Salzburg gewidmet. Der 2. Stock umfaßt die neuere Zeit von Erzbischof Markus Sittikus bis zur Gegenwart. Der Domneubau, die alte Universität, die für Salzburg so fruchtbare Zeit des Ba rocks werden dem Besucher ebenso nahegebracht wie die Zeit der Aufklärung und politischen Unruhen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. In einer Art von Barockgalerie mit zwei großen Gemälden von J. M. Rottmayr als Hauptstücken ist freistehend oder in großen Vitrinen eine Auswahl alter Musikinstrumente versam melt, an denen das Salzburger Museum so reich ist. Am anderen Ende des Stockwerks kann man in einer drei teiligen Vitrine Kostüme des 18. und 19. Jahrhunderts bewundern. Der Nebensaal hat eine kleine Galerie der Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts aufgenommen, in der den Werken der Salzburger Meister Makart und Faistauer der Vorzug gegeben wurde. Die flexible An lage der gesamten Aufstellung erlaubt es ohne beson dere Schwierigkeiten an allen Orten einen Wechsel oder eine anders akzentuierte Konzentration vorzunehmen. Von dieser Möglichkeit haben die Verantwortlichen schon von Anfang an vor allem in der von Valkenauers Kaiserstatuen beherrschten Eingangshalle Gebrauch gemacht, wa derzeit Fayencen, Zinn und aus Anlaß der Wieder eröffnung eingetroffene Geschenke schaugestellt sind. F. F. Gotik In Österreich Krems bietet heuer wieder eine Großausstellung in der Minoritenkirche zu Krems-Stein: Diesmal heißt das ge stellte Thema „Gotik in Österreich" (19. Mai bis 15. Okto ber, täglich 9—18 Uhr). Mit 458 Werken der Malerei, der Plastik, des Kunstgewerbes, der Architektur und über dies noch mit Waffen, Giocken, Schmiedeeisenarbeiten und literarischen Zeugnissen wird in dieser Ausstellung die spätmittelalterliche Kunst aller österreichischen Län der vor Augen geführt, die notwendige knappe Auswahi bedingt den äußersten Qualitätsanspruch. Wenngleich die Gotik der Bundesländer Tirol und Niederösterreich schon gezeigt wurde, fehite jede vergleichende Darstel lung aus dem österreichischen Raum, so daß in Krems vöilig neue wissenschaftliche Zusammenhänge, etwa auf dem Gebiet der Tafelmalerei, der Plastik, der Glasma lerei sowie der Textilien zu erwarten sind. Dies vor aliem auch deshalb, weil Leihgaben aus dreizehn europäischen Staaten kamen, die noch nie in Österreich gezeigt wur den und nun im ursprünglichen Zusammenhang betrach tet werden können. Völlig neu ist die Einbeziehung der Lederschnittbände, von Zinn und Glas, der Glocken und des Schmiedeeisens. Gerade in dem letzten Punkt hat sicher die oberösterreichische Donauschulausstellung in Linz und St. Florian 1965 befruchtend gewirkt. Wichtig ist die Feststellung, daß keine Uberschneidung oder Wieder holung mit Objekten der Ausstellung von 1959 „Gotik in Niederösterreich" erfolgt. Um den Besuchern das Verständnis und das Studium zu erleichtern, sind wieder die einzelnen Sachgebiete räumiich zusammengefaßt. Die Glasmalerei wird geschlossen im nordseitig gelegenen Kapitelsaal dargeboten, in der Krypta findet man Waffen, Glocken, Zinn und Schmie deeisen. Im rechten Seitenschiff ist die Literatur, im linken Seitenschiff die Buchmalerei zu sehen. Die Textilien be finden sich an der Südwand des Chores, wo sie vor direk ter Sonnenbestrahiung geschützt sind. Die Werke der Plastik und die Tafelmalerei sind nach Werkstätten und Meister geordnet über den ganzen Ausstellungsraum verteilt. Greifen wir von den einzelnen Gruppen Beispiele her aus, die die Zielsetzung des Ausstellungsleiters Archiv direktor Dr. Harry Kühnel beleuchten: Unter den Werken der Glasmalerei finden sich auch sechs Scheiben aus St. Leonhard in Murau, die 1892 vom historischen Mu seum der Stadt Basel erworben wurden. Der Meister von Schloß Lichtenstein ist mit zwei Tafelbiidern vertre ten, die aus dem christlichen Museum Esztergom-Gran und aus Warschau kamen. Der Pettauer Altar des Conrad Laib hat einen beherrschenden Piatz im Vorchor gefun den wie ein mittelalteriicher Volksaltar, während als Ziel dieses wundervollen Kirchenraumes der gewaltige Wolf gangaltar von Grades in Körnten aufragt, der wie viele weitere Aussteliungsgüter erst für diesen Aniaß in den Werkstätten des Bundesdenkmaiamtes restauriert wurde.

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