gendes Bild. Bei der Aitarsteilung in der Mitte des Langhauses herrscht eindeutig das Gegenüber von Liturge und Gemeinde am Altar vor. Aber drei dieser Basiliken, alle mit geosteter Apsis, iassen keinen Zweifel, daß in ihnen Liturge und Gemeinde vor der gieichen Altarseite standen und nach Osten blickten. Für die Dermesch-Basiiika von Karthago (5. Dahrhundert; unsere Abb. 2) und die Kirche von Henchir Kasbat (6. Jahrhundert) geht das aus der Tatsache hervor, daß der Altar nicht im Zentrum des zugehörigen Ziboriums steht, sondern zwischen des sen östlichem Säulenpaar, so daß unter dem Ziborium, an der Westseite des Altars, der Platz des Liturgen zu suchen ist", in der Basiiika il von Sabratha (6. Jahr hundert) gibt eine im Bodenmosaik des Bema ausgesparte Zone an der Westseite des Altars den Standort des Litur gen an". Liegt das Altarpodium näher zur Apsis hin, so spricht in fast allen Fällen nichts gegen eine Ausrichtung von Altar und Liturge zur Gemeinde hin. Gelegentlich ist der Abstand zwischen dem Altar und dem seitlichen, in die Apsis hinaufführenden Treppenpaar jedoch so gering, daß in diesen Bauten eher an eine Steliung des Liturgen an der Volksseite des Altars zu denken ist". Mit Sicher heit trifft das Jedoch nur für die nicht genau datierbare zweite Bauphase von Henchir Tarlist zu". Bei der Altar stellung dicht vor der Apsis, erst recht natürlich, wenn der Aitar sich sogar an die Stützmauer der Apsis aniehnt, kommt aliein die Volksseite des Altars als Standort für den Liturgen in Frage»". Ebenso sicher ist meines Erach tens bei den seitenen Beispieien eines in der Apsis selbst stehenden Altars das Gegenüber von Liturge und Gemeinde gewahrt. Man muß daher feststellen: hinsicht lich der Steiiung des Liturgen am Aitar gab es in den nordafrikanischen Kirchen seit dem 4. Jahrhundert kein Entweder-Oder, sondern nur ein Sowohi-ais-auch, wobei Jedoch rein zahlenmäßig die Stellung von Altar und Liturge versus populum dominierte. Die Monumente eriauben nicht die Annahme, daß mit der Bevorzugung der Apsisostung diese Ausrichtung versus populum grund sätzlich aufgegeben worden wäre»'. Werfen wir nun einen Blick in den Giäubigenraum. Aus den iiterarischen Zeugnissen ist uns bekannt, daß die Gläubigen standen»". Augustinus entschuldigt sich mehr fach, daß er zu lange gepredigt habe, vor ailem, „weil ich hier (ruhig) sitze beim Sprechen, ihr dagegen vom Stehen ermüdet"»». Er rühmt die Geduld der stehenden Zuhörer, die nicht einmal die Besucher des Amphitheaters aufbringen würden»», und vergleicht seine Zuhörer we gen des langen Stehens mit den Märtyrern»». Nur Kranke und Schwache durften sich setzen»», vermutlich auf Mat ten. Bänke kannte man nicht. Männer und Frauen stan den voneinander getrennt, und zwar zunächst die Frauen hinter den Männern»'. Später, vieileicht schon in den Tagen des hi. Augustinus»», ging man Jedoch zur Längs gliederung über. Die alte Ouergliederung bestand Jedoch innerhalb dieser beiden Hauptgruppen insofern weiter, ais die Kuriolen und Vornehmen der Stadt vor den Hand werkern standen und hinter diesen wiederum die Skla ven»». Einen gesonderten Platz, vermutlich in der Nähe der Apsis, hatten die gottgeweihten Jungfrauen und Witwen, wie das auch in Mailand und Rom üblich war»». Dieser Bereich muß gelegentlich sogar besonders abge grenzt gewesen sein, denn im Louvre in Paris befindet sich eine tabula ansata, die in Henchir Ain Safar gefunden wurde, mit der Inschrift: Virginum can(ceiius). b(onis) b(ene)»'. Die Büßer hatten ebenfalls einen besonderen Platz, den locus poenitentiae»", der vermutlich in der Mitte der Gemeinde lag, denn Augustinus sah bei der Predigt die Büßer als Gruppe vor sich und sprach sie öfter als eigene Gruppe der Zuhörer an»». Dabei wandte er sich gegen Büßer, die den Bußplatz offensichtlich als einen bevorzugten Platz betrachteten'». Die Sänger»» und gelegentlich auch die Neugetauften»» hielten sich auf dem von canceiii eingefaßten Altarpodium auf. Die ver sammelte Gemeinde war mithin mehrfach gegliedert. Die Grabungen haben Jedoch keinen Anhaltspunkt dafür ergeben, daß die einzelnen Gruppen durch Schranken oder sonstwie voneinander getrennt gewesen wären, wie das zuweilen in den syrischen Kirchen der Fall war", in Nordafrika konnte aber auch der Wortgottesdienst räumlich getrennt vom Opfermahi stattfinden, wie uns das auch aus anderen Gebieten der alten Welt zu die sem Zeitpunkt mitgeteilt wird»». So gibt es etwa nach der Meinung Tertullians für die Frauen drei Anlässe, um das Haus zu verlassen, nämlich der Besuch eines Kran ken, die Darbringung des eucharistischen Opfers und die Teilnahme am Dienst des Wortes Gottes»». Aus dem zwanglosen Nebeneinander dieser Aufzählung hat be reits E. Dekkers auf eine Trennung der beiden gottes dienstlichen Formen geschlossen'»». Augustinus erklärt am Schluß seiner Predigt zum Fest der 20 Märtyrer: „Dies genüge Euer Liebden als Unterweisung an diesem heiligen Ort. Denn die Tage sind kurz, und in der größeren Basilika Abb. 6: Hippo Regius, 4./5. Jahrhundert (nach Marec). öi_Pj ! r
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