Altar? Die Kirchen Nordofriicas folgten auch hierbei keinem einheitlichen Brauch. Sie bieten vielmehr drei Möglichkeiten an. in den drei östlichen Provinzen (Byzacena, Proconsuiaris und Tripoiitana) dominiert der fast in der Mitte des Langhauses stehende Aitar (Abb. 1 und 2). Die meisten dieser Bauten haben eine gewestete Apsis. Die gleiche Anordnung ist gelegentlich auch in den beiden westiichen Provinzen (Mauretania und Numidia) anzutreffen, hier aber durchwegs in Basiiiken mit geosteter Apsis (Abb. 5). Bei dieser weit vorgezo genen Aitarsteiiung verbanden canceiii den Altar mit der Apsis (Abb. 2). in den Großbauten von Karthago sind zwar keine Spuren solcher Schranken erhalten, doch muß man damit rechnen, daß diese Basiiiken eben Hoizschranken besaßen (Abb. 1). Bei dieser Aitarsteiiung wird der größte Teil des Mittelschiffs für den umschrank ten Bezirk beansprucht, so daß ein Teil der Giöubigen sicher in die Seitenschiffe ausweichen mußte (Abb. 2). Abb. 5: Sötif, Basilika A und B, Mitte der 2. Höifte des 4. Jahrhunderts (nach Fövrier). •B®—f «I ; Hierdurch wird zugleich erhärtet, daß der Bischof auf seiner Kathedra sehr weit von der Gemeinde entfernt war und es schwer hatte, sich den Gläubigen verständlich zu machen". Das umschrankte Bema mit dem Altar kann aber auch in geringerem Abstand vor der Apsis seinen Platz haben, eine Anordnung, die besonders in Numidia und Byzacena bevorzugt wurde. Dabei kann das Bema das gleiche Niveau wie die Apsis selbst haben (Abb. 7); es kann aber auch eine breite mehrstufige Treppe in der Bau achse zur erhöhten Apsis hinaufführten (Abb. 2 und 6). Zumeist ist jedoch der Apsisbühne ein seitliches Treppen paar vorgelagert, zwischen dem die Stirnwand der Apsis aufragt (Abb. 4 und 5). Dieses Treppenpaar kann sowohl innerhalb wie außerhalb des umschrankten Altarbezirks ansetzen". Bei der dritten Möglichkeit steht der Altar sehr nahe vor der Stirnwand der Apsis oder sogar fest an diese Stützwand angelehnt. Es handelt sich bei diesen ins gesamt 17 Basiiiken ausnahmslos um Bauten mit einer geosteten Apsis, die, sofern datierbar, dem ausgehen den 4. Jahrhundert und dem 5. Jahrhundert angehören. Mit Ausnahme der Basilika von Tigzirt (1. Hälfte 5. Jahr hundert) liegen sie alle In der Provinz Numidia. Abge sehen von der Nordwest-Basilika von Timgod, der Ba silika von Tigzirt, der Basilika von Morsott und der von Mechta Torf" handelt es sich dabei um kleine Kirchen zwischen 9 und 17 m Länge und 5 bis 9 m Breite''. Nur äußerst selten steht der Altar in den nordafrikani schen Kirchen in der Apsis selbst, die in diesem Fall stets geostet ist. Diese Ausnahmesituation ist fast aus schließlich in den westlichen Provinzen Mauretania und Numidia anzutreffen, wo man jeweils fünf Beispiele an führen kann". Auf Grund dieser verschiedenen Lagen des Schranken bezirks mit dem Altar stellt sich nun die Frage, an wel cher Seite des Altars der Liturge während des eucharistlschen Opfers stand, ob er der Gemeinde gegenüber stand oder mit ihr in die gleiche Richtung schaute. Auch in dieser Frage folgte man in Nordafrika keinem be stimmten Gesetz. Bei Tertuliian erfahren wir bereits, daß die Gemeinde die Vorgänge am Altar beobachten kann". Noch deutlicher bezeugt das Augustinus. Als er den Neugetauften den Ritus des Tisches des Herrn erklärt, an dem sie in der Osternacht erstmals teilgenom men haben, sagt er ihnen: „Jenes Brot, das ihr auf dem Altar seht, geheiligt durch ein V\fort Gottes, ist Christi Leib; jener Kelch, genauer, das was der Kelch enthält, geheiligt durch ein Wort Gottes, ist Christi Blut"." Beim gleichen Anlaß will Augustinus die Neugetauften auf die Wesensverwandlung der eucharistischen Gaben hin weisen, die für das Auge nicht erkennbar ist. Dabei ruft er Ihnen zu: „Was ihr auf dem Tisch des Herrn seht, seid ihr, soweit es die Speeles dieser Dinge betrifft, auch auf euren (häuslichen) Tischen zu sehen gewohnt"." Die Gläubigen konnten mithin die eucharistischen Ga ben während des eucharistischen Opfers und sogar nach erfolgter Konsekration auf dem Altar liegen sehen. Dann muß der Liturge zumindest in der Gemeinde des Augustinus versus populum am Altar gestanden haben. Der archäologische Befund der Kirchen in Nordafrika zeigt indessen mit aller Deutlichkeit, daß dies nicht aus schließlich der Fall war. Folgen wir den soeben genann ten Möglichkeiten der Aitarsteiiung, so ergibt sich fol-
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