Christliche Kunstblätter, 105. Jg., 1967, Heft 3

Als bald danach die Mausoleen R und R' errichtet wur den (Abbildung 3: R und R'), mußten sie den Zugang zum Friedhof P von Süden her freilassen: Somit schuf man zum erstenmal einen Durchgang in der nördlichen Reihe der Mausoieen, da er zu einem Besitz gehörte, der viel öiter als die Gebäude der Umgebung war. im Verlauf der Arbeiten an den Grundmauern der Mausoieen hob man Erde aus und schüttete sie zum Teil auch in die Mulde des Friedhofes P, die an der Rückwand von S auf Grund der Hügeiform immer noch bestand. So wurde zu dieser Zeit das Gelände des Friedhofes etwas flacher. Vielleicht fürchtete man da mals, daß dadurch das Zentraigrab unkenntlich gemacht werden könne: An seiner Südseite wurde jedenfaiis der Rest einer Schutzmauer (m 1) gefunden, die wahrschein lich das Grab einmal ganz umgeben hatte, später aber bis auf den Teil nördlich von y zerstört wurde (Abbil dung 3: strichllerte Fläche). Ais man etwa In der Mitte des zweiten Jahrhunderts ein weiteres Grab Im Friedhof P anlegen wollte, ragte es bereits halb in die aufgeschüttete Erde hinein. Dieses Grab r] hätte nun ohneweiters Irgendwohin auf den Friedhof kommen können, wo noch genügend Platz vor handen war. Das geschah jedoch nicht, sondern es wurde in einer sehr seitsamen Steilung gebaut: Man legte es quer über beschädigte den Ziegeiaufbau von y und erreichte damit, daß dieses neue Grab mög lichst nahe an das Grab in der Mitte herankam, es seibst aber nicht berührte (Abbildung 3). Vielleicht wurde bei diesem Vorgang das Möuerchen ml etwas in Mitleiden schaft gezogen. Dos Grab i-| besteht aus einem Tonsarg, den eine Schicht Steine beschwert, die wiederum unter einer Marmorplatte liegen. Diese Marmorplatte, die zu gleich die Bodenhöhe des Friedhofes P um die Mitte des zweiten Jahrhunderts angibt, ist stark abgetreten. Man besuchte diesen Friedhof nämlich sehr häufig, und zwar entweder von der Via Aurella im Süden oder von der Via Cornelia im Norden her. Einer der Besucher hinterließ an der Außenwand des Mausoieums R (Abbil dung 3: R) eine Kritzelinschrift: „Es dachte L. Pakkios Eutychos an Giykon", steht hier in griechischen Buch staben. Außerdem trägt die V/and noch einen eingeritz ten Fisch, der ja als christliches Symbol bekannt ist. Es liegt nahe, die Inschrift als Kritzelei eines Wallfahrers zu deuten. Und aus dem Zusammenhang der bestehen den Grabanlagen kann er hier eigentlich nur den Fried hof P besucht haben. Wie man sieht, blickt der Eingang von R' zum Friedhof P hin (Abbildung 3). Die Tür liegt In unmittelbarer Nähe des Zentralgrabes, um das sich die anderen Gräber von P scharten. Wir wissen, daß die Besitzer von R und R' Heiden waren'. Vieileicht gab es wiederhoiten Streit oder irgendweiche Reibereien zwischen den Be suchern der Mausoieen R und R' und den Leuten, deren Ziel der Friedhof P war. In der Mitte des zweiten Jahr hunderts scheinen jedenfaiis die Besitzer von P den Wunsch gehegt zu haben, sich vöilig gegen R' abzuschlie ßen. Zu diesem Zweck waren sie sogar bereit, den eigenen Zugang von der Via Aurelia her aufzugeben. Es wäre natürlich angenehm gewesen, zwischen den Mausoleen S und R eine kurze Mauer zu errichten und so den ganzen Hof P für sich allein zu gewinnen. Das ging aber nun nicht mehr: Denn mußten einst die Erbauer von R und R' den Weg zu P hin freiiossen, so hotte jetzt P die Pfiicht, R' den Zugang von Süden her nicht zu ver sperren (Abbildung 3). Man schien sich aber um jeden Preis abschließen zu wollen, und so entstand eine Mauer, die parallei zu R und R' lief (Abbildung 4). Damit gab man freilich ein Stück des eigenen Bodens preis, ver sperrte sich den Zugang vom Süden her und schnitt ein Stück des Zentraigrabes ab, dessen Inhalt bei den Arbelten am Fundament der neuen Mauer wohl etwas CLIVUS Abb. 4: Friedhof P: Rote Mauer mit Clivus und Tropaion

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