Christliche Kunstblätter, 105. Jg., 1967, Heft 3

jüngster Zeit fand man südlich von Sankt Peter Reste, die erweisen, daß die Mausoleenreihe parallel nördlich des Zirkus gebaut wurde. Konstantins Architekten legten also eine riesige Ebene von etwas mehr als 120 X 70 m an. Sie errichteten diese Fläche dermaßen, daß sie Im Norden In den Hügel hineinschnitt. Im Süden Jedoch auf gewaltigen Mauern ruhte, die sich Im Freien bis zu einer Höhe von 14 m türmten. Diese Ebene bildete den Boden der Basilika, und sie entschied über das Schicksal aller Gebäude, die hier schon standen: Was über sie hinausragte, wurde zerstört, was unter Ihr blieb, bis obenhin mit Erde ange füllt. Ebenso schüttete man die Räume zwischen den neuen Grundmauern mit Erde voll. Und trotz aller recht lichen Schwierigkelten wurden die Mausoleen enteignet, unzugänglich gemacht und teilweise zerstört. Warum geschah dies alles? Nicht weit entfernt wäre günstigeres und auch unverbautes Gelände zur Verfü gung gestanden, wo man die große Kirche hätte bauen können. Die Gründe zu Ihrer erstaunlichen Lage müssen In der Geschichte dieses Platzes vor Konstantin gesucht werden. Die Nekropole Im ersten Jahrhundert stand auf dem heute ausgegra benen Gelände noch kein Mausoleum. Nur vereinzelte Gräber waren bereits vorhanden. Erst Im zweiten Jahr hundert, gegen das Jahr 130, begann hier eine rege Bautätigkeit, die In raschem Ablauf eine Reihe von Mau soleen entstehen ließ (Abbildung 2). Zu den ersten gehörte das Monument des Poplllus Heracia, das schon erwähnt wurde (Abbildung 2: A). Wie die Abbildung 2 zeigt, lehnten sich diese Gebäude mit Ihrer Rückwand an eine kleine Hügelfalte, deren Höhe sie etwa mit Ihrem Dachansatz erreichten. Sämtliche Eingänge schau ten nach Süden. Man konnte von der Via Aurella aus dem Süden und von der Via Cornelia aus dem Norden zu den Mausoleen kommen. Als sich die Reihe zu schlie ßen begann, da man einen Bau neben den anderen stellte, wurden In den Innenräumen kleine Treppen errichtet, die ausnahmslos von der Nordselte herunter führten und meist In einer Biegung zum Boden des Mau soleums herabkamen. So hatte man auch weiterhin die Möglichkeit, die Mausoleen von der Via Cornelia her betreten zu können. Man brauchte zwischen den einzel nen Gebäuden keinen Platz frei zu lassen, und die Zu gänge von beiden Straßen her blieben gewahrt. Später errichtete man südlich von den ersten Mausoleen Im Abstand einer schmalen Gasse von dieser nördlichen Reihe weitere Grabhäuser, die natürlich an keiner Erd wand lehnten, sondern völlig frei standen. Diese jüngeren Gebäude mußten die Zugänge aus dem Süden für die älteren freihalten. In diesen neuen Bauten konnten keine Treppen mehr helfen, die ja In die Luft und nicht auf den Hügel hinauf geführt hätten — man mußte Durchgänge zu der Gasse vor den älteren Gebäu den freihalten (Abbildung 2: Z, $, X, ^). Und wie die Besucher der Grabstätten vor fast zweitausend Jahren, so gehen auch die Menschen des zwanzigsten Jahr hunderts wieder durch diese engen Wege. Noch Immer merkt man den deutlichen Anstieg des Hügels, wenn man zu der schmalen Gasse heraufkommt, die zwischen den beiden Reihen verläuft. Der Besuch lohnt sich: Feines Mauerwerk, Marmor sarkophage und einfache Tonsärge, Urnen- und Erd gräber, Fresken und Stuckverzierungen, staunenswert frische Farben In lebhaftem Wechsel mit feinen Abstufun gen vermitteln Immer noch eine Vorstellung von der ehemaligen reichen Ausstattung dieser Grabhäuser. Ab und zu entdeckt man mitten zwischen heidnischen Familienangehörigen auch christliche Gräber'*, und ein kleines Mausoleum (Abbildung 2: M) zeigt eine christ liche Mosaikdekoration aus dem dritten Jahrhundert, die an der Decke Christus als Sonnengott darstellt. / Abb. 2: Der ausgegrabene Teil der Nekropole. Zwei Bodenprofile '.Tv'';' (I und 11) In nord-südllcher Richtung. ;T. 1^II——ai wm R '( II

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