Christliche Kunstblätter, 104. Jg., 1966, Heft 3

des außerordentlich leichten Gewichts und wegen der leichten Bearbeitbarkeit. Bei der Blockform ist darauf zu achten, daß entweder die Platte um mindestens 15 cm übersteht oder daß eine Bodenplatte um den gleichen Betrag zurückspringt, damit man den Block nicht ständig mit den Schuhspitzen bearbeitet. Das liturgische Möbelhaus Manche Kirchenvorstände beziehen ihre neue Kirchen ausstattung aus einem „liturgischen Möbelhaus". Einige Firmen für Kirchengerät haben sich diese Sparte zugelegt. Die Serienhersteilung ist zwar künstlerisch gesehen alles andere als erfreulich — weil nicht die geeigneten Ge stalter herangazogen wurden — aber kleine und arme Kirchen werden darauf zurückgreifen müssen, um ein Provisorium zu erhalten. Bei den Mensen dieser Fabri kate wird die abgegriffene Ailerweltsform mit dem ko nisch eingezogenen Stipes und der weit überragenden Platte weiter kultiviert. Dede größere Kirche soll aber eine individuelle Aus stattung — auch schon beim Provisorium — erhalten. Ein Zweitaltar? Das Ideal ist ein einziger gottesdienstlicher Mittelpunkt in einem einzigen Altar, der nahe an das Volk herange rückt ist oder inmitten desselben steht. Dennoch ist keine Notwendigkeit zu sehen, die Mensa des barocken Hochaltars zu beseitigen, wenn der Zweit altar in entsprechend großem Abstand vom alten steht. Die Mensa eines weit entfernten Altars wird nicht mehr so raumwirksam, daß sie das Strahlungsfeid eines ge meindenahen Altares wesentlich beeinträchtigt. In die sem Folie muß dann freilich alles vermieden werden, was die retabeigebundene Mensa besonders betont, vor al lem sind die weit herabhängenden AitartUcher alten Stiles zu beseitigen. Wenn das Altartuch nur die Altarpiatte bedeckt und nicht im geringsten übersteht, dann weicht die Mensa zum „Retabelsockel" zurück, sie wird nicht mehr als „Tisch" empfunden. Der Einwand, den wir vom heutigen liturgischen Standpunkt aus gegen die barocke Altarlösung erheben, ist der, daß dort die Mensa nur „Sockel" oder angelehnte „Kommode" an das viel gewichtiger gestaltete Retabel ist und dem eigent lichen Altar zu wenig Eigenständigkeit läßt. Was also vorher Anlaß zum Vorwurf war, kann jetzt als Vorteil bei der Neuordnung gebucht werden. Bei den Barockkirchen sind außer dem Hochaltar zwei weitere sog. Seitenaitäre die Regel, auch an diesen wird man im allgemeinen die Mensen belassen müssen. Kann man barocke Räume ihrer Ausstattung berauben? Die Antwort ist eindeutig und ohne Jede Einschränkung: Nein. Ausstattung und Bau sind beim barocken Bau eine so integrierende Einheit, daß „Blut fließt", wenn man sie auseinanderreißt. Der Verfasser hat bisher zwei Photos gesehen von Barockkirchen, aus denen unlängst mit Rücksicht auf die konziliaren Neuerungen die drei Altäre und die Kanzel beseitigt wurden. Die leeren Weißflächen hinter den vormaligen Altären schreien danach, wieder mit Jenem reichen Formengut gefüllt zu werden, wie es die Altäre darstellten. Die profilierten, pilasterbelebten Wandpfeiler, der Stuck der Gewölbedecke, die Deckenbiider sind förmlich nur die Rahmen für die Altäre, sie sind sinnlos geworden durch die Abwesenheit der Altäre. Man kann nur entweder den ganzen Raum aller barokken Artikulation entkleiden oder Ihn in seiner Gänze be lassen; einen Mittelweg gibt es nicht. Bei keiner der an deren Stilarten Ist Bau und Ausstattung so wesentlich verflochten wie beim Barock und dem Rokoko. Wenn der Zweitaitar in großer Nähe zum vorhandenen Hoch altar aufgestellt werden muß, so ist das — wie bemerkt — als vorübergehende Lösung rticht zu beanstanden, wenn wenigstens ca. 1,20 Meter Podest unter den Stufen des Altares übrig bleibt. Aber als Dauerlösung ist dies unannehmbar. In diesem Falle muß die alte Mensa vor gezogen werden. Das ist nun allerdings leichter gesagt als getan. Es ergeben sich viele Schwierigkeiten. Die Barockmensa ist in der Regel breit, sie hat nur eine gestaltete Seite, nämlich die Vorderwand, so daß die Seiten- und Rückwände erst ersteilt werden müssen; die Mensa ist zudem schmal und muß daher in der Tiefe ergänzt werden. Zum Schluß bleibt nichts übrig als ein Stück der vorderen Mensaverkleidung, so daß eben doch ein völlig neuer Altar geschaffen werden muß, von einem „Vorziehen" kann keine Rede mehr sein. Zugleich wird dem Retabelaufbau eine Wunde gerissen, die auch wie der künstlerisch einwandfrei geschlossen werden muß, denn es fehlt die Sockelpartie. — Man kann an der Steile der vormaiigen Mensa die Sediiia aufstellen — vorausgesetzt, daß der Tabernakel auf einem der Seiten altäre Aufstellung fartd, — doch muß bei solcher An ordnung eine etwas theatralische Aufmachurrg hingenom men werden. Höhe des Altarpodestes Die gotischen Altäre stehen zumeist auf niedrigem Po dest. — Der Chor insgesamt steht über einer Stufe. Nur in ganz großen Kirchen finden sich zwei oder drei Chor stufen (Straubing, St. Tokob, Landshut. St. Jodok). Ebenso ist es beim Barock. Das Aitarpodest weist als Norm drei Stufen auf, so daß der Altar insgesamt über vier Stufen steht, und dies, trotzdem er ganz vorne am Chorhaupt seinen Platz hat. Die stufenreichen Podeste gehören erst dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert an. Bei ihnen ist der Priester „wie auf einem Tablett" dargeboten. Man muß sich von der Vorstellung, daß der Priester wie ein Auktionator über der Gemeinde stehen soll, frei machen. Gerade beim neuen Gottesdienst soll der Prie ster in der Gemeinde stehen. Auch für relativ große Kir chen genügen eine Chorstufe und zwei Altarstufen. Es soll damit nicht eirre absolut gültige Regel aufgestellt werden; jedenfalls soiien so wenig Stufen wie möglich beansprucht werden. Es ist der Vorteil des Provisoriums, daß vorerst die erforderlichen Versuche hierfür gemacht werden können. Erst dann, wenn diese Fragen zufrieden stellend ausprobiert sind, soll an eine endgültige Lösung gegangen werden. Die Wahrnehmungen, die man an den Provisorien machen kann, zeigen, daß man auch in dieser Sache einen gewissen Maßkodex beherrschen soll. Darum sei es gestattet, die einschlägigen Normmaße hier auf zuführen: Die Stufen soiien nicht zu hoch sein: 18 cm soiien nicht überschritten werden, die Norm ist 16 cm. Die Tiefe der Stufen ist für ein gefahrloses Beschreiten (bes. bei der üblichen Teppichverlegungi) sehr wichtig. Keinesfalls soll 30 cm unterschritten werden, besser sind 35 cm. Wenn genügend Platz ist, ist es besser, drei niedere Stufen als zwei höhere zu errichten. An die Regel, daß die Zahl der Stufen ungerade sein soll (also 1—3—5 usw.) sei erinnert. Dieser Vorschlag hängt mit dem liturgischen

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