Der Westfassade gab der akadem. Bildhauer Herbert Albrecht durch die gewaltige Betonplastik die eindrucks volle Form. Relief (7 m Breite und 13 m Höhe) und Bau werk stehen in schönem Einklang. In eschatologlscher Auffassung ist der Blldinhalt zugleich auf das Kirchenpatrozinium Mariö Himmelfahrt abgestimmt (Kap. 12, Geh. Offenbarung und Introitus der Festmesse). In der Mitte der oberen Biildfläche hebt sich aus wuchtigen Blöcken, die die Sonne andeuten, die Messiasmutter heraus. Auf den Knien der Mutter steht gebietend das Kind als der Messlas. In der untersten Reihe drängt sich die Menschheit unserer Tage in ihrer inneren Vermassung und äußeren Verwirrung. Auf einem Podest wird der zwiespältige Drache emporgehalten, dessen Fangarme sich zur Messiasmutter und dem Kinde emporrecken. In der großen freien Fläche links schreitet die Frau In die Einsamkeit der Wüste, womit nicht nur das Schicksal der Messlasmutter, sondern auch das des Gottesvolkes, ja der Kirche, angedeutet sein soll, dos auch in Verfolgung und Bedrängnis durch den Satan besteht. Im oberen Teil der rechten B'lldhälfte ist der Kampf und Sieg Michaels über Luzifer dargestellt, der eben Im Sturz begriffen ist. Durch die Zinnen über dem Haupte der Messiasmutter wird auf das himmlische Jerusalem hingewiesen. So ist hier die im Mittelalter beliebte Portalplastik durch ge meisterte Abstraktion in die Formsprache unserer Zeit übertragen worden'. Der Umbau der Kirche, der im April 1961 begann, nahm drei Jahre in Anspruch. Schuld daran waren die ganz unvorhergesehenen Grabungsergebnisse In der Unter kirche, die zur Freilegung und Konservierung der Funda mente der romanischen Baslilika führten und die stilvoll erneuerte Kirche der Mehrerau mit dem weihevollen Raum einer Unterkirche bereicherten, in der die moder nen, der Architektur gut angepaßten Sarkophage liegen. Anmerkungen: ' Zur Geschichte der Benediktiner-Mehrerau vgl. des Verfdssers Aufsatz Die Au am See, Mehrerauer Grüße N. F. 1 (1954) 9—18 mit weiterer Literaturangabe. = Zur Kirchenbaugeschichte vgl. des Verfassers Kirchenführer, Mehrerau-Bregenz 1954, und vor allem die Aufsätze in der Zeltschrift Das Münster, 18. lahr (1965), Heft 1/2 und Heft 11/12. ' Siehe des Verfassers Beitrag Die Portaipiastik an der Mehrerauer Klosterkirche in der Zeitschrift Vorarlberg, Heft 4 (1965) 29—52. Das architektonische Konzept 1. Alles, was nicht wirklich echt oder konstruktiv not wendig war, wurde entfernt. 2. Das somit auf seine bauHche Struktur reduzierte Ge bäude war Ausgangspunkt für die Neugestaltung. 3. Durch Untersuchungen an den Dimensionen des Baues wurde ein Modul gewonnen und dos ganze Gebäude (mit entsprechenden Toleranzen) in eine gewisse modulare Ordnung gebracht. 4. Um neue Bauteile und Einbauten in ein organisches Maßverhältnis zum Gebäude zu bringen, wurden diese Elemente so weit als möglich mit dem modularen Gefüge des Baues in Beziehung gebracht. Material und Konstruktion Der Geist der Armut, wie ihn die Zisterzienser in Ihrer großartigen Bautradition verkörpern, mußte selbstver ständlich auch in der Materialwahl zum Ausdruck kommen. Die monumentalen Massen des bestehenden Bruchstein mauerwerkes erhielten einen getünchten Verputz. Alle neuen Bauteile wurden ausschließlich aus Beton her gestellt und schalungsrauh belassen, nur der Betonbelag des Fußbodens wurde geschliffen. Die freigelegte Dochstuhlkonstruktlon wurde nach Instandsetzung schadhafter Teile dunkelbraun Imprägniert und bildet heute den Abschluß nach oben. Für alle Fenster kamen ungeteilte rahmenlose Klarglasschelben zur Verwendung. Die Zum Teil riesigen Fenster werden dadurch als wirkliche „Öff nungen" empfunden. Für die gesamte Einrichtung wurde Profilstahl In Verbindung mit Elchenholz verarbeitet. Naturstein kam nur für die Altäre und den Tabernakel zur Verwendung. Das Relief an der Westfassade wurde an Ort und Stelle In Stahlbeton gegossen. Hans Purln Legende zum Grundriß; 1 Hauptaltar, 2 Tabernakel (geplant), 5 Priestersitze, 4 Nebenaltöre, 5 Ambe, 6 Kommunionstelle (gleichzeitig Chorschranken), 7 Beicht zellen, 8 Chorgestühl, 9 Brüderbänke, IG Kreuzgang, 11 Sakristei, 12 Kloster, 15 Portalplastik, 14 Cnadenkapelle.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2