Neugestaltung St. Josef in Stuttgart-Feuerbach Hans Werner Merkle Die Kirche wurde von Hans Herkommer im Jahre 1933 ge baut. Die Umgestaltung erfolgte im Zuge einer aus bau lichen Zuständen notwendig gewordenen Erneuerung. In bezug auf die Liturgiereform und das neue Gemein schaftsbewußtsein stellte sich die Aufgabe etwa so: Läßt sich dieser, den Vorstellungen der dreißiger Jahre ent sprechend ausgesprochen längs ausgerichtete Raum durch Sekundärmaßnahmen in eine liturgisch geformte Raum struktur überführen, ohne daß Grundriß und Aufriß ernst haft divergieren? im Grundriß läßt sich das neue Prinzip leicht aufreißen. Der Altar wird dem Volk nähergerückt und durch neue Lichtquellen hervorgehoben. Der Stufenaufbau quillt aus der Apsis in den Raum des Volkes hinein. Das Aufeinanderzukommen wird deutlicher. Die Raumtiefe hinter dem Altar wird wichtig zur Verdeutlichung der neuen Mitte. Das Einschwenken der Bänke befreit von der Bin dung an die Längswände und verhindert die Konfron tation mit den seitlichen Stirnwänden. Die axiale Anlage und die relative Enge des Chores ermöglichen eine gül tige Aufstellung des Priestersitzes nur in der Achse. Trotz guter Akustik ist der optische Kontakt von der Priester bank der großen Länge wegen nicht genügend. Daher wurden vor den Stirnwänden Ambonen aufgestellt. Der Tabernakel wird von der linken Stirnwand wirksam getragen. Die Möglichkeit der stillen Andacht ist ge geben. Dies alles sind Maßnahmen, die sich fast ausschließlich im Grundriß abspielen. Um diese Maßnahmen im Raum wirksam werden zu lassen, wurde dieser auch in seinem Charakter wesentlich verändert. Der Fußboden wurde nach hinten um 45 cm angehoben, um einen besseren Sichtkontakt zum Altar zu gewährleisten. Der Raum wurde dadurch optisch um einiges kürzer. Außerdem wurde die Zwangsläufigkeit der parallel laufenden, nun nicht mehr sinnvollen Deckentonnen durch eine Diagonalverspan nung aufgehoben. Dadurch wurde noch einmal eine opti sche Verkürzung des Raumes erreicht und der Aitarzone Maßstab gegeben. Die Wände wurden heiler, die Fenster dunkler. Der dadurch gemilderte Kontrast wirkt beruhi gend auf den Raum. Auf diese Weise konnte ohne Veränderung des Raum volumens ein völlig anderer, der neuen Liturgie adäquater Raum geschaffen werden. Das aktive Mitfeiern der anfangs ängstlichen Gemeinde hat den rigorosen Eingriff gerechtfertigt. Legende zum Grundriß: 1 Altar, 2 Priesterbank, 3 Wandtabernakei, 4 Beichte, 5 Taufe Grundriß St. Josef in Stuttgart-Feuerbach
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