der Kirche versammelt sich diese konkrete Gemeinde. An lihr und in ihr und darum auch an dem Bau, in dem sie sich wiedererkennt, wird deutlich, was Gesamtkirche ist, Kirche 3esu Christi. — Daraus ergibt sich ferner, daß Kirchenbauten verschieden sein müssen, je nach der Verschiedenheit der Gemeinde, die sich in ihnen ver sammelt. Anders ist also die Landkirche als die Stadt kirche, anders die Pfarrkirche als die Studentenkapeiie, anders die Kirche in einem Missionsiartd, in einem Land, wo das Christentum „herrscht" oder in einem Land, wo zwar der Großteil der Menschen getauft ist, sich aber nur ein Bruchteii zur Gemeinde zugehörig fühlt. Die Kirche Christi, so hoben wir gefunden, aktualisiert sich zu einer Je eigenen geschichtlichen Stunde. Eine Kirche im dritten, elften oder zwanzigsten Jahrhundert wird daher anders aussehen, und manche Gemeinde kann sich heute mit einer Kirche, die um 1890, ja vieiieicht gar mit einer Kirche, die 1930 gebaut wurde, mächt mehr identifizieren. Jede Zeit hat ein Recht auf eine eigene Gestalt des Kirchenraumes. Darum gibt es auch ein Recht der Neuordnung alter Kirchen, das in der Kirchen geschichte immer wieder in Anspruch genommen wurde. Sinn dieser Neuordnung kann freilich nicht sein, daß Modisches an Stelle des Echten gesetzt wird, sondern nur, daß etwas für unsere Zeit und unser Empfinden Echtes an Steile von etwas nach unserem Empfinden Unechtes gesetzt wird. Und dort, wo wir dem ganz Großen begegnen, äst sicher jene Demut am Platz, die einen Thomas Schwanthaler bewogen hat, den PacherAitar in St. Woifgang zu erhalten und seinen eigenen Altar an einer untergeordneten Steile im Kirchenraum aufzustellen: Etwas gerade im Barock Ungewöhnliches und Unerhörtes. Welche Gestalt nimmt die Kirche in unserer Zeit an? Das ist eine Frage, die uns alle bewegt. In weiten Teilen der Welt wird immer mehr aus einer „Voikskirche" (also einer Gemeinschaft, die das ganze Volk umfaßt) eine „Gemeindekirche", eine Kirche, die sich in einer pluraiistischen Gesellschaft mit vielen Weitanschauungen be haupten muß, eine Kirche, die sich nicht mehr darauf verlassen kann, zu „herrschen", die vielmehr starke, lebendige Zellen in ihren Einzelgemeinden schaffen muß, um die Gesellschaft wie ein Sauerteig zu durchdringen. Auch aus dieser Situation ider Kirche von heute ergeben sich Konsequenzen für den Kirchenbau. So ist es die Frage, ob eine Gemeinde, die eine Minderheit, wenn auch eine aktive Minderheit in einem Lande darsteiit, sich in ihren Kirchenbauten ebenso repräsentativ geben kann, wie es etwa die Kirche im Mittelaiter getan hat. Das betrifft die Stellung der Kirche im Stadtbild. Karl Ledergerber hat bereits vor Jahren die Auffassung ver treten, daß der stadtüberragende Turm ein romantischer Traum vom Mittelaiter der Kathedralen sei» — ganz davon abgesehen, daß es absurd ist, wenn unsere Kirch türme versuchen, mit Hochhäusern und Wolkenkratzern zu wetteifern. Eine Kirche kann in der Stadt von heute nur durch Qualität, nicht aber durch protziges Auftreten konkurrieren. Damit kommen wir auch zu einer isehr ernsten Frage an uns, die wir im Zeitalter des sogenannten „Wirtschafts wunders" leben: ist der KircherVbau der Gemeinde von heute Gestoitwerdung jener Kirche, in der den Armen die frohe Botschaft verkündet wird? Oder bauen wir Wirtschaftswunderkirchen? Armut ist nicht Armseligkeit, ober sie ist ganz gewiß nicht Protzentum. Wohl hat auch Jesus die Verschwendung der Sünderin gerechtfertigt, die das kostbare öi über ihm ausgegossen hat. Aber das war das Einmalige und nicht das Aiitögliche. Darum Christi Wort: „Wenn sie dieses Salböl über meinem Leib ausgoß, hat Sie es für mein Begräbnis getan." (Mt 26,12) Gewiß sollen wir Gott das Beste, zu dem wir persönlich fähig sind, geben: das Höchste an Qualität; ober das muß nicht das Teuerste im Material sein. Wir können ja Gott nichts schenken, was er nicht schon besäße, nichts, als das eigene Herz, das sich in Freiheit erschließt und sich Gott auch versagen kann. Prinzip Liturgie Liturgie ist personale Begegnung des Menschen mit Gott in der kirchlichen Gemeinschaft, der Gemeinde. Die Initiative zu diesem wie zu jedem Dialog zwischen Gott und Mensch geht von Gott aus. Gott spricht sein Wort, das unser Dasein erhellt — wir antworten darauf. Christus wird gegenwärtig in seiner Gemeinde — wir finden ihn dort. Er wird gegenwärtig im Sakrament — wir empfan gen ihn. In der Liturgie dürfen wir nicht nur ein Handein der Kirche sehen: Zuerst handelt Gott an uns. Liturgie meint nicht nur die heilige Messe. Sie umschließt auch die Sakramente, Sakramentalien, öffentlichen Gebete und das Stundengebet. Sie alle stimmen in ihrer Zeichenhaftigkelt überein. „Sie sind sinnfällige Zei chen heiliger, geistiger, unsichtbarer Dinge, die an sich dem Bereich unserer Sinne entzogen Sind'"." Dos heißt: Sie haben olle sakramentalen Charakter. Dabei sind aber sehr wohl primäre und sekundäre Zeichen zu unter scheiden, solche, die ihrer Natur nach auf die verborgene Gnodenwirkiichkeit hinweisen, und solche, die nur einer menschlichen Übereinkunft entspringen. Die ersteren sind ursprünglich und ihrem Wesen noch verständlich, darum auch bleibend, ihrer Zeichenhaftigkelt nach echte Sym bole; die letzteren sind abgeieitet, auf Erklärungen an gewiesen und haben allegorischen Charakter. Eine wich tige Aufgabe der liturgischen Erneuerung wird es sein, die eigentlichen sakramentalen Handlungen ihres ge schichtlichen Beiwerks zu entkleiden urrd in ihrer wesen haften Struktur freizulegen. Zusammenfassend können wir die Liturgie mit Voggagänl definieren als „Inbegriff der sinnfälligen, wirksamen Zeichen der Heiligung und des Gottesdienstes »der Kirche"". Zentraler liturgischer Vorgang ist die heilige Messe. Sie ist der Irtbegriff der Liturgie, weil sie der wirksamste Ausdruck der Heiligung ist, die der Mensch empfängt, und der Verehrurrg, die er Gott darbringt. Die Liturgie der Messe blickt zurück auf den Tod des Herrn: „Der Becher des Segens, den Wir segnen, Ist er nicht Teilhabe am Blute Christi? Das Brot, das wir brechen, Ist es nicht Teilhabe am Leibe Christi?" (1 Kor 10,16). Die Liturgie der Messe bückt aber auch hin auf die Wieder kunft des Herrn: „Sooft Ihr dieses Brot eßt und den Becher trinkt, verkündigt Ihr den Tod des Herrn, bis er kommt" (1 Kor 11,26). In der Messe feiern wir den Ur sprung und die Vollendung des Heils. Sie bildet „In dieser Zeit zwischen der ersten und zweiten Ankunft Christi dos Zentrum, wo unter dem Schleier wirkkräftiger Zeichen olle Phasen des Mysteriums Christi, der Heiisgeschichte, des Mysteriums der Kirche, aufleben und zusammen laufen"". Von der Froge noch dem Wesen der Liturgie äst die Frage noch ihrer Gestalt abzuheben. Davon hat meines Wissens
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