geister, denen im christlichen Bereich die Engel zuge ordnet waren. Diese kleinen Hinweise wollen den Gesamteindruck des Werkes nicht zerstören. Es handelt sich bei dem Buch Schrades wohl um das beste Werk, das uns in den Geist der frühmittelalterlichen Wandmalerei einführt. Und wir können dem Verfasser und dem Verlag nur dafür danken. Dem Buch selbst wünschen wir eine weite Verbreitung. Herbert Schade SJ Karolingische und ottonische Kunst. Werden — Wesen — Wirkung. Band III der Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archäologie. Redaktion: Kunstgeschicht liches Institut der Universität Mainz. Verlag Franz Steiner, Wiesbaden, 1957. 443 Seiten mit 186 Abbildungen. DM 58.-. In 32 Beiträgen von Fachgelehrten faßt der vorliegende Band die Ergebnisse des VI. Irternationalen Kongresses für Frühmittelalterforschung zusammen, der vom 31. August bis zum 9. September 1954 in Westdeutschland stattfand. Leider können im folgenden die Untersuchungen, die der Band enthält, nur unzureichend angezeigt werden. Dies mag den Leser anregen, zum Werk selbst zu greifen. Geschichte, Architekjpr, Skulptur und Kleinkunst sowie Miniaturen heißen die Stichworte, die das reiche wissen schaftliche Material ordnen. Die Intensität der wissen schaftlichen Arbeit zeitigt eine Fülle von Ergebnissen, die starke Differenzierung iedoch erschwert es gelegentlich, die Leitlinien des Ganzen zu erkennen. Deshalb erscheint der erste Beitrag von Aubin, der die geschichtlichen Grundlagen der Kultur des Frühmittelalters zwischen Maas und Harz zeigt, von besonderer Dringlichkeit. Wenn Aubin darin die Kirche als „jüngste, große Schöpfung der Antike" bezeichnet, so scheint allerdings ein solcher Aus druck nicht nur vom Theologischen, sondern auch von der Geschichte her vereinfachend, denn die Eigenheiten der Kirche sind damit ebenso wenig berücksichtigt wie die olttestomentorisch-jüdische Komponente. Gerade in die Geistigkeit des frühen Mittelalters aber wirkt das Alte Testament besonders ein. Diesen Einfluß der Geistigkeit des Alten Bundes erkennt auch Schramm in seinem Auf satz über Karl den Großen und seine Staatssymbolik, wenn auch wenig reflex, weil die Beziehungen Karls zur Imperialsymbolik römischer und byzantinischer Prägung augenfälliger sind. Vor allem aber gelingt es Schramm in seinem Beitrag, das Ganze frühmittelalterlicher Geistig keit im Teilproblem sichtbar zu machen. So erscheint seine Arbeit besonders grundlegend. Die vielfachen Be ziehungen der Ottonenkaiser zu den Byzantinern und die Unterschiede bringt der Artikel Fr. Dölgers. In Dyggves Beitrag über die Anlagen bei Jelling auf Jütland wird das allgemeine Thema Tradition und Christentum in der dänischen Kunst angezielt. Während uns diese Arbeiten vom Inhalt her den Zu gang zum Allgemeinen eröffnen, repräsentieren andere Untersuchungen von der Form und der Methode her das Ganze. Hier muß vor allem der Aufsatz Bischoffs über die Kölner Nonnenhandschriften und das Skriptorium von Chelles erwähnt werden. Bischoff geht von der vielberu fenen Hofbibliothek des Königs aus, um dann in metho disch exakter Weise die Kölner Nonnenhandschriften zu ordnen und zu lokalisieren. Methodisch interessant erscheint weiterhin der Beitrag Boeckelmanns, der das anscheinend abseitige Problem der Fensterbank- und -leibungsschrägen in der Einhartsbasilika zu Steinbach behandelt. Die Lichtführung in der Architektur der Karo linger und die Lichtsymbolik des Baues — ein sehr zen trales Anliegen des Kunstwerkes also — wird durch diese Messungen in neuerer Weise einsichtig. Thümmlers Beitrag über die karolingische Baukunst in Westfalen zeigt die Eigenheit des Karolingischen im sächsischen Raum auf. Er wird ergänzt durch die Arbeit über die spätkarolingischen Umgangskrypten im säch sischen Gebiet von Claussen. In ottonische Zeit führt uns die Analyse der für die normannische Baukunst so be deutenden vierstückigen Wandgliederung der Bauten in Essen und Verden von Verbeek. Beziehungen und Unter schiede des Romanischen zum Römischen und Byzantini schen werden bei einigen italienischen Bauten besonders sinnfällig (F. Franco, S. Sofia in Padua,- M. M. Robert; Die Kathedrale von Triest). Die Untersuchungen der Chorschranken von der byzan tinischen bis zur langobordischen Zeit von Alejandro Marcos Pous leiten zur Plastik über. Strenge Gliederung nach Typen ermöglicht Marcos Pous eine zeitliche Ord nung der Denkmäler. Das Problem „Schmuck" oder „Be deutungsträger" wird bei der Beschreibung der Motive angeschnitten. Wessels Untersuchung eines Tiroler Jagd frieses führt uns in die Fragen langobardischer Plastik ein. Als „italienische Kirchenausstattungsmode" karolingischer Zeit müht sich Th. v. Bogyay die Flechtwerksteine zu er klären. A. Grabar bringt in seinem Beitrag das Aachener Kuppelreliquiar als Rauchfaß, das die Bedeutung von Sion und die Form der Grabeskirche zeigt. Die Aufschrift des Werkes zitiert besonders den Tempelweihepsalm 132 und scheint das architektonische Gebilde ebenso mit der hl. Stadt wie mit der Bundeslade in Verbindung zu brin gen. Die Schriftstellen sprechen vor ollem vom Wohnsitz des Herrn. Dos will wenig zum Weihrauchfaß passen. Der Utrechtpsalter illustriert diesen Psalm durch eine Prozession der Bundeslade, durch Tempelarchitektur und durch eine Anbetung Christi. Ob einige der abgebildeten Werke, die aus der Chrysostomusliturgie als Artophorien bekannt sind, nicht doch Behälter für die Eucharistie wa ren? Die Symbolik eines Sion mag diesem späteren Reliquiar mit Radleuchter und Rauchfaß wie übrigens auch mit manchem Buchdeckel gemeinsam eignen. Die Auf schriften im Aachener Werk sprechen für ein Artophorium. Sehr bedeutend sind ferner der Aufsatz H. Schnitzlers über das sogenannte große Bernwardskreuz und E. Doberers Arbeit über den Ambo Heinrichs II. Leider kann im Rahmen dieser Hinweise nicht so auf die Beiträge einge gangen werden, wie sie es eigentlich erfordern. Aufgabe dieser Besprechung ist nur, die Leser auf das wertvolle Werk hinzuweisen. Man bedauert, daß die Malerei kaum bearbeitet wurde. Wichtig wäre noch, die verschiedenen Methoden der Arbeiten zu beobachten und zu würdigen. Wissenschaftler und Laien werden auf dieses Werk immer wieder zurück greifen. Deshalb sei allen, die zum Gelingen des Ganzen beigetragen hoben, besonders auch Georg von Opel, hier herzlich gedankt. Herbert Schade SJ Josef Cibulka, Velkomoravsky kostet v Modre u Velehrodu a zacätky krestonstvi na Morave. — Die groß mährische Kirche in Modrä bei Welehrod und die Anfänge des Christentums in Mähren. (Monumenta Archaeologica, Acto Praehistorica, Protohistorico et Historica Instituti Archoelogici Ac. Scient. — Bohemoslovenicae, cur. Jor. Böhm ed. T. VII.) 362 Seiten, 24 Tafeln, 70 Abbildungen, 3 Karten. Prag, 1958. Josef Cibulka legt mit seinem Buch über die Kirche von Modrä bei Welehrod und die Anfänge des Christentums in Mähren eine großangelegte Arbeit vor, die von einem schon vor fast 50 Jahren erstmals ausgegrabenen Boden denkmal ausgeht. Es ist irgendwie kennzeichnend, daß man damals diesem Fund keine Beachtung schenkte, und daß er heute, da die Forschung in vieler Richtung vorge drungen ist, in sehr umfassender Weise zur Aussage ge bracht werden kann.
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