dienende Zwerge, Kinder in spielendem Ernst (Tf. 242, 228). Sehr mit Recht hat die Auswahl gut zwei Dutzend Bilder einbezogen, in denen das Kapital im Vordergrund steht. Nicht diese Einzelformen allein, erst recht alles, was in den Kirchen darinnensteht, der Lettner, die Leuchter, Tauf becken, Bischofsthrone und die Kanzel vor ollem, jenes Prunkstück vieler italienischer Kirchen, sind Träger des überquellenden Ausdruckswillens. Wahrhaft anregend, anregend im besten Sinn und das auch für den, der Italien wirklich sehr gut zu kennen glaubt, ist so der Bilderschatz, den die beiden Bücher bieten. Leisinger kommt dem Ziele, ein restloses Kompen dium der edlen Gruppe der Bronzebildwerke an Tür flügeln romanischer Kirchen zu sein, äußerst nahe. Decker zeigt im Reichtum, an Inhalt und Gehalt die breite Man nigfaltigkeit, abgestuft im Variationenkranz der Land schaften, abgestuft von Prunk und Pracht des Auserlesenen zur Sachlichkeit des Einfachen und dennoch in allen Bild seiten Ausdruck des einen, ihnen allen innewohnenden, einheitlichen, drängenden und überquellenden Stilgefühls des Hohen Mittelalters. Beide Bücher erweisen so erneut, wie eminent christlich die Kunst war, aus der sie uns die erlesene Auswahl vorführen. Franz Juraschek BUCHBESPRECHUNGEN Kunst des frühen Mittelalters Hubert Schrade, Vor- und frühromanische Malerei. Die karolingische, ottonische und solische Zeit. 319 Seiten. Mit 16 Farbtafeln, 104 Fotos und 18 Strichzeichnungen. Köln, 1958, Verlag DuMont-Schauberg. DM 44.—. Das Buch bildet den ersten in sich selbständigen Band eines dreiteiligen Werkes über die Malerei des Mittel alters. Es befaßt sich vor ollem mit der Monumental malerei, zieht aber auch die Kleinkunst zum Verständnis heran. Die Hauptwerke der Zeit in Spanien, Italien, Frank reich und Deutschland werden beschrieben und gedeutet. Außerdem bietet das Werk grundsätzliche Kapitel über die Tafelmalerei, den Bilderstreit, die Historien und die Künstler selbst. Bedeutend ist jedoch nicht nur dos z. T. neue Material, das der Verfasser ausbreitet, vor ollem beansprucht seine Methode Aufmerksamkeit. Schrade kennzeichnet zwar sein Vorgehen nur negativ — er lasse die Stilkritik ebenso zurücktreten wie eine rein ikonographische Beschreibung. Tatsächlich verwertet der Autor beide Arten kunstwissen schaftlichen Arbeitens mit großem Erfolg. Er dringt ober darüber hinaus in den geistigen Grund ein, der das Kunstwerk trägt. Dazu zieht er die zeitgenössische Lite ratur heran. Die Patristik und frühmittelalterliche Theolo gie — kurz gesagt der Migne — bilden für Schrade eine lebendige Quelle, aus der der Verfasser zu schöpfen weiß. Dadurch werden die doch nur fragmentarisch erhaltenen Denkmäler von ihrem Urspung her verstanden, und es wird vieles berichtigt, was sonst geläufige Meinung war; So ist das Tafelbild keine Errungenschaft des Mittelalters, sondern es war seit der Antike durchgehend vorhanden. Die schlechte Meinung vom biid als Illustration für Un gebildete läßt sich trotz der lexfe, öie aarur zu sprechen scheinen, nicht mehr aufrecht erhalten. Die Bilder sind nicht allein als bchrittersatz tur Laien, die nicht lesen können, aufzufassen. Die schwierigen Fragen des Bilder streites hat der Verfasser mit großer Kenntnis und einem ausgewogenen Urteil behandelt. Schrade stößt bis zu den religiösen Kräften der mittelalterlichen Malerei vor und beschreibt sie durchwegs richtig. Wenn er bei der Cha rakterisierung der Miniatur des Codex Aureus von St. Em meram (Die Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten) sich (S. 43) über die „Ekstase vor dem Tier" und die „An betung des Tieres" aufhält oder in den Mosaiken in Germigny-des-Pres (Darstellung der Bundeslade) eine „Ver ehrung des Kastens" (S. 44) sieht, so handelt es sich um bedauerliche Mißverständnisse, die im ganzen Werk ver einzelt dastehen. Das Bild der Anbetung des Lammes geht auf die Heilige Schrift zurück, in der Johannes der Täufer in Gegenwart Christi Jesus selbst als Lamm be zeichnet und auf das Buch der Geh. Offenbarung, in dem Johannes der Evangelist das Bild von der Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten im himmlischen Jerusalem formt. Karl der Kohle dachte ebenso wenig daran, ein „Tier" anzubeten, wie Theodulf von Orleans einen „Ka sten". Das Problem wird übrigens schon in der zeitgenös sischen Literatur reflex gestellt und beantwortet. Der Bilderstürmer Claudius von Turin (gestorben gegen 827) machte den Bilderverehrern den Vorwurf, sie würden an die Wand gemalte Lämmer anbeten. Jonas v. Orleans setzt sich in seiner Schrift über die Bilderverehrung, die Karl dem Kahlen gewidmet ist (840), mit Claudius aus einander und formuliert ausdrücklich: „Agnorum autem pecualium neminem odoratione dignum ducimus." (PL CVI col. 358). Diesem Hinweis, der wichtiger scheint, mögen einige kleinere folgen: Der Zusammenhang zwischen Kreuzigung und Eucharistie, den der Verfasser in Trier (S. 36) richtig erkennt, läßt sich nicht unmittelbar zur Paschasius Radbert in Beziehung setzen. Er ist allgemein patristisch und läßt sich bis ins Neue Testament zurückverfolgen. — Für die Mariendarstellung der Geburt Christi von Costelseprio findet sich im Baseler Physiologus eine vergleichbare Ge stalt des gleichen Typus (Cf. S. 31/32 des Buches und im Physiologus die Darstellung der liegenden Frau mit dem Vogel Carodrius oder Colonder zu Füßen). — Dos Chri stentum eine Buchreligion zu nennen (S. 124), entspricht wohl mehr der evangelischen als der katholischen Auf fassung. Die katholische Theologie unterscheidet eine mündliche und eine schriftliche Überlieferung. Do wir erst durch das lebendige Lehramt wissen, was zur Heiligen Schrift gehört, besitzt sogar die mündliche Tradition einen gewissen Vorzug, denn Christus selbst hat bekanntlich keine Bücher verfaßt. — Eine Vorstellung von Synoden bildern (vgl. S. 17) finden wir auch im ütrechtpsalter fol 90 V. (= Darstellung zum Credo). — Bei der Krönung Karls des Kahlen in Metz 869 (vgl. S. 309, Anmerkung 50) wirkte nicht der Erzbischof von Tours, sondern der von Metz bzw. Trier mit (vgl. Wattenbach: Die Annalen von St. Bertin und St. Vaost, S. 163). — Mit Recht lehnt es der Verfasser ob, die Scheiben in den Händen der Engel von Fulda-Neuenberg als Hostien aufzufassen (S. 236). Der Begriff „Hoheitszeichen" erscheint jedoch zu unbestimmt. Es handelt sich wohl um die Sphären der antiken Gestirns-
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