die gleichen Auffassungen, von Berengar von Tours (1000—1088) vertreten, bedeutendes Aufsehen erregt und seine Verurteilung zur Folge gehabt. Nach Be rengar ist eine wirkliche Gegenwart des Herrenleibes im Sakrament der Eucharistie unmöglich, weil der ver herrlichte Leib vor dem allgemeinen Gericht unherabrufbar ist. Durch die Konsekration werden vielmehr Brot und Wein figura, d. h. Symbol des Herren leibes und als solche zugleich Mittel der geistigen Vereinigung mit dem im Himmel erhöhten Herrn'®). Der Streit um Bild und Symbol wird im 12. Jahr hundert von Bernhard von Clairvaux wieder auf das Gebiet der Kunst verlegt. Allerdings bekämpft der Heilige die Kunstwerke nicht aus weltanschaulichen und bildtheoretischen Motiven (selbst Thomas von Aquin behält noch die Abbild-Urbild-Konzeption der Alten bei). Vielmehr sieht Bernhard in dem überhand nehmen der Kunstwerke einen Luxus, der besonders das Tugendleben der Mönche gefährdet. „Illud autem interrogo monachus, quod in gentilibus gentilis arguebat: ,Dicite', ait ille (Persius, Sat. II.), ,PQntifices; in sancto quid facit aurum?' Ego autem dico: Dicite pauperes (non enim attendo versum, sed sensum) dicite, inquam, pauperes, si tamen pauperes, in sancto quid facit aurum")?" Wenn man so will, erhält der Streit damit eine prak tische — moralisch-soziale — Wende. Alle diese Ansätze im Streit um Bild, Kunst und Symbol wollen gesehen und unterschieden werden. Jedoch kann man vielleicht — mit allem Vorbehalt — die Perspektive, die Schmaus gesehen hat, in die Gegenwart durchziehen und fragen, ob nicht in unse rer modernen Malerei, wie sie beispielsweise die „documenta II" in Kassel zeigt, die alte Problematik wieder auflebt. Heute wird nicht mehr um eine sakra mentale Wirklichkeit gestritten. Aber in den Worten „Inbegriff" und „Augenschein", mit denen man immer wieder die Fragestellung der modernen Malerei zu umschreiben sucht, spricht sich ein tiefer Zweifel an der Wirklichkeit der Erscheinungswelt aus. Die gegen standslose Malerei will unter Umgehung dieser Er scheinungswelt unmittelbar die innere Erfahrung, die innere Wirklichkeit Bild werden lassen. Die Sinndeu tung einer solchen Malerei wird mit den Kategorien der Kunstgeschichte allein nicht mehr bewältigt. Be griffe wie „Dokumente", „Wirklichkeitsgrund", „Er lebnisbezug", „Evokation", „Vegetationsmythik", „Ver lorensein in die Leere der Freiheit" und ähnliche, die vor allem Haftmann entwickelt hat, zeigen, daß existentielle Fragen sich in den Vordergrund drängen. Vielleicht werden auch die modernen Grundanliegen deutlicher, wenn man sich die Tiefe der frühmittel alterlichen Problematik um Bild und Symbol vergegen wärtigt. Die Schärfe des Streites — damals wie heute — verrät, daß es in diesem Kampf um letzte Stellun gen geht. 0 Der knappe Raum ermÖglichfe nur eine Skizze der Probleme. A. Baeumler, Asfheiik, S, 46. In: Handbudi der Philosophie, Abt. I. Die Grunddisziplinen. München und Berlin 1934. A. Baeumler a. a. O. S. 4, 9. W. Hafimann, Malerei im 20. Jahrhundert. MGndien 1954. Textband S. 413. W. Haftmann a. a. O. S. 273, Vgl. dazu etwa: W. Dürig, Imago. Ein Beitrag der Termino logie und Theologie der Römischen Liturgie. München 1952, S. 9. Der griediisch-lateinlsdie Spradigebrauch von Eikon-Imago. Zum Bilderstreit vgl. A. Grabar, L'lco.noclasme byzantin, 1957. H. G. Beck, Kirche und theologische Literatur Im byzantinischen Reich. München 1959, S. 296 ff. J. Kollwitz, Zur Frühgeschichte der Bilderverehrung und H. von Campenhausen, Die Bilderfrage als theologisches Problem der alten Kirche, beide in »Das Gotfesbild im Abendland", 1957. H. Menges, Die Bilderlehre des hl. Johannes von Damaskus. Münster 1938. A. V. Harnack, Dogmengeschichte II., 1. und 2. Auflage, 1886, S. 457. In »Hochland", Juni 1959. H. Menges a. a. O. S. 38. 12) Theodor der Sfudife (759—826), antirrh. 3. (PG 99, 425 D), vgl. J. Kollwitz RAG Band II, »Bild" (Stuttgart 1954), S. 338. 1®) H. Menges a. o. O. S. 39. 1^) H. Menges a. o. O. S. 45. 1®) A. V. Harnack, Dogmengeschichte III., 1. und 2. Auflage, S. 273. 1®) Vgl. H. Schade, Die Libri Carolini und ihre Stellung zum Bild in: ZkTh. 1957, Heft 1. 1^) MG Concilia II. Supplementum. Ltbri Carolini Mb. III. cap. XVI. und Mb. IV. cap. XVI. 1®) MG Concilia II. Supplementum. L, C. Lib. IV. cap. XXI. 1®) Carl Mirbt, Quellen zur Gesdiichle des Papsttums und des römischen Katholizismus. Tübingen 1924, S. 117. 20) PL CIV. col. 199/200, 21) PL CV. col. 459—464. 22) PL CV. col. 465/66 ss. 28) PL CVI. col. 305/306 und besonders col. 384, 2^) MG Concilia II. p. 473 ss. Vgl. G. Haendler, Epochen karoMngischer Theologie. Eine Unter suchung über die karolingischen Gutachten zum byzantinischen Bilderstreit. Berlin 1958, Dazu H. Schade in: Theologis^e Llterafurzeitung 1959, Nr. 6, S. 439 ff. 28) M. Manitius, Geschidife der lafelnischen Literafur im Mit telalter. Bond 1. München 1911, S. 306. 20) MG Capitularia II. p. 482—484. Liber de ecciesiasticarum rerum exordlis et incrementis. 2') PL CXL II col. 651 „Eraf enim instar ac si mundus ipse, excutiendo semet, rejecta vetustate, passlm candidam eccleslarum vesfem Indueret." 28) J. V. Schlosser, Quellenbuch zur Kunstgeschichte des abend ländischen Mittelalters. Wien 1896, S. 151—153. 28) J. V. Schlosser a. a. O. S. 149—151. 88) Die Lebensbesdireibung der Bischöfe Bernward und Gode hard von Hildesheim. Übersetzt von H. Hüffer. Leipzig 1925, S. 11. 81) J. Schlosser, Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellen kunde der neueren Kunstgeschichte, Wien 1924, S. 23/24. 82) Theophilus presbyter, Schedula diversarum artium (Quellensdiriften für Kunstgeschichte), Wien 1872, S. 2—4. 88) PL CXLII col. 1267 ss. 8^) C. J. von Hefele, Conclliengeschichte IV. Bd., 2. Aufl., 1879, S. 680. 86) PL CXLII col. 1267 A. 86) PL CXLII col. 1306 XIV De imagine Solvaforis in cruce. 8'') M. Schmaus, Katholische Dogmatik IV, 1 ^1952, S. 8. 88) M. Manitius a. a. O. Bd. 1, 414/415. 88) J. R. Gelselmann, Berengar von Tours, In: L. f. Th. u. K. 21958. ^6) J. V. Schlosser a. a. O. S. 266. liw nim- .'t mU iy
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