Christliche Kunstblätter, 97. Jg., 1959, Heft 3

chenbauten wirken, faßte Schädel in der Pfarrkirche zur Heiligen Familie in Würzburg-Heidingsfeld zu sammen (1958). Dreieck, Rechteck, Trapez und Rund form verbinden sich in ihrem Grundriß. Zwei gerade Linien an den Seiten, zwei stumpfe Winkel als Ein gangswand und Stirnwand ergeben das ausgewogene Muster des Gemeinderaumes. Die Bänke stehen in Trapezen, die sich auf die Stirnwand richten. Aus ihrem stumpfen Winkel kommt eine Altarinsel der Gemeinde entgegen. Teile einer Ellipse umgrenzen ein Atrium. Mit ihnen kommen Rundformen in die gebrochenen Linien der Anlage. Verwandtschaft und Gegensatz der Linien und Muster ergeben ein be wegtes Leben in der Grundfläche, das auf einen dynamischen Innenraum schließen läßt. Ein Besuch der Kirche bestätigt diese Erwartung. Die Vorhalle empfängt uns mit ihren elliptischen Armen. Aus ihrer Ruhe entläßt sie uns in einen Innen raum, in dem sich das Drama der Formen, des Lichtes und der Bedeutungen abspielt. Wir erinnern uns des Wortes von Le Corbusier: „Baukunst bedeutet Um setzen des Materials in zuinnerst erregende Wechsel beziehungen." Der Raum hat an den Seiten gläserne, von Betonlamellen unterteilte Wände; die Eingangs und die Stirnwand sind massiv. Auf ihnen ruht die L , ^ m Hans Schädel, Pfarrkirche in Hasioch Firstdecke, die dem hohen Satteldach entspricht und in ihrer Holzkonstruktion in jene fortlaufende Be wegung gerät, die in der Malerei des Futurismus die Zeit ins Bild holen wollte. Bewegung entsteht im Raum, sie wird vom Licht aufgenommen, dos dank der niedrigen Seitenwände stark auf die Bänke fällt und sich von ihnen her gebrochen im Raum verteilt, die konstruktiv bewegte Decke noch bewegter macht und ein vielteiliges Zelt über den Raum stellt. Der Altar steht vor dem stumpfen Winkel der massiven Stirnwand auf seiner leicht herausgehobenen Insel. Die Altarwand wirkt durch ein schmales LichtHans Schädel, Wallfahrtskirche in Kälberau band, das um sie herumgeführt ist, transparent. Zu gleich erhält dadurch der Altar eine große Gloriole, die ihn und die Herzen der Gläubigen erhebt. So wird das Grundanliegen des neuen Kirchenbaus, einen konzentrierten und zugleich orientierten Raum zu erstellen, die Gemeinde in ein inniges liturgisches Verhältnis zum Altar und seinem Ereignis zu bringen und trotzdem die Grenze zwischen ihnen darzustellen, in diesem Raum zum Ereignis. Das lichte Zelt Gottes, das Schädel in diesem Kirchengebäude errichtete, ist Mitte eines kirchlichen Bezirkes, der die Gebäude der Pfarrei großzügig zu beiden Seiten des Atriums entfaltet und ihnen den architektonischen und sinnbildlichen Akzent eines plastisch geformten Glockenturmes gibt, der den Grundriß des Atriums wiederholt. Die neuen Typen und Erscheinungsformen der kirch lichen Architektur bilden sich beim Bau der Pfarr kirche, sie ergreifen heute aber auch die anderen Zwecktypen des Kirchengebäudes. Hans Schädel be teiligte sich an diesem Vorgang durch seinen Er weiterungsbau für die Wallfahrtskirche in Kälberau. Der selbständig an das alte Gebäude angelehnte Neubau erstand auf einem Grundriß, der sich aus vier Konchen bildet. Ihre Rundwände sind von Glas bändern umlaufen und überhöht von einem Dach, das den konischen Schnitt wiederholt. Die einfache Kon-

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