Christliche Kunstblätter, 97. Jg., 1959, Heft 3

Konstruktionen kommen Malerei und Plastik in die Raumgestalt. Ihre Werke werden nicht mehr als be liebige Zutat, sondern als wirkende Kräfte der neuen Kirche begriffen. An diesem neuen Kirchenbau ist Hans Schädel, Lei ter des bischöflichen Bauamtes in Würzburg, mit Wer ken europäischen Ranges beteiligt. Der Architekt wurde 1910 in Randersacker in Mainfranken geboren. tlfpl j \ I : ür-: Hans Schädel, St. Kilian in Schweinfurt Er wandte sich früh dem Beruf eines Steinmetzen zu; der Steinmetzmeister folgte bald seiner Neigung für die Architektur. Das planmäßige Studium an einer höheren technischen Lehranstalt gab ihm das Rüst zeug, seine Ideen zu verwirklichen. Er war Stadtbau meister in Würzburg und wurde 1948 in das Generalvikariat des Bischofs berufen. Diesem Ruf folgte ein intensives und glückliches Bemühen um den neuen Kirchenbau. Hans Schädel baute zerstörte Gottes häuser wieder auf, er fand Gelegenheit, seine Kräfte und Gedanken in ersten Neubauten zu versuchen. Der Wiederaufbau der Wegkirche St. Laurentius in Heidingsfeld machte ihn mit den Möglichkeiten des traditionellen Langrechteckes vertraut. In der Pfarr kirche von Kleinostheim konnte er die traditionelle Kreuzform erproben, in der Rosenkranzkirche zu Stockstadt den Ovalbau und in der Kirche St. Kilian in Frankenheim den quadratischen Zentralraum. Im Wiederaufbau der St. Kilianskirche in Schwein furt (1953) fand Hans Schädel zu seiner Form. Den Grundriß bildete er aus einem gleichschenkligen, ge streckten Trapez und aus einem anschließenden, ein gezogenen Querrechteck, dos in einer Rundapsis schließt. Im Übergang der beiden Raumeinheiten steht der Altar. Das Trapez gibt der Sonntagskirche die Grundfläche, der anschließende Rechteckraum dient als Werktagskapelle. Beide Räume sind auf den einen Altar gerichtet. Die Werktagskapelle kann bei Bedarf als Ergänzung der Sonntagskirche dienen. In diesem Grundriß bedachte Schädel die elementaren Funk tionen des neuen Kirchengebäudes. Dos Trapez ist geeignet, die Gemeinde zwanglos zu konzentrieren und sie zugleich entschieden auf den Altar zu orien tieren. Diesem Bestreben dient auch die Lichtführung. Zu Seiten des Altares lösen sich die Wände in große, von einem Betonskelett getragene Glasflächen auf, die halbkreisförmige Rückwand der Werktagskapelle ist ganz in Glas errichtet. Sie erhielt eine große Glas malerei von Georg Meistermann, die das Kommen und das Wirken des Heiligen Geistes vergegenwär tigt. Das betonte Licht und die hohen Werte der Form und der Farbe sind geeignet, unsere Sinne noch stär ker auf den Altar hinzuwenden. Er steht eindeutig im Blickfeld der Gemeinde und doch in einem unend lichen Raum, der sich hinter ihm aus Betonstruicturen, Glas und farbigem Licht bildet. Beim Bau der Pfarrkirche St. Alfons in Würzburg, die 1955 vollendet wurde, klärte und präzisierte Hans Schädel dieses Grundrißmuster. Im ihr laufen die Schenkel des Trapezes spitzwinkliger als in Schwein furt zusammen, der Altar steht vor der festen Rück wand eines eingezogenen Altarhauses. Links und Hans Schädel, St. Alfons in Würzburg rechts des Einganges ergeben sich kleine Neben räume, die als Andachtskapelle und als Werktags kirche dienen. Während auf dem trapezförmigen Grundriß in Schweinfurt ein rechtwinkliger stützenfreier Kastenraum errichtet wurde, treten in St. Alfons zu Würzburg die Trapeze des Grundrisses wirkend in den Aufbau. In dem Gemeinderaum, der zwischen

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