V Edvard Münch, Letzte Stunde einen schräg unter ihr liegenden jungen Menschen, dessen zur Seite gekehrter Kopf auf einem Kissen ruht. Tiefes Schwarz trennt ihn von einer Frau, deren Gesicht mit den geschlossenen, wie vor Schmerz er blindeten Augen von ihm abgewendet und dem Be trachter zugekehrt ist, und dem darüber aufwachsen den, von einem schlohweißen Bart umrahmten Ant litz eines vom Alter gebeugten Greises. Die vier Köpfe bilden ein nach oben offenes Oval, dos durch zwei riesige, offenbar an der Rückwand des sonst ganz unbestimmt gelassenen Raumes zu denkende Ahnen bilder geschlossen wird. Sie bilden die einzigen schwarzen Akzente in der oberen Hälfte des Holz schnittes, wobei das Bild des Mannes, das über dem Kopf des Kranken hängt, noch dunkler, schwerer und drückender wirkt. Je länger wir das Blatt betrachten, um so mehr ge winnt es an Aussagekraft. Die Hilflosigkeit der Fa milie unter dem Schweren, Lastenden der Ahnenbilder wird immer bedrückender; wir ahnen das Nahen des Todes, dem der Sohn durch ein dunkles Erbe ausge liefert ist. Wir betrachten einen anderen Holzschnitt von Münch: Letzte Stunde (Abbildung oben). In der Art der Behandlung des Holzstocks unterscheidet er sich wesentlich von dem soeben besprochenen. Die Fa serung des Holzes ist nirgends unmittelbar zu sehen; auch ist der Stock im ganzen stärker bearbeitet — der Stichel hat breite Stellen ausgespänt. Diese Art der Behandlung entspricht vollkommen dem räumlichen Gesamtcharakter des Blattes (im Gegensatz dazu war das „Krankenzimmer" betont flächig). Wir blicken in einen großen umschlossenen Hof, links ein niedriges Haus, im Hintergrund die Friedhofmauer mit dem Ein gang in der Mitte, rechts drei Portale einer Kirche. Im Mittelgrund hoben sich zur Linken und zur Rechten zwei Menschengruppen versammelt: links stehen einige Männer, die anscheinend beim Begräbnis Dienst tun müssen, rechts, vor dem vorderen Kirchentor, sind Leidtragende und Beileid wünschende. Beide Grup pen werden durch zwei Frauen verbunden, die in dos Haus zur Linken laufen. Ganz vorn steht, das Bild beherrschend, eine Frau, die starr aus dem Bild heraus sieht. Ihr Blick ist ins Weite, ins Leere gerichtet. Es ist.
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