gestaltet. Die beiden Seitenfeider sind mit Faltwänden geschlossen, dahinter befinden sich Taufkapelle und Sakristei. Die Rückwand ist ebenfalls eine volle Wand aus fünf Elementen, deren mittleres bei festlichen Anlässen geöffnet werden kann. Die beiden Quer wände sind gegen den Kirchhof hin in klarem Glas aufgelöst, dadurch setzt sich der Sakralraum nach außen fort. Im Kirchhof befinden sich die Kreuzweg stationen (die ergangen werden müssen), rechts vor dem Gebäude — dem Ort zugewendet — ist das Geläute. Vor der ruhigen Haupteingangswand steht in der Achse der Zufahrtsstraße ein einfaches Kreuz. Von der Rückseite des Hofes aus sind der Pfarrsaal und auch die Sakristei und die Taufkapelle zugänglich. Jorg Lampe Alfred Manessiers Bedeutung für die religiöse Kunst Dazu die Abb. 4, 5 und 22 'leon Cayrol nennt in seiner im Verlag „Le Musee de Poche" 1955 erschienenen Monographie den 1911 in Saint Ouen an der Somme geborenen Maler Alfred Manessier „le peintre de silence", den Maler der Stille, was in der Tat ein Kriterium seiner Kunst zu sein scheint. Manessier, der zunächst in Amiens und später in Paris studierte, wobei ihm die Begegnung mit Roger Bissiere, Professor an der Aka demie Ranson, von Nutzen war, wird auch von Pater Pie Regamey OP, der das bekannte Buch über „Kirche und Kunst im XX. Jahrhundert" schrieb, als einer der wesentlichsten Interpreten christlicher Themen aus dem Geiste und den Möglichkeiten der Gegenwart heraus geschätzt, so daß es Grund genug gibt, sich nun ein wenig mit seiner Malerei und Ausdrucksweise zu be fassen. Manessier zählt zu den sogenannten abstrakten Malern, was allerdings auch wieder bestritten wird, schon weil viele seiner Bilder gegenständliche Titel haben. Zwei von 1952 beispielsweise nennen sich „Gethsemane" und „Borrobas", ein anderes von 1954 „Dornenkrone", und auf den „Jüngern von Emmaus" von 1944 oder auf der „Kreuzabnahme" von 194ö sind sogar deutlich menschliche Gestalten zu erkennen. Im Grunde aber ist die Bildwelt Manessiers weder ab strakt noch figurotiv, sondern vielmehr in einer Sphäre angesiedelt, in der äußere Ereignishaftigkeit und Figuration keinen Platz mehr haben. Sie findet so zusagen in einer Grenzzone statt, in die bereits das Transzendente einstrahlt und so gewissermaßen den bildnerischen Ton bestimmt. Da wird also gar nicht mehr natürliche Erscheinungswelt zur Chiffre reduziert oder im Sinne einer autonomen Ästhetik „komponiert", sondern es vollzieht sich bildnerisches Gleichnis eben für die Wirklichkeit des Transzendenten. Daß ein solcher Vollzug noch vielfach als theolo gisch und für den sakralen Raum untragbar angesehen wird, geht lediglich die Theologen an. Bildnerisch und künstlerisch ist ein solcher Einwand nicht zu halten. Oder kann man es etwa einen Zufall nennen, daß nahezu die gesamte gegenständliche Behandlung christlicher Bildinhalte durch Maler unserer Zeit ent weder einfach unzulänglich oder aber bewußt primitivistisch, „ikonistisch", „romanistisch", „gotistisch", manieristisch, kurz historisch aufgezäumt ist, weil man auf Ausdrucksanleihen geradezu angewiesen ist, um in die gegenständliche Themengestaltung wenigstens noch einen Anschein von innerer Erfülltheit und Span nung hineinzubringen? Für den im Bildnerischen be wanderten Beurteiler jedenfalls steht es außer Zweifel, daß die letzte „gegenständliche" bildnerische Aus drucks- und Gestaltungsweise mit „originärer" innerer ■ Spannung der Expressionismus war — die des Sur realismus liegt in der Regel nur im Thema —■, und daß heute, von ganz seltenen echten Nachzüglern abgesehen, niemand mehr wie ein Nolde, ein Heckel, ein Kirchner oder ein Schmidt-Rottluff malen könnte. Diese besondere Art von Steigerung, manchmal ge radezu ins Exhibitionistische hinein, liegt wie die Men talität der Zwischenkriegszeit oder richtiger der Zeit nach dem ersten Weltkrieg hinter uns, und selbst die Nachzügler erlegen sich eine sehr viel strengere Dis ziplin auf. über das Formale hinaus jedoch und als seine wesentliche Ursache macht sich der Umstand geltend, daß die meisten starken bildnerischen Naturen der Gegenwart das „Gegenständliche" und damit auch die menschliche Gestaltung, gleichgültig wessen, gar nicht mehr als ihren „Gegen-Stand" erleben können. Dieser vielmehr, das heißt das, womit sie sich aus einandersetzen, und wessen Bild sie zu gewinnen und zu gestalten trachten, ist auf einer völlig anderen Ebene der Lebenswirklichkeit zu suchen. Parallel zur heutigen Natur-Erforschung, die sich gleichfalls nur noch mit den elementaren und gesetzlichen Grund zuständen, Strukturen und Verhaltensweisen der
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