Christliche Kunstblätter, 97. Jg., 1959, Heft 3

Ottokar Uhl Projekt für eine Kirche in Teesdorf Dazu die Abb. 15 jie Aufgabe Kirche ist primär eine geistige. / J Als solche kann sie nie mit dem allein be wältigt werden, was die Technik leisten kann. Jeder Versuch aber, sie mit untechnischen Mitteln zu lösen, kann nur zu einer Rückkehr ins Historische oder zu einem Absinken ins Dekorative führen. Die ursprüngliche und zugleich wesentliche Form des christlichen Gottesdienstes ist die Zusammenkunft der Gemeinde zur Eucharistiefeier. Dem entspricht ein Raum, in dem diese stattfinden kann und der groß genug ist, die Gemeinde zu fassen. Alle anderen In halte und Bezüge sind später hinzugetreten; sie ließen oft genug die ursprüngliche Aufgabe vergessen, näm lich Versammlungsraum zu sein. Heute besinnen wir uns wieder darauf. Gerade das aber verlangt vom Architekten eine Auseinandersetzung mit dem Material und der Konstruktionsform. Denn wir haben heute andere Mittel, einen weiten Raum zu umschließen, eine Halle mit großer Spannweite zu bauen. Unter diesen Gesichtspunkten wurde nun versucht, die gestellte Aufgabe zu lösen. Für die sich stark erweiternde Industriegemeinde Teesdorf, Bezirk Baden in Niederösterreich, sollte eine Filialkirche für 150 Personen (auf 300 erweiterbar) projektiert werden. Um die Spannweite des Kirchenraumes ohne Zwi schenstützen zu überwinden, wird ein Hauptgerüst aus Stahlbeton, das von vier Stahlbetonsäulen ge tragen wird, errichtet. Die Altarrückwand wird zur \Mindversteifung mit herangezogen. Die Schließung des Daches erfolgt durch Stahlbetonfertigteile, die mit Platten abgedeckt sind. Das Gebäude, aber auch das Grundstück, untersteht seiner modularen Ordnung, sowohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung. Aus gehend vom kleinsten vorfabrizierten Element (Boden platte 0.50 X 0.50 m, wozu die Zwischenfugen und die Toleranz kommen) ergibt sich — unter Berücksich tigung der Anforderungen des Bauens — ein Modul von 3.60 m bzw. 1.80 m. Diese Ordnung ermöglicht jede Verschiebung inner halb des Grundrisses; dadurch ist eine Erweiterung oder Änderung jederzeit und leicht möglich. Allein die Altarrückwand ist als Windversteifung unverrückbar. Dies erscheint auch über alle konstruktiven Oberlegungen hinaus, liturgisch gesehen unerläßlich. Alle Wandelemente, durchwegs in gleicher Größe, brau chen nur den Erfordernissen der Raumteilung und Isolierung zu entsprechen und können dementspre chend leicht gehalten werden. Emailliertes Blech oder Eternit auf Rahmen bzw. geteilte Glasfelder sind geplant. Die Erweiterung kann mit den gleichen Ele menten unter der bereits vorhandenen Hauptkonstruk tion (Vorhof) ohne viel Schwierigkeiten vorgenommen werden. Das Grundstück ist von einer Mauer umfaßt. Da durch wird ein Kirchhof geschaffen, der durchschritten werden muß, bevor man den eigentlichen Kirchenraum betritt. Das entspricht in der Idee den Friedhöfen um unsere Dorfkirchen, erinnert vielleicht auch an die Vorhöfe der alten Basiliken, und versucht die Ver worrenheit der Umgebung vom sakralen Raum fern zuhalten. Vor dem Festeingang in der Mittelachse befindet sich ein konstruktives Gerüst (mögliche Er weiterung der Kirche), das einen abstrakten Vorhof bildet. Zu gewöhnlichen Anlässen wird die Kirche durch den Seiteneingang betreten. Der Raum wurde bewußt quergelegt, um eine bestimmte Form der Grup pierung um den Altar (Brüdergemeinde) zu gestatten. Die drei Felder der Altarrückwand sind künstlerisch rtsTfliHCAND « »iLAnjre Projekt für eine Kirche in Teesdorf

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