in der Weit anwesend ist und von dort her als Gabe entgegengenommen wurde. Alle Räume wollen Weltraum ersetzen oder abbilden oder dessen Existenz bekunden. Weltraum aber ist geöffnet ins Unendliche. Diese Öffnung im Weltraum sollte der Architekt durch sein Bauen schlie ßen. Das ist seine Aufgabe. Und die ist unlösbar. Der Konflikt, der eben in der Spannung zwischen Zweck und Schönheit bestand, verschärft sich und wird zum Streit zwischen Erde und Welt, zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Geschlossenem und Offenem, zwi schen Schein und Sein'). Hartmann sucht die Lösung in der Synthese, die geboten ist im schöpferischen Blick auf Konstruktion und Form zumal. Das ästhe tische Sein dieses Seienden, etwa des Bauwerkes, besteht in der Ausgeglichenheit zwischen Konstruktion und Form, in der Lösung der Aufgabe. Für Schwarz dagegen stehen alle großen und gültigen Werke im Angesicht des Unmöglichen (seinshaft, der Verfasser), sie sind alle begonnen „im Hinblick", als gewaltige Näherungen an die unlösbare Lösung, und ihre Größe besteht nicht in irgend einer ästhetischen Genießbar keit, sondern darin, daß sie die absolute Un möglichkeit schöpferisch ausspre chen, und daß jede ihrer Formen die ewige Lücke erschließt (69; vgl. baukunst und werkform, 10 [1957]), 152). Der Unterschied beider Auffassungen sei nun im eigentlichen und als Grundsatz zum Verständnis des Bauens und dessen Bedeutung festgestellt. Für Hartmann sind Sinn und Ziel und ideeller Hintergrund sowie Lebenswille und Idee der Baukunst nur vermit telnd, das heißt, daß sie das in Stein und Form und Kunstruktion Erscheinende sind, nicht ober das zur Erscheinung Drängende. ^]M. Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes, in: Holz wege. Frankfurt a. M., 1952. 37, 51. Für Schwarz — für jegliches Denken, das Kunstwerke vom Sein her noch ihrer eigentlichen Seinsweise be fragt — sind die hintergründigen Dimensionen tran szendent, das heißt sie gehen durch sämtliche Schich ten hindurch und stehen ihrerseits am Anfang, als seinshafte Grundgestalten. So ist denn Heiligkeit z. B. ein Ursprung, nicht ein Zweck, auch nicht eirt ideeller. (Sonst sinkt Heiligkeit sofort von ontologischer Bedeutung ins „Motiv" herab. Heiligkeit, Sakralität ist jedoch immer seinshaft zu verstehen.) Das Offene, das Jenseitige, das Nicht-Profane gehört als das jenseits des Raumes Liegende auch noch zur baulichen Auf gabe. Es ist die eigentliche Gabe des Seins an das zu Seiende. Es ist gerade das an diesem konkret Seienden zu Verwirklichende. Es ist jedoch zugleich dos eigentlich Wirkende, dos eigentlich und vorzüg lich Seiende. Was ins Werk gesetzt werden muß, dos ist das an jedem Seienden Offene; die Kunst ist es, die das Offene des Seienden dem verschlossenen Blick des gewöhnlichen Menschen eröffnet. Das eigentlich Licht hafte, der splendor formae, wird erst im Werk sicht bar, und zwar im Kunstwerk. „Das Kunstwerk ist zwar nicht die einzige Stelle, an der die Hintergründigkeit der Dinge erfahren werden kann. Aber es ist einer der vorzüglichsten Orte der Begegnung mit der wah ren Wirklichkeit®)." Diese Begegnung geschieht durch den Bau selbst, nicht durch ein angehängtes Motiv — sei es noch so sakral, noch so religiös — und eben sowenig durch könnerische Routine. Auch nicht durch Erfüllung der Zwecke wird ein Bauwerk als Seiendes offenbar, sondern durch die Ablesborkeit des Ab soluten kommt das Sein des Schönseins als Glanz des Seins selbst zustande. ^)W. Weischedel, Die Tiefe im Anfllfz der Weif. Ent wurf einer Metaphysik der Kunst. Philosophie und Geschichte, 73/74. Tubingen, 1952. 48, 58. Ottokar Uhl Die Grundrichtungen der modernen Architektur im Profan- und Kirchenbau Die Anfänge Dazu die Abb. 1—8 /"TJ^as 19. Jahrhundert, reich an bedeutenden WerJ ken der Musik und Malerei, des Romans und der Lyrik, entwickelte keinen eigenen Baustil, sondern griff auf Bauformen vergangener Zeiten zurück. Frei lich brachte auch diese Zeit bedeutende Architekten persönlichkeiten hervor, wie Karl Friedrich Schinkel, Gottfried Semper oder Violett-Ie-Duc. Gleichzeitig mit der Industrialisierung nimmt die Bevölkerung sprungartig zu, der Zug in die Stadt setzt ein. In 150 Jahren vergrößert sich London um dos
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