Christliche Kunstblätter, 97. Jg., 1959, Heft 2

Oster- und Altarlouchter von Hein Wimmer und Max Faller, die Paromente von Paulo Preisinger und Gertrudis Huber zu betrachten, um zu erkennen, daß wir es hier mit Schöpfungen zu tun haben, die sich durchaus mit den höchsten Leistungen der Vergangenheit vergleichen lassen und sie oftmals durch ihre Einfachheit Obertreffen, will man nicht bis zur romanischen Kunst zurückgehen, die ihnen auch darin ebenbürtig oder gar überlegen ist. Auch schlichteste Aufgaben, Meßkönnchen etwa oder Weihrauch gefäße, sind überzeugend bewältigt. Man möchte dieses Jahrbuch, das wohl das beste dar stellt, was es derzeit über das Kirchengerät gibt, in die Hand recht vieler Priester wünschen. G. R. Dos Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunst wissenschaft. Jahrgang 1958, Heft 9/10 und 11/12; Jahr gang 1959, Heft 1/2 und 3/4. Bezugspreis pro Doppelheft DM 4.70. Die besprochenen Hefte enthalten fünf Beiträge zur Situation des Kirchenbaues in verschiedenen Ländern; es handelt sich dabei um Referate, die im Juli 1958 in Mün chen gehalten wurden. Monsignore Giovanni Fallani eröffnet mit einem öberblick über die „Neue kirchliche Kunst in Italien" (Heft Nr. 9/10). Die neueren italienischen Kirchen, die vor gestellt werden, überzeugen nicht olle; ein falsches Pathos wirkt manchmal allzu aufdringlich. Zu größten Hoffnungen ober berechtigt die Aufgeschlossenheit von Msgr. Fallani, der an höchster kirchlicher Stelle wichtige Entscheidungen zu treffen hat. Im gleichen Heft berichtet Joseph Pichard, der Redakteur von „Art chretien", über „Neue Kirchen in Frankreich". Dabei werden auch einige bei uns wenig bekannte Bauten besprochen. Es ist sehr wertvoll, daß in einem weiteren Artikel (von Dieter Großmann) darauf hingewiesen wird, daß in Frankreich zwar einige „große Würfe" gelungen sind, daß daneben aber noch sehr viel schlecht gebaut wird. „Paris schwankt zwischen monströsem Neu-Historizismus und gezähmtem Erbe von Roincy." Heft 11/12 enthält einen Artikel von Miguel Fisac über den neuen Kirchenbau in Spanien, wobei der Architekt allerdings mehr auf die Prinzipien seines eigenen Kirchen baus als auf die spanische Gesamtsituation eingeht. Daß Fisacs Bauten, voran die Dominikanerkirche in Volladolid, hervorragend gelungen sind, brauchen wir nicht weiter zu betonen, da sie allgemeine Anerkennung gefunden haben. Die schwierige Situation in Südamerika weist Prof. Winternitz, Lima, auf. Sie dürfte durch das Fehlen einer vorbarocken Kirchenboutradition mitverursacht sein (zum südamerikanischen Barock im gleichen Heft: Paul Dony, Lateinamerikanische Jesuitenkirchen). Doch sind auch hier schon Anfänge gesetzt. Kleine Gruppen von Architekten, Künstlern und Priestern bilden Zentren der Erneuerungs bewegung. In Heft 3/4 berichtet Architekt Hermann Baur in seiner schlichten, allen Phrasen abholden Art über „Die christ liche Kunst der Gegenwart in der Schweiz". Damit hat eine Artikelreihe ihren Abschluß gefunden, die einen guten Überblick über die gegenwärtige Situation im Kirchembau gibt. Von den kunsthistorischen Beiträgen der letzten Hefte seien hervorgehoben: Herbert Schade, Hinweise zur früh mittelalterlichen Ikonographie (Heft 11/12); Otmar Freiermuth, Donato Giuseppe Frisoni und die Architektur des Barock in Böhmen (Heft 3/4). G. R. Werk. Schweizer Monatsschrift für Architektur — Kunst — Künstlerisches Gewerbe. Pro Heft sFr 3.30. Die derzeit führende Architektur-Zeitschrift des deutsch sprachigen Raumes widmete das Juniheft 1957 der „Kirch lichen Architektur und Kunst". Das Heft zeichnet sich durch hohes Niveau vor anderen ähnlichen Veröffentlichungen aus (man vergleiche damit etwa die Nummern des „Bau meister" zum gleichen Gegenstand). Das Heft wird maßgeblich von Architekt Hermann Baur bestimmt. In einem ersten Beitrag verteidigt er mit Ronchamp nicht nur seine eigene, sondern überhaupt die neuere kirchliche Architektur, indem er zeigt, daß Ronchamp zwar als Werk Le Corbusiers und durch seine be sondere Aufgabe als Wallfahrtskirche eine Sonderstellung einnimmt, zugleich ober Grundprobleme des neuen Kir chenbaues aufgreift und einer allerdings einmaligen, nicht schlechthin vorbildlichen Lösung entgegenführt: dos Pro blem der Lichtführung, der Sammlung und Konzentration der Gläubigen, der communio von Priestern und Laien. Die neuen Bauten von Hermann Baur selbst, die im An schluß daran gezeigt werden (Bern, Birsfelden, Thailen/ Saar und Hem/Roubaix), sind allerdings nicht in jeder Hinsicht überzeugend. Bedeutender sind sicher die beiden Kirchen von Rudolf Schwarz (Frechen und Düren), dem Baur so viele Anregungen verdankt. — In einem weiteren Artikel über den Maler Ferdinand Gehr, der das Chor wandfresko in der Marienkirche in Ölten von Baur ge schaffen hat, begegnet dieser dem Vorwurf, die Architek tur unserer Zeit lasse keinen Raum für die anderen Künste. Von den weiteren Beiträgen verdienen vor ollem zwei hervorgehoben zu werden. Jorg Lampe stellt in einem Artikel über die Pfarrkirche von Salzburg-Porsch in oller Kürze und Prägnanz das Wesentliche dieses Raumes her aus: die „Steigerung zum Altarraum und dem strahlenden Glanz der ihn erfüllenden Lichtflut" hin. — Das gleiche Prinzip ist für den Kirchenbau La Martella in Matera, Süditalien, maßgeblich, der auch in anderer Hinsicht be merkenswert ist: er bildet das Zentrum eines Dorfes, dos ganz neu gebaut wird und desseni Gesamtplanung vor bildlich genannt zu werden verdient. Eigene Artikel über Kirchenfenster (die allerdings pro blematisch sind) und Paromente setzen neue Akzente, so daß das Heft bei aller Fülle und allem Reichtum eine einheitliche Konzeption verrät: die Chorakteristiko einer guten Zeitschrift. G. R. Religiöses Schrifttum: Dr. Johann Nicolussi, Gott in Palästina. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck; 556 Seiten mit einer Landkarte, bro schiert mit Leinenrücken und Schutzumschlag, öS 69.—, DM 11.50, sfr 11.50. — Derselbe, Gott im Neuen Testa ment, Verlag und Ausführung wie oben, 278 Seiten, öS 33.—. Diese zwei Bücher bilden den dritten und vierten Bond der Reihe „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken". Der Inhalt des einen Bandes ist das Leben Jesu, in großen Zügen und in seinen markantesten Begebenheiten dargestellt. Neben dem schon Bekannten werden neue Ge danken und Zusammenhänge offenbar. Der andere Band kann als eine Ekklesiologie, als eine Lehre von der Kirche, bezeichnet werden. Dabei vereinigt er Dogmatik, Apolo getik und Aszetik in einer einheitlichen Zusammenschau. Die Sprache ist lebendig, bildhaft und auch für den theo logisch nicht geschulten Laien leicht verständlich. Der Verfasser und der Verlag haben damit ihr Ziel, gute volks tümliche Schriften zu bieten, wieder vollauf erreicht. Peter Gradauer

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