dieses ist die einzige und höchste Ursache der vor nehmen und stattlichen Geböu — der unsterbliche Name und Ruhm und ewige Gedöditnus, so von dem Structore hinterlassen wird." So hat diesen Geist einer der großen Bauherrn des Barock, Fürst Karl Eusebius Liechtenstein in seinem „Werk von der Architektur" schon im 17. Jahrhundert gekennzeichnet. Barock sieht dos Leben als ein Schauspiel, die Welt als eine Bühne, auf der sich in einer unerhört reichen und mannigfaltigen Szenerie das Spiel des großen und kleinen Daseins in spannender Formenfülle ab wickelt. Der Mensch möchte alles handgreiflich sehen und versinnbildlichen, die abstraktesten Gedanken, das gläubige Schauen, den moralischen Begriff, den ewigen Wettkampf der Geister, die große umfas sende universale Idee. Der Kampf des Lichtes mit der Finsternis, der Tugend mit dem Laster, des Glaubens mit dem Unglauben, das geistige Streben zu hoher Erkenntnis — dos alles nimmt greifbare und deut bare Gestalt an und immer trägt das Gute, Edle und Hohe den Sieg davon. Dieser triumphale Stil offen bart den ganzen Optimismus eines sieghaften, selbst bewußten und aufbauenden Zeitalters, das Kraft bewußtsein und die seelische Aufnahmsfähigkeit eines erlebnisreichen Menschentums. Der Wiener kaiserliche Hof ist ein Mittelpunkt geistiger und weltlicher Kultur. Mögen auch die Habsburger Leopold I., Joseph I. und Karl VI. ein fachere Formen lieben und nur gelegentlich die ganze Pracht der Majestät errtfalten, der aristokratische Hof versteht es umso besser zu repräsentieren. Die Aristo kratie lebt im Lichte kaiserlicher Gnade und Libertät, sie hat ihren vorgezeichneten Lebensgang im Dienste des Kaisers oder im Dienste der Kirche. Die hohen repräsentativen Stellungen in den höfischen Ämtern und in der Hierarchie sind dem Adel reserviert. Mit den damit verbundenen Einkünften bestreitet er den kostspieligen Haushalt und seine ebenso kostspieligen modischen Beschäftigungen und Vergnügen. Dieser Adel bekommt ein internationales Gepräge: denn der kaiserliche Hof übt eine mächtige Anziehungskraft auf alle unternehmungslustigen, ehrgeizigen und auch habsüchtigen Elemente aus. Aus dem Reich, aus Italien und Spanien, aus den Niederlanden strömen sie zusammen. Hier, in Wien, gibt es unzählige Mög lichkeiten sozialen Aufstieges, des Gewinnes von Ehren und Reichtum, von Amt und Würdem Hier ver binden sie sich bald mit heimischen Geschlechtern, erwerben Grund und Boden und fügen den deutschen, böhmischen, ungarischen und italienischen Familien namen einen französischen, spanischen oder irischen hinzu. Besonders aus den geistlichen Fürstentümern, die im Reichsgedanken fest verwurzelt sind, kommen die Söhne des Adels noch Österreich, um hier ihr Glück zu machen. Gar manche fliehen aus der Enge landesfürstlicher Territorien in die kaiserliche Resi denzstadt. So sind etwa die Schönborn, Metternich, Gudenus und Stadion nach Österreich gekommen. Friedrich Karl von Schönborn, der Neffe des Kur fürsten von Mainz und Bischofs von Bamberg Lothar Franz, hatte als Reichsvizekanzler eines der höchsten Reichsämter inne und hinterließ, als er nach dreißig Jahren als Bischof von Würzburg und Bamberg ins Reich zurückkehrte, sein großes Besitztum in Öster reich einem seiner Neffen. Wie sein Onkel war auch er ein großer Bauherr und Kunstliebhaber, besaß in Lukas Hildebrandt einen Hausarchitekten, der ihm sein Schloß Schönborn und sein Gartenpalais in der Josefsstadt erbaute und mit viel bewunderten Garten anlagen schmückte. Sein Bruder Johann Philipp war vor ihm Fürstbischof von Würzburg und begann den Bau der prachtvollen Residenz, bei dem auch Hilde brandt mitwirkte, der auch beim Bau des herrlichen Schönbornschen Schlosses in Pommersfelden bei Bam berg seine Hand im Spiele hatte. Im Dienste des Kur fürsten Lothar Franz war Gottfried Bessel herange wachsen, der später als Abt von Göttweig die erstaunlichen Pläne des Stiftes von Hildebrandt ent werfen ließ, die selbst in ihrer nur teilweisen Ver wirklichung noch eindrucksvoll genug sind. Die adeligen Bauherrn, an ihrer Spitze Prinz Eugen, ver standen etwas von Plänen und Rissen — dos gehörte sozusagen zur adeligen Erziehung. Martineiii, Fischer von Erlach, Lukas Hildebrandt waren große Herren, die Landklöster begnügten sich mit Baumeistern aus der Provinz, die auch noch zu großen Leistungen fähig waren, wie die Nomen Jakob Prandtauer, Josef und Franz Munggenast und Matthias SteinI beweisen, ganz zu schweigen von vielen anderen, die sich an dem Neubau von unzähligen Kirchen und ganzen Straßenzügen in den Provinzstädten beteiligten; denn das wohlsituierte Bürgertum, das der aufblühende Handel oder dos vielbeschäftigte, zu reichem kunst gewerblichen Schaffen sich emporschwingende Hand werk zu Ansehen und Reiclitum gebracht hatte, war darauf bedacht, sich dem Geschmack der Zeit anzu passen und sich modern einzurichten. Die österreichi schen Städte verdanken ihrem Kunstsinn viele erlesene Bauten. Der Barock enthält, ja pflegt sogar starke Kon traste. So ist dieses Zeitalter nicht nur von weltlichem Sinnen und Trachten erfüllt, sondern zeigt auch die Züge eines starken religiösen Impulses und editer Frömmigkeit. Wie rasch und sicher wird doch die Brücke zur volkstümlichen Frömmigkeit und ihren Ausdrucksmitteln geschlagen! Es gibt eine Menge von zeitgenössischen Zeugnissen innerer Ergriffenheit und opferwilligster religiöser Hingebung. Was in der Zeit der Glaubensspaltung vernachlässigt und fast zu Ruinen geworden war, erhebt sich nun wieder zu neuem Leben, öberall erstehen Kirchen und Kapellen und an allen Wegen, an Brücken und auf Plätzen werden Bildsäulen und Denkmäler religiösen Empfin dens errichtet. Die Bewunderung heroischen Tugend-
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