nicht verstanden wurden, beweisen genügend seine Out sider-Position. Leider sind so wichtige Bilder wie die „Kortenspieler" und „Mordi Gros" etwas zu wenig erörtert; dorüber sind profundere Ergebnisse bei Kurt Bodt zu finden (vgl. dessen Aufsotz in Heft 3/1957). Ebensowenig ist zu verstehen, worum der „Bohndurchstich" unerwähnt bleibt. Die genoue historische Situierung ist nicht zu erwarten gewesen, doch hätte man gerne etwos mehr über die Stellung im Gesamt werk erfahren. Gerade die umfassenden Ausstellungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß dieses Bild aus der ge samten Produktion der ersten Phase herausragt, und daß Cezonne hier seinem Traum von der „realisation" schon einmal näher war als in den späteren Bildern aus Auvers, die den starken Einfluß Pissarros verraten. Von diesen wenigen Einschränkungen jedoch abgesehen läßt sich behaupten, daß mit Perruchots Werk die am besten dokumentierte Cezanne-Biographie vorliegt, worin sich historische Exaktheit mit einer beachtlichen Höhe der Darstellungskunst zu einer überzeugenden Ganzheit ver binden. Curt Grützmacher Volkskunst Julione Roh, Altes Spielzeug, auf das Schönste gemacht. Bruckmann-Verlag, München, 1958. DM 8.50. In gleich schöner Aufmachung wie ihren Bond mit Votivbildern (vergl. Heft 4/1957, S. 33) läßt nunmehr die Verfasserin dieses Büchlein über altes Spielzeug folgen, wiederum mit liebevoll gestellten Aufnahmen von Clous Hansmann. — Ober dos Phänomen des Spiels ist viel ge schrieben worden, seit der hohen Bewertung des „Spiel triebs" durch Schiller bis hin zur umfassenden historischen Analyse Huizingas über den „Homo ludens", deren defi nierender Untertitel lautet; „Vom Ursprung der Kultur im Spiel." Zwar ist dos vorliegende Büchlein von oller theoretisierenden Systematik weit entfernt, denn es dient der Anschouung, die durch sachlich-historische Texte ergänzend unterbaut wird. Doch gerade diese Zusammenstellung von Text und Bild ist es, die ein Stück Kulturgeschichte leben dig werden läßt. Hier wird wahrhaft die „kleine Welt" zum lebensechten Abbild der großen Welt. Am deutlich sten ist dos im 18. Jahrhundert der Fall, wo die oft von Künstlerhand gefertigten Puppen weniger als Spielzeug dienten, als vielmehr zur Darstellung des feudalen Lebens und mit diesem Zweck als stumme Szenerie in den Rari tätenkabinetten aufgestellt wurden. Aber bald hat das heraufkommende Bürgertum Anteil an dieser Spielzeug welt, die nun — mehr und mehr berufsmäßig — von den Einwohnern um Berchtesgaden und Sonneberg herum sowie von den Erzgebirglern angefertigt wird und als „Nürnber ger Tand" in alle Welt hinausgeht. Auch das Milieu der Puppenwelt erweitert sich; es gibt nicht nur das gutbürger liche „traute Heim" — aus dem sich bald die Puppenküche und der Kaufladen herauslösen —, sondern auch „Pferd und Wagen", die „Arche Noah", Soldaten und Radfahrer, Ritterschlachten und Jahrmärkte zum Aufstellen. Alle Ge biete des Alltags spiegeln sich in verkleinerter Form in der Spielwelt des Kindes; es wird „Kirche" und „Schule" und „Hochzeit" usw. gespielt. (Wer denkt nicht auch an das Puppentheater Goethes in dem Haus am Hirschgraben?) Mit der zunehmenden Industrialisierung wechselt auch das Material. Das Blech eröffnet das technische Zeitalter und beginnt zugleich die Grenzen der kindlichen Phantasie immer mehr zu verengen. — Es stimmt nachdenklich (viel leicht sogar bedenklich?), wenn man die reizvollen kleinen Gebilde der Vergangenheit mit den technisch kompletten Erzeugnissen der Spielzeugindustrie von heute konfron tiert. Und wer dabei die Tatsache bedenkt, daß die Grund lage für diese Fabrikotion von einer Schar spezialisierter Psychologen (wenigstens in Ameriko) geliefert wird, die dazu mit den Ergebnissen raffinierter Test- und Reihen experimente aufwarten, der wird etwas wehmütig und dankbar zugleich in diesem Bändchen blättern, welches den Zauber einer vergessenen „kleinen Welt" noch einmal eingefangen hat. C. G. Heimat- und Volkskunde Franz Pfeffer, Das Land ob der En.ns. Zur Geschichte der Landeseinheit Oberösterreichs. Herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Oberösterreich im Oberösterreichi schen Landesverlag, Linz, 1958, 320 Seiten mit 22 Über sichtskarten, broschiert, S 136.—. An heimatkundlicher Literatur über Oberösterreich fehlt es wahrlich nicht; und doch muß immer noch zugegeben werden, daß der Ursprung des Landes ob der Enns im Dunkel liegt. Der Verfasser des vorliegenden Werkes hat sich schon früher in verschiedenen Publikationen bemüht, manche Ein zelheiten aufzuhellen, besonders die Frage um die „Graf schaft im Gebirge", um den Ulsburggau. Nun legt er im Rahmen der Veröffentlichungen zum Atlos von Oberöster reich seine Studie in einem stattlichen Bande vor. Der erste Teil beschreibt und untersucht das älteste Landesge biet und seine Grenzen, insbesondere die umstrittenen „drei Grafschaften", während im zweiten Teil die geschicht liche Entwicklung des Landes Oberösterreich dargestellt wird. Die bisherigen Untersuchungen wurden in erster Linie von den rechtsgeschichtlichen Quellen her geführt; es lag darum nahe, einmal in höherem Maße auf die natürlichen Gesetzlichkeiten des Raumes Bedacht zu nehmen, die den Ablauf der geschichtlichen Entwicklung bestimmten und dem Lande ob der Enns seinen Weg wiesen. Das Buch bietet viele neue Erkenntnisse, die als gesichert gelten können. Manche Darlegungen jedoch werden sicher eine rege Diskussion auslösen. Aber das ist ja zu be grüßen, daß Anregungen zu neuem Studium und An knüpfungspunkte für weitere Forschungen gegeben wer den. Dafür, daß der Verfasser so manches heiße Eisen in der Landesgeschichte wieder mutig angefaßt hat, ge bührt ihm der Dank aller Heimatfreunde. Dr. Peter Gradauer Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1958. Herausgege ben von der Stadt Linz (Stadtarchiv). Schriftleitung; Wil helm Rausch, Linz, 1958, 444 Seiten. Der 4. Jahrgang des Historischen Jahrbuches, zugleich der zehnte Jahrgang der Linzer Jahrbücher seit Kriegs ende, präsentiert sich als Jubiläumsband in stattlichem Umfang und sorgfältiger Ausstattung. Die im Jahrbuch 1957 eingeführte Gruppierung der Beiträge in Aufsätze größeren Umfanges, kleine Mitteilungen und Miszellen wurde im vorliegenden Band beibehalten. Die bis zum Jahre 1956 in den Jahrbüchern enthaltene Kulturchronik erscheint seit 1957 in selbständiger Form, so daß in den Jahrbüchern nun der gesamte Raum für wissenschaftliche Abhandlungen zur Verfügung steht. Unter den Aufsätzen, die nach ihrem Inhalt in ungefäh rer chronologischer Ordnung gereiht sind, steht die auf schlußreiche Untersuchung von H. Feigl (Wien) über die Linzer Mautner im 13. und 14. Jahrhundert an der Spitze. In einem interessanten Beitrag geht A. Huttmann (Kronstadt, Rumänien) dem Lebensweg des flandrischen Arztes Doktor Martin Stopius nach, der zunächst in Kronstadt, später in Wien und schließlich auch in Linz eine bedeutende Rolle als Physikus, Universitätslehrer und Pestarzt gespielt hat (gestorben 1581).
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