kann als ein Markstein in der österreichischen Wissen schaft angesprochen werden. Im vorliegenden Band bringt Kloiber eines dieser 27 Gräberfelder zur Veröffentlichung. Es trögt den Namen Ziegelfeld, liegt auf der Flur Scheiben, zwischen dem Südrand des Lagers und der Limesstraße. Es darf bis auf kleinere Flächen, die derzeit für eine Ausgrabung nicht freigegeben werden können, als erschöpft gelten. Die Länge der Ausgrabungsfläche beträgt 260 m, ihre Breite 52 m. Mehrere Gräber wurden infolge der regen Bau tätigkeit der Stadt Enns bereits zerstört, doch gelang es noch 271 Bestattungen systematisch zu heben. Es handelt sich durchaus um Körperbestattungen (also keine Brandgröber). Vertreten sind Steinkisten, Steinsetzungsgräber, Ziegelplattengräber und Flachgräber (in Holzsärgen oder auf Totenbrettern). Der Belag beginnt in der Mitte des 4. Jahrhunderts, mehrere Bestattungen gehören ins 5. Jahr hundert, zwei reich ausgestattete belegen das 6. Jahrhun dert und einige stammen aus dem frühen 7. Jahrhundert. Man muß berücksichtigen, daß der Großteil der Bestat teten nur gering mit (nicht immer datierbaren) Beigaben ausgestattet wurde und daß vielfach eine Beigabenlosigkeit festzustellen ist. Das hängt natürlich mit den christ lichen Vorstellungen zusammen. Dafür spricht auch die Lage des Leichnams, der Tote liegt in Rückenstrecklage und die Vorderarme sind parallel verschränkt (doch gibt es diesbezüglich eine große Variationsbreite). Daß diese Armlagerung ols ein Kennzeichen für den christlichen Bestattungsritus angesprochen werden darf, erklärt sich aus dem Umstände, daß die beiden reich ausgestatteten Toten des 6. Jahrhunderts und die großen baierischen Gräberfelder von Oberösterreich immer entlang des Kör pers gestreckte Vorderarme aufweisen. Eindeutig ist natürlich der Befund eines Ziegelplattengrabes, in dem ein Mann von über 60 Jahren einen bronzenen Fingerring mit Christogramm mitbekam (münzdatiert nach 388). Das „Ziegelfeld" zeigt demnach, daß christliche Bestat tungen bereits seit der Mitte des 4. Jahrhunderts vorge nommen worden sind. Wohl konnte man sich schon zehn Jahre nach dem Märtyrertod des hl. Florian (304) in Ufernoricum frei zum Christentum bekennen, aber mit Rück schlägen wird man auch weiterhin zu rechnen haben. Das Heidentum ist im römischen Linz bis Ende des 4. Jahrhun derts bezeugt, so daß wir mit einer freien Entfaltung des Bekenntnisses bis zu den Ereignissen von 394 kommen. Die städtisch-kleinbürgerliche Anhängerschaft der Kirche hält sich über die Stürme der Völkerwanderungen hinweg bis in die frühbaierische Zeit des beginnenden 7. Jahrhun derts. Wenn Zibermayr die Missionstätigkeit von Eustasius und Agil (etwa 620—640) nach Lorch verlegt, so erhielt diese Annahme nun durch den Befund vom Ziegelfeld eine gewisse Rechtfertigung. Wir konnten in einer kurzen Besprechung des Werkes nur ein Teilergebnis näher herausstellen. Obwohl es eine Menge von Fragen aufrührt, handelt es sich doch um einen mit großer Genauigkeit und Verantwortung erstell ten Ausgrabungsbericht, der gleichzeitig auch die prä gnante Kennzeichnung der Problemlage liefert. Wer sich mit der Frühgeschichte unseres Landes, die ja noch viel fach unerschlossen ist, näher beschäftigen will, wird für die so gediegene und mit schönen Abbildungen so reich ausgestattete Veröffentlichung nur dankbar sein. Dr. Hertha Ladenbauer-Orel Mittelalterliche Bildwerke im oberösterreichischen Lan desmuseum. Im Auftrag des Oberösterreichischen Museolvereines bearbeitet von Otfried K a s t n e r und Benno U I m, mit Aufnahmen von Max Eiersebner unter Mitwir kung von Alois Killingseder. Linz: Oberösterreichischer Landesverlag, 1958. S 180.—. Anläßlich seines IZSjöhrigen Gründungsjubiläums hat der Oberösterreichische Musealverein die Herausgabe die ses Werkes unternommen, das der bedeutenden mittel alterlichen Skulpturensammlung unseres Landesmuseums zu einem Katalog verhalf; die Anlage und Ausstattung ist die eines sorgfältigen Studienbuches, gepaart mit den Vor zügen moderner Bildwerke. Hier sei vor ollem auf die ausgezeichneten Werkmono graphien verwiesen, die 137 Einzelwerke nicht nur be schreiben, sondern durch stilkritische Einordnung in die größeren Zusammenhänge stellen. Viele Werke finden hier die erste verläßliche Bearbeitung, die schon vorhandene Literatur ist für jedes Stück angeführt. Jede Skulptur ist mindestens mit einer Bildwiedergabe vertreten. Die großen Tafeln des Bilderteils vermitteln weitestgehend die künst lerische Wirkung der Objekte, vielfach in gut gesehenen Detailaufnahmen. Die dem Bilderteil angeschlossene Stu diensammlung bringt dann die der kunsthistorischen For schung dienenden Gesamtaufnahmen in exakter Photographie. In den Einleitungskapiteln blickt Otfried Kastner zunädist auf die geleistete Forschungsarbeit im Bereich der mittel alterlichen Plastik in Oberösterreich zurück, gleichzeitig wird aber auch eine stilkundlidie Orientierung nach Wil helm Pinder mit Rücksicht auf die vorliegenden Werke ge boten. Vielleicht hätte dieser Teil unmittelbar in den eben falls stilentwicklungsmäßig gegliederten Katalog einge baut werden können. Der letzte Satz in dem Einleitungs kapitel dieses Verfassers läßt in aller Bescheidenheit das wissenschaftliche Anliegen verspüren: „Die Erweiterung des Blickes ist jedoch nicht mehr als eine neugewonnene Ausgangsbasis, die — möchten wir hoffen — zukünftigen Arbeiten zugute kommen mag." Der Exkurs von Benno Ulm über die großen Werkstätten Oberösterreichs ist schon als Frucht zu bezeichnen. Die ganze Breite der Kefermarkter Nachfolge wird in der knappen Darstellung spürbar. Viele offene Fragen werden der Forschung anheimgestellt, vor allem die Fragen um die Frühwerke dieses großen unbekannten Meisters und um die Strahlkraft dieser vermutlichen Freistädter Werk statt gerade auch nach Südböhmen. In besonnener Ab wägung wird dann das Problem Lienhart Astl neuerdings aufgerollt. Mit dem Namen „Astl" sei weniger ein be stimmter Meister zu bezeichnen, als „das Typische eines Ausdrucks und eines immer wieder fast sklavisch ge brauchten Formenschatzes", der Stil einer bestimmten Werkstatt. Diese erstmalige Gesamtschau der aufschlußreichen Be stände des oberösterreichischen Landesmuseums führt wie der einmal die Schlüsselstellung dieses Landes im Schnitt punkt großer Kulturströmungen vor Augen. Dr. Erich Widder Barock und Rokoko Wilhelm Hausenstein, Vom Genie des Barock. Prestel Verlag, München, 1956. — Derselbe, Rokoko - Französische und deutsche Illustratoren des 18. Jahrhunderts. Piper Ver lag, München, 1958. Es gibt viele Werke über das Barock — aber kaum eines, in dem sein Wesen so großartig erfaßt ist, wie in dem nun wieder aufgelegten Werke Hausensteins. Ge wiß, das Vorgehen Hausensteins ist nicht streng metho disch; vielmehr erfaßt er das Wesen des Barock intuitiv. Wenn er das Barock mit den Begriffen des Organischen, des Malerischen und des Naturalistischen charakterisiert.
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