In die Gegenwart leiten über Motisse und Vlaminck, Brcque mit einem „Violinspieler", der ebensogut von Pi casso aus der Periode des analytischen Kubismus stammen könnte, eine große Gouache von Rouault, „Das Paar", ein Motiv aus der verbrecherischen Halbwelt in expressivkarikaturhafter Übersteigerung. Soutine und Utrillo seien nur erwähnt; ebenso Juan Gris, dessen zwei Kleinformate einen kühlen, sehr formal betonten Kubismus extemporie ren. Ein „Liegender weiblicher Akt" von Modigliani, der ein ähnliches, aber reiferes Gegenstück in der Sammlung Mattioli in Mailand hat, wird übertroffen von einem Por trät, welches den ganzen persönlichen Lyrismus von Modiglianis Malerei ausstrahlt. Unglücklicherweise hängt da zwischen ein großer kubistischer Picasso, „Die Italienerin" (von 1917), der die Modiglionis stark beeinträchtigt und selbst eine unerwünschte und falsche Plakatwirkung be kommt. Der Gesamteindruck der Sammlung Bührle kann hier nur in Umrissen vermittelt werden; sicher aber wird in Zu kunft der Bau in Zürich, die dauernde Heimstätte dieser Schätze, für manchen ein Ort freudiger und dankbarer Wiederbegegnung sein. BUCHBESPRECHUNGEN Kunstlopographie Die KunsSdenkmälcr Österreichs. Oberöslerrelch. 3., neu bearbeitete Auflage (Dehio-Handbuch, die Kunstdenkmäler Österreichs). Verlag Anton Schroll, Wien, 1958. 400 Seiten, 15 Karten, S 98.—. Der Dehio von Oberösterreich ist wieder erschienen! Das Verzeichnis der Kunstdenkmäler auf dem Boden unseres Bundeslandes trägt als beste Empfehlung auf dem Kopf die Namen der ursprünglichen Herausgeber der österreichischen Bände, des in Stuttgart lebenden Nestors der österreichischen Denkmalpflege und Denkmalkunde, Prof. Dagobert Frey und des Prof. Karl G i n h a r t, des bekannten Kärntner Kunstgelehrten und Kunsttopographen, der erst unlängst seinen 70. Geburtstag gefeiert hat. Ein etwas verspäteter Glückwunsch zu diesem Anlaß darf viel leicht noch dargebracht werden! Als Herausgeber der Bearbeitung von Oberösterreich zeicäinet seit der ersten Auflage (1935) der ehemalige Landeskonservator von Ober österreich und jetzige Vizepräsident des Bundesdenkmalamtes, Hofrat Dr. Erwin H a i n i s c h, dessen Akribie als fast sprichwörtlich bezeichnet werden kann; als Neu bearbeiter ist nunmehr Dr. Kurt Woisetschläger genannt, der jetzt am Joanneum in Graz arbeitet. Ihm ist eine mühevolle Durchsicht der Bestände und Bereisung des Landes zu verdanken. Bedenkt man, daß sich der her vorragende Kenner Dr. Justus Schmidt als Bearbeiter des Stadtgebietes von Linz und als Spezialist für das Mühlviertel Dr. Benno U I m für den Bezirk Freistadt zur Verfügung gestellt hatten, und zieht man dann die im Vor wort angeführte lange Reihe von Mitarbeitern heran, die in verschiedenster Weise ihre Kenntnisse beitragen konn ten, dann wird auch dem Laien klar, was dazu gehört, um ein — fast möchte man sagen, unscheinbares, — aber jedenfalls handliches und nützliches Büchlein herauszu bringen, wie dies der Dehio ist. Die zweite Auflage (1943) war längst vergriffen und außerdem gebietsmäßig über holt, da sie das Ausseerland und einen Teil von Süd böhmen mit einbezogen hotte. Trotzdem ist die 3. Auflage wieder umfangreicher und auch in vielen Einzelheiten aus führlicher geworden. Die vielfache, unübersehbare und unermüdlich geleistete Kleinarbeit wird dem erkennbar v/erden, der in der Lage ist, die verschiedenen Auflagen miteinander zu vergleichen. Jedem Benützer wird die Ein leitung R. H e c k I s, werden die siedlungskundlichen An gaben und die zahlreichen verbesserten Pläne große Freude bereiten. Sehr wertvoll sind auch die Kurzberichte über die wichtigsten Ausgrabungsstätten des Landes, deren Inhalt den Dehio wesentlich bereichert. Wenn immer noch hie und da Wünsche offen bleiben, so liegt das daran. daß auch die geduldigste Redaktion einmal Schluß machen muß und daß die Satzkosten nicht ins Uferlose steigen dürfen. Es betrifft jedenfalls nur Einzelheiten: So wäre z. B. für die nächste Auflage zu empfehlen, die histo rischen Daten der Erst-Erwähnungen der Orte zu über prüfen, von denen manche überholt sind. Aber nicht nur gewisse geringfügige Verbesserungen wird die nächste Auflage enthalten, sondern, man kann es nicht verschwei gen, auch hie und da eine Verminderung. Denn überall dort, wo Kunstwerke der Ungeduld der modernen Zeit zum Opfer fallen oder abwandern, ist der Dehio nicht nur ein handhaftes Handbuch, sondern auch eine unbe stechliche Kunstchronik! Dr. Kurt Holter Archäologie Amilian Kloiber, Die Gräberfelder von Lduriocum, Dos Ziegelfeld. (Forschungen in Lauriocum, Bond 4/5). 208 Sei ten mit 81 Tafeln, 1 Luftbild, 1 Ubersichtskarte, 1 Gräber feldplan und 5 Abbildungen im Text. Linz, 1957. S 160.—. Nachdem das Legionslager Lauriocum (Lorch auf dem Stadtgebiet von Enns) seit 1904 in seinen Hauptteilen aus gegraben wurde, wird nun seit 1951 die Zivilstadt samt ihren Gräberfeldern mit allen Erfahrungen einer hoch qualifizierten Ausgrabungstechnik und mit den dazuge hörenden bedeutenden Geldmitteln, die vor ollem das Land Oberösterreich bereitstellt, freigelegt. Die wichtig sten Probleme, deren Lösung die Forschung zu gewinnen sucht, ist die Frage, in welchem Ausmaß wir mit einem Weiterleben in einer von den Römern aufgegebenen und durch Germanen-Einfälle zerstörten Stadt rechnen können, die Möglichkeit des Nachweises eines historischen Kontinuums bis in die frühboierische Zeit und schließlich die Klarstellung, wieweit das Christentum an dieser Entwick lung teilnimmt. Es hat sich nun gezeigt, daß die Gräber feldgrabung schon zu gesicherten Ergebnissen gekommen ist. Die Forschungsarbeit von Kloiber wird dadurch in das rechte Licht gerückt, wenn man bedenkt, daß es ihm ge lang, die Zahl der erkannten Bestattungsplätze auf 27 zu erhöhen. Es ist ein besonderer Glücksfall, daß dieser Anthropologe sich schon in seinen Studienjahren mit den urgeschichtlichen Ausgrabungsmethoden praktisch vertraut machen konnte (er darf sich hier auf seinen „verehrten Lehrer" Eduard Beninger berufen) und die Hebung eines Grabes mit seinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen zu einer reich differenzierten Qualitätsarbeit erheben konnte. Während man vor noch nicht langer Zeit in einem Grab eine Grube sah, aus der man sich die ersehnten Beigaben heraussuchte, sieht Kloiber in ihm mit Recht eine biohislorische Urkunde. Seine Ausgrabungstätigkeit in Lauriocum
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