KLEINE FORSCHUNGSBERICHTE Dr. Ekkart Sauser, Innsbruck Cosmas Piazza von Castelfranco — ein Italienischer Barockmaler in Osterreich Unter die vielen Maler der venezianischen Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts sind auch Professen des Kapu zinerordens zu rechnen: P. Sante da Venezia (1571—1609), der in der Schule des Palma und des Paolo Veronese groß wurde. Fr. Semplice da Verona (Laienbruder, 1589—1654), Fr. Santo da Venezia (Laienbruder, 1590—1660), P. Dome nico da Bassano Veneto (+ 1686), P. Massimo da Verona (1607—1679), dessen Werke in Venedig, Udine, Verona und Bergamo stehen, und schließlich P. Cosmas Piazza von Castelfranco (1557—1621). Von diesen ist wohl P. Cosmas Piazza der bedeutendste. Er schuf nicht nur südlich, sondern auch nördlich der Alpen zahlreiche religiöse Bilder, von denen dos Drei königsbild in der Kapuzinerkirche zu Innsbruck besonders beachtenswert erscheint'). Paolo Piazza wurde im Jahre 1557 in Castelfranco ge boren. Von seiner künstlerischen Ausbildung heißt es in den Biographien: „. . . Fece lo studio suo delle pitture di Venezia . . . e fece Ii suoi studi in Venezia nella scuolo di Palma luniore, portandosi poscia in sua patria . . ."®). Im Jahre 1583 kehrte der junge Maler in seine Heimat zurück, um zehn Jahre später (1593) wieder nach Venedig zu ziehen und dort in den Jahren 1594—1596, wie uns eine Aufzeichnung im Verzeichnis der Künstlergilde berichtet, zu arbeiten. Im Jahre 1597 trat er in Bassano in das Noviziat der Kapuziner ein und legte am 27. Septem ber 1598 seine feierliche Profeß ab. Als Klostername wurde ihm der Name „Cosmas" gegeben. Im Provinzarchiv der Kapuziner zu Venedig wird in einem Schriftstück von der Tätigkeit P. Cosmas nördlich der Alpen berichtet: „. . . Fu mandato in Boemia-scrivono sotto l'anno 1601 gli annali manoscritti della provincia-Fra Cosmo da Castelfranco, Socerdote Pittore, II quole e quello c'ha fotto le pitture nelle chiese nostre di Proga, Vienno, Graz et altri luoghi . . .""). In der Chronik des P. Luciano heißt es diesbezüglich: „. . . In questo tempo (1601) Venne in questo provinzia (boema) il Podre Frate Cosmo da Castelfranco socerdote della provinzia veneto, peritissimo nella pitturo, del quole esistono tonto nelle chiese dei nostri conventi di Prago, Vienno, Bruno quonto in altri luoghi, moltissime pitture insigni, ehe vengono ossoi ommiroti . . ."'). Tatsächlich malte Cosmas Piazza 1603 für Rudolf II. eine Anbetung der Drei Weisen aus dem Morgenlande, die dann in der Schwarzspanierkirche in Wien aufgestellt wurde und sich heute in der Euchoristinerkirche in der Gumpendorferstraße in Wien befindet. Im Jahre 1604 muß sich unser Meister in Graz aufgehalten hoben^), da der Herzog von Bayern, Wilhelm, der von seinem Aufenthalt in Graz hörte, ihn für die Herstellung zweier Bilder für das Kollegiatstift „Unserer Lieben Frau" wünschte und sich zunächst in einem Brief vom 17. Dezem ber 1604 an den Kardinal von S. Giorgo und am 22. De zember 1604 an den Papst selbst wandte mit der Bitte, der General des Kapuzinerordens, der hl. Laurentius von Brindisi, möge diese Bitte gestatten. — P. Cosmas durfte nach München reisen und es entstanden die zwei Werke: Die Kreuzigung Petri und die Enthauptung Pauli, die heute im Erzbischöflichen Ordinariat aufbewahrt werden. Von München kam nun P. Cosmas im Jahre 1606 nach Inns bruck, wo er im Auftrage der Erzherzogin Anna Katherina das Hochaltarbild für die Kapuzinerkirche schuf. Vielfach ist man heute — ohne zwingenden Grund — der Ansicht, daß die obere Hälfte des Bildes nicht von P. Cosmas, sondern um 1630 im Auftrage der Erzherzogin Claudio vom Florentiner Maler Lorenzo Lippi, der von Poris kom mend sich sechs Monate lang in Innsbruck aufgehalten hoben soll, gemalt wurde®). Weiters ist es eine Streitfrage, ob dos Hochaltarbild gleich nach 1606 am Hochaltar auf gestellt wurde, oder ob vorerst dos heute im Chor der Mönche hängende Bild: Mario mit Christus und den Heiligen Franziskus und Antonius dessen Platz vertrat. Diese Frage ist leider nicht zu klären, da im Klosterarchiv zu Innsbruck über das Datum der Aufstellung dieses Drei königsbildes nichts vermerkt ist. Als das Kloster unter Josef II. aufgehoben wurde, wurde der Versteigerungswert dieses Kunstwerkes auf zehn Gulden bemessen'). Das Bild überdauerte aber auch diese Aufhebung wie die spätere von 1940 und zeigt sich heute dem Beschauer nach der geglückten Restaurierung durch den Franziskanerpater Petrus Mayr aus Schwaz im Jahre 1947 schöner denn je. Die reiche Farbengebung, der Prunk in der Gewandung der einzelnen Personen, das Spiel von Licht und Schatten wie der Hintergrund in Form eines antiken Tempels und einer Tempelruine lassen ganz deutlich die hohe Kunst venezianischer Malerei erkennen. Im Jahre 1607 finden wir unseren Meister im Kapuziner konvent von Brünn, wo er auch künstlerisch tätig war. Interessant ist dabei auch der Briefwechsel von Kardinal Diettrichstein mit Kardinal Borghese vom September dieses Jahres, der in Kremsier einen neuen Kapuzinerkonvent gründen wollte und Kardinal Borghese bot, er möchte beim Ordensgeneral der Kapuziner die Bewilligung einer künst lerischen Ausschmückung dieser neuen Ordenskirche durch P. Cosmas erwirken"). Schließlich hat sich auch in Linz ein Bild von seiner Hand erhalten: das Hochaltarbild der Kapuzinerkirche mit dem hl. Matthias. Ab 1610 ist Piazza wieder in Italien tätig, wo er noch sehr segensreich als Maler wirkte. (1610: Abendmahl im Speisesaal von S. Bernordino dei Coppucini zu Piocenzo; 1614: Toter Christus im Konservatorenpalast zu Rom; 1616: Jüngstes Gericht in der Sakristei des Klosters San Martino zu Terni). Vgl. Thieme-Becker, Allgem. Lexikon der bildenden Künst ler, Band 1932, Seite 567—568. Als umfassende Arbeit sei beson ders erwähnt: Paolo Piazza, Monogrofio storico artistica illustrata con pretacione del Prof. O. Fiocco, P. Davide M. da Portogruaro OFMCAP., Venedig, 1936. -) Paolo Piazzo, P. Davide M. do Portogruaro, Venedig, 1936, Seite 5. P. Davide M. da Portogruaro, o. o. O., S. 17. Davide M. da Portogruaro, a. o. S., S. 17. Von seinen Werken für das Grazer Kapuzinerkloster, das unter Josef II. aufgehoben wurde, ist leider nichts vorhanden. Vgl. Blätter für Heimatkunde (Graz), 1950, Band XXIV, S. 80—86. Bote von Tirol, 1815, Nr. 28, S. 251; Tirolisches Kunstleriexikon, 1830, S. 149. M. Heztenauer, OFMCAP., Das Kopuzlnerkloster zu Innsbruck, Innsbruck, 1893, S. 92—94. Vgl. Archiv des Kapuzinerklosters zu Innsbrudc, Fosc. 1 o, N. 5; 1 a, N. 7 — Erhebung vom 8. März 1784. Vgl. P. Dovide M. da Portogruaro, a. a. O., S. 64/65.
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