Kunst einsetzt. Es läßt sich sehr leicht erkennen, auf wie wenige Grundfypen zum Beispiel die Fassaden seiner Frei- und Stiftshäuser, die Portale an ihnen und besonders die Fensterverdochungen zurückgehen. Mit Vorliebe verwendet er gerade Wandflächen, und ulierenden Gestaltungen weicht er aus. Aber auch diese wirken in ihrer zarten Art eben. Dieser Vor liebe für die Flächigkeit des Außenbaues wegen wer den die Portale nicht mit dem Baukörper verbunden, alle Teile des Gesamtwerkes leben für sich und nur optisch ergänzen sie sich zu einem Bild ohne Tiefen wirkung im räumlichen Sinne. So ist es schwierig. Prunners Werk in Entwick lungsstufen einzuteilen und diese ganz allgemein denen der generationsgleichen und zeitgleichen Mei ster gegenüberzustellen. Er ist aber selbst etwas, der liebenswerte, nach den Zeugnissen unbeschwerte und unkomplizierte Baumeister Oberösterreichs, der Vor gänger des donauländischen Barock der Munggenast und Steindl. Dr. Georg Kodolitsch, Graz Eine unbekannte Krippe von Josef Thaddäus Sfammel Dazu die Abb. 7 bis 9 Jn weststeirischem Privatbesitz^) wird eine kleine barocke Weihnachtskrippe des Admonter Stiftsbildhouers Josef Thaddäus Stammel aufbewahrt, die bisher von der einschlägigen Forschung nicht erfaßt wurde. Eine stilistische Zuschreibung des Verfassers gab den Besitzern die Anregung, nach einer allfälligen Signierung zu suchen; diese fand sich tatsächlich, und zwar an derselben Stelle, an der sich auch die Si gnatur der Admonter Stammelkrippe'} fand, nämlich on der Bodenplatte des Körbchens, in dem das Jesus kind liegt'). Das Kripplein besteht aus einem hölzernen, recht eckig gebauten Kasten') mit Giebelabschluß, der nach rückwärts perspektivisch zusammenläuft. Das Innere dieses Kastens wurde durch bunte, pla stische Wachsformen bühnenartig zu einer Grotte verkleidet, in welcher durch vollplastisch gearbeitete Wachsfiguren') und Prospektmalereien') die einzelnen Szenen zur Darstellung gelangen. Diesem Kasten vor gesetzt ist ein prächtig geschnitzter und vergoldeter Rahmen mit Aufsatz, in welchem eine Glasplatte') montiert ist, die die Darstellungen im Inneren schützt. In diesem Kripplein werden drei der im Lukas evangelium 2,8—20 überlieferten Szenen dargestellt. Die Malereien des Hintergrundes schildern in einer hügeligen Landschaft, unweit einer italienisch an mutenden Wehranlage, die Verkündigung an die Hirten. An der Krippendecke und im Gesprenge des ge schnitzten Aufsatzes sind neun zarte Putti und ein Engel angebracht, die das Gloria in Excelsis Deo ver künden. Die gleichlautende Inschrift findet sich im Spruchband über dem Aufsatzengel. Die Hauptszene im Grotteninnern und den Höhe punkt der Darstellungen bildet die Anbetung des Kindes durch Maria, Josef, den Engel und die Hirten. Momente, die vorerst gegensätzlich scheinen, be stimmen den Gesamteindruck dieser Krippe. Einer Ordnung im großen, wie der Klarheit des Gesamt aufbaues der Krippe selbst, der übersichtlichen Haupt szene mit den flankierenden Seitenfiguren oder der Symmetrie der gemalten Durchbrüche, der Aufsatz ornamentik und der Putti, steht eine Vielfalt an barokker Bewegung, Farbenpracht und Freude am Detail gegenüber. Die Hauptszene ist kompositioneil eingehend durch gearbeitet. Das Zentralmotiv des Jesuskindes liegt am Tiefpunkt eines gleichschenkeligen Dreieckes, das rechts durch die Staffelung Engel, Maria und links durch Josef und die Rinder gebildet wird. Der Raumtiefe nach wird das Kind von der Figuren gruppe halbkreisförmig umschlossen. Diese Komposi tionsmomente haben zugleich den Vorteil, den Blick des Beschauers auf die freiliegende gemalte Szene der Verkündigung an die Hirten im Hintergrund zu lenken. Die Augen der Anwesenden und auch deren Gesten haben das unscheinbare Kind zum Mittelpunkt und ziehen dadurch den Beschauer, den sie gar nicht beachten, unmerklich in den Kreis der Anbetenden und steigern so die Intimität der Atmosphäre. In Hinsicht auf die stilistische Einordnung der Krip penfiguren sind zwei Momente besonders hervor zuheben: Erstens die oft fast maniriert wirkende ele gante, bewegte Haltung der Figuren mit deutlicher Hervorhebung des Standspielbeinmotivs, die noch Reminiszenzen der antiken Kunst bzw. des italie nischen Kunstschaffens in sich zu tragen scheinen;
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