den. Im ersten Falle handelt es sich um die Barockisierung des Freistädter Kirchturmes und um die Ein ordnung dieses Denkmals in sein Werkverzeichnis. Ignaz Nößlböck hat bereits 1942 in seiner Arbeit: „Die Entstehung der Pfarre und die Baugeschichte der Katharinenkirche in Freistadt" die Archivalien heran gezogen. Sie seien hier für eine kunsthistorische Be arbeitung nochmals verwendet, da sie eine Ergän zung zum Bilde des Baumeisters ergeben. Schon 1732 zeigte sich die Baufälligkeit des Turmes, der in den großen Stadtbränden 1507 und 1516 und durch Blitzschläge stark gelitten hatte. Baukommis sionen stellten diese tiefgreifenden Schäden fest und am 23. Februar 1733 hatte der Rat Prunner zu einem Lokalaugenschein gebeten. Prunner aber war nicht erschienen. Der Stadtschreiber vermerkte auf einem Konzept — datiert 1735 — an Prunner: „Es ist zwar dergleichen ansuchen schon vor Einem Jahr durch mich geschechen, es ist mir aber die Ursach unbewußt, worumben hier iber kheine andtworth erhalten, noch weniger das sich Mein hochgeehrter Herr selbsten hereinbegeben hefte." Auf ein weiteres Ansuchen des Stadtschreibers Leonhard Seyringer antwortet der Künstler am 11. Juni 1735 auf den Erhalt der Zeilen, und daß er daraus ersehen habe, „Daß Meiner Berson ferlanget werdte. Wil also auf dessen Befel Mon tag außer gotts gwalt gewiß Erscheinen Vnd Meine Aufwahrtung machen." über die Tätigkeit in Freistadt berichtet sein „Yberschlag" vom 15. Juni 1735: „Yber den Stottpfaar Kürchen Thum alhier in Freystatt, welcher Vermög des Neugemachten Riß Vmb 2 Claffter höcher zu mauren, auf allen Vier Seithen die Fen ster auszubröchen, dann 3 mall schließen aufeinander zu ziehen, vnd die Gsimbser auszulegen, auch in das Leithhauß ds gewölb Neuzumachen, erfordert an nach begriffenen Paumaterialen, wie folgt (folgt die Auf stellung), Summa 6284 fl. 20 x." und ist von ihm selbst in seiner markanten Schrift unterfertigt. Wesentlich ist die Veränderung der Proportion des Turmkörpers durch eine Erhöhung, denn es ist an zunehmen, daß der Kirchturm der erste Turm der Stadt nach dem des Salzhofes und vor den halbrunden der Stadtbefestigung war und bereits beim Bau der Kirche in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ent standen ist. Die Proportionen waren also nicht so schlank wie die des Neubaues. Ober das Ausmaß der Baufälligkeit selbst unter richtet ein Protokoll des Rotes vom 17. Juni 1735. In diesem Jahre wäre noch der Dachstuhl des Turmes und der Umgang für den Türmer abzutragen und mit Brettern zu verschlagen. „Khümpftiges Jahr aber be sagter Thum nach dem von herrn Johann Michael Prunnern bürgerlicher Paumaister zu Linnz bereits vor Einen Jahr onhero communizierten, vnd allerdings vor genemb gehaltenen Ris mit Einer neuen Cupl wiederumben versehen . . ." Der Riß ist also im Jahre 1734 entstanden. Prunner dürfte ihn aber 1735 ab geändert hoben, soweit das baulich Künstlerische da mit berührt ist. Aus weiteren Akten ist aber eine ganz wesentliche außerkünstlerische Änderung ersichtlich. Der Voranschlag Prunners belief sich auf 6284 fl. 20 x., der Extrakt der Turmbaurechnung vom 31. Dezem ber 1737 weist ober 13.614 fl. 16 x. 2pf. auf und der Landeshauptmann wirft dem Rate am 31. März 1738 vor, daß er „donnoch solche concurrenz außer acht gelaßen unt sinfachen ganz frey und aigenmächtig verfahren habe". In einem Verantwortungsschreiben des Rates ist der Grund für die Verteuerung des Um baues ersichtlich „. . . weillen man baldt nach dem angefangenen gepäu gesechen, vnd wahrgenohmen, daß die nottwendtige Vncosten, den von Johann Mi chael Prunner bürgerl. Pou-Maister, zu Linz auf 6284 fl. gemachten Überschlag, dessen derselbe auf einer Tachung von weißen Plöch angetragen, wohin gegen, vnd zwar auf einreihen des Hn Dechantens zu Linz, dermalig Hochfürstl. Paussauish Geistlichen Raths Directoris, der Thum mit Khupfer gedöckht, auch mit einem vergoldten Knopf vnd Creuz, welches zusamben allein bey 5.000 fl. erfordert, versehen wordten ist, weit überstiegen wordten . . ." Aber stolz wird weiter darauf hingewiesen, daß „dises so Kostbahre gepäu darob männiglich ein Vollkommenes gefallen tragt." Der Pfarrer von Freistadt Dechant Joachim Anton Schrägl ist anderer Ansicht, er soll dos Defizit, entstanden „durch ganz aigenmächtigen absprung von vorgelegten Riß und Überschlag, wie auch hernach gevolgter aufführung eines so costbohren olß unnöttigen gebäus" decken. Der weitere kunstjenseitige Streit darüber interessiert in diesem Zusammenhang nicht, wohl aber eine Planänderung durch Verwendung einer Kupferdeckung durch kunst jenseitige Eingriffe. Die Prunner zugeschriebenen und für ihn gesicher ten Türme tragen fast alle kein Kupferdach. In die sem Falle aber setzt er nach Zustimmung des Rates einen besonders kostbar gebildeten Helm auf den Turm. Er hat sich weiters persönlich wegen der Ver goldung des Knopfes und des Kreuzes eingesetzt, als er den Linzer Schwertfeger Feldberger für den Auftrag vorschlug, der ihn auch bekam. Während der gesamten Bauzeit war Prunner persönlich an 17 Tagen auf der Baustelle. Die diesbezüglichen Originalurkun den sind 1945 verloren gegangen. Nach der vorläufigen Kenntnis des Werkverzeich nisses dürfte Freistadt der letzte Turmbau Prunners sein. Betrachtet man sie alle, so fällt die starke Ver wandtschaft auf, die große Leichtigkeit und Betonung des obersten Geschosses durch an die Kanten ge stellte Pilaster. Ausgenommen von dem leichten Auf wärtsstreben sind nur die Türme der Stiftskirchen in Spital am Pyhrn und Wilhering. Es scheint doch, daß hier andere Meister entscheidend mitgearbeitet haben, was bei Wilhering feststeht. In Spital am Pyhrn saugt die vorgezogene und zu hohe Mittelfront zwischen
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