Christliche Kunstblätter, 97. Jg., 1959, Heft 1

sammengestellt und beschrieben und Prunners kunst geschichtliche Bedeutung dargelegt. Das geschieht vielleicht weniger durch begriffliche Erfassung als durch Beschreibung von Aufbau und Erscheinung der einzelnen Bauten. Man trifft hier Baubeschreibungen von solcher Treffsicherheit an, t oi ZJ4S67 89 10 Santini Aichel, Jungfernbfezan, Annakapelle von einer derartigen Unterscheidungskraft und Blick schärfe für das Spezifische der baulichen Gebilde, daß sich die beschriebenen Bauten zugleich gewertet und charakterisiert finden. Dabei ist die Sprache schlicht, kernig („Prunner" wird von jetzt ob heißen, den die Literatur bisher „Brunner" nannte), frei von blassen Intellektualismen und — was entscheidet! — erstaunlich leistungsfähig. Es würde dieser leider selten gewordenen und oft gering geschätzten Fähig keit, gestaltend und urteilend zu besdireiben, kaum entsprechen, wollte man einzelnes hervorheben. Man muß sich das Ganze aneignen, muß die leisen Hin weise auffassen, das mitklingende Urteil hören, die nicht ausgesprochenen Vergleiche sich vergegenwär tigen. Man muß die mühelose Durchleuchtung eines Aufbaues (zum Beispiel Spital am Pyhrn und die Linzer Fassaden) Satz für Satz nachvollziehen, muß den Text an den Bildern messen, diese durch die Be schreibung geklärt und korrigiert finden. Denn Bild und Beschreibung dienen gemeinsam der eigentlichen Aufgabe: der Vergegenwärtigung des gebauten Werkes. Durch Gegenüberstellung (Abb. 20/21, 34/35, 65/69 z. B.), wechselnden Standpunkt (Abb. 15—17 z. B.) und sachlich begründete Detailaufnahmen (Abb. 4, 12, 22 z. B.) wird die ihrer Natur nach irre führende Berichterstattung der modernen Photogrophie abgeschwächt, vom üblich Geschmäcklerischon gereinigt und zu einem integrierenden Bestandteil der Darstellung gemacht. Nichts ist dieser Leistung, die den hervorragenden Kenner der Barockarchitektur im heutigen Osterreich verrät, daher weniger angemes sen als flüchtiges Lesen, willkürliches Herauskosten des Einzelnen, nervöses Zusammenroffen-Wollen der hier ausgebreiteten und so bescheiden eingekleideten Einsichten und Urteile. Es ist daher das neue PrunnerBuch von Grimschitz, dem 96 ganzseitige Abbildun gen auf Tafeln beigegeben sind, nicht nur in der Gesamtanlage (Leben, Werke, Charakteristik der Sakral- und Profanbauten, kunstgeschichtliche Stel lung) verwandt mit der großen Lucas-von-HildebrondtMonographie des Verfassers, sondern auch im Geiste und daher ein reiches, ein lebendiges und ein dauer haftes Werk, wenn auch im vorliegenden Fall der wenig ausgeführte wissenschaftliche Apparat'), eine gewisse Willkür bei den zeichnerischen Bauaufnahmen^) und das Fehlen von Register und Hinweis ziffern auf die Abbildungen im Text als Mängel an gemerkt werden müssen. J. M. Prunner, Dreifaltigkeitskirche in Stodl-Paura Das chronologisch®) angeordnete beschreibende Verzeichnis der Werke nennt 62 Bauten und bauliche Unternehmungen Prunners in Linz, Wels, Steyr; im Lande Oberösterreich'), aber auch in Passau und in Regensburg®). Archivalisch für Prunner gesichert ist nur der kleinste Teil dieses stattlichen Oeuvre. Meistens handelt es sich um Zuschreibungen. Viele

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