Christliche Kunstblätter, 96. Jg., 1958, Heft 4

Edvard Münch, Krankenzimmer Zur Einführung Malerei der Gegenwarf / s gibt heute kaum ein Thema, das heftiger diskutiert wird als die moderne Kunst. Man kann allerdings nicht behaupten, daß solche Diskussionen im allgemeinen sehr sachlich geführt werden. Mei stens bilden sich zwei Parteien: auf der einen Seite stehen die ewig Konservativen, auf der anderen die ewig Modernen. Das ist eine unglückliche Fronten bildung. In der Kunst sollte es zuerst immer um das Gute, Qualitätvolle gehen. Die Qualität von Kunstwerken zu erkennen, ist eine besondere Begabung. Dazu muß aber immer noch eine Vertrautheit mit der je besonderen Kunst kom men, die nicht ohne längere Beschäftigung und nicht ohne eine immer wiederholte Begegnung mit den Ori ginalen erworben wird. Nur auf diese Weise kann man sich über das Charakteristische einer Kunst richtung oder eines bestimmten Künstlers klar werden. Eine erste Frucht solch intensiver Bemühung und zu gleich die Voraussetzung jedes weiteren tieferen Ein dringens ist die Erkenntnis der formalen Gesetz lichkeiten, die der Kunst eines Einzelnen, eines Volkes oder einer Zeit zugrunde liegen. In der Malerei sind das die Gesetze, nach denen der Künstler — meist unbewußt, intuitiv — die Elemente, nämlich Farbe und „Form" (im engeren Sinn) verwendet. Es ist leicht erkennbar, daß sich die Malerei unserer Zeit grundlegend von allem unterscheidet, was die Malerei des Abendlandes seit Beginn der Renaissance

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