Leben des Menschen und auf die Kunst. Die Frage um die Stadtrandkirchen klingt besonders im vierten, dem letzten Heft des 1. Jahrganges, auf. Kurzbeiträge weiten den Horizont bis noch Skandinavien. Der 2. Jahrgang stellt noch eine kleine Steigerung Im Umfang und Im Inhalt dar. Fast in jedem Heft kommt Kar dinal Lercaro zur Sprache, auch Im fünften Heft, das hauptsächlich die Beratungen, welche in diesem Jahre auf Initiative der „Internationalen Konferenz für Soziologie" in Brüssel unter Teilnahme von 17 Ländern über die reli giösen und kirchlichen Probleme im Städtebau gehalten wurden, zum Gegenstand hat. Kurzberichte Informieren über die Diskussion; „Sprechen uns moderne Kirchen an?" vom 28. Jänner d. J. In Köln, ferner über das Werk von Hans Dennhöfer „Plastik im Kirchenbau" und über die I. Biennale christlicher Kunst in Salzburg. Ein ausführliches Referat behandelt das Thema „Kirche und Stadtviertel"; schließlich findet das Schaffen des Spaniers Antonio Gaudi besonders auf dem Gebiet des Sakralbaues eine ausführ liche Würdigung. Den Inhalt des letzten uns bisher vorliegenden Heftes 6 bilden hauptsächlich theoretische Fragen; es bringt neben einer Debatte über die Restaurierung der Gewölbe des Malländer Domes die Vorschriften des deutschen Episko pates und die Rede des Kardinals von Lissabon über kirchliche Architektur und Liturgie. Daneben sind Kurz beiträge auch den französischen Künstlern Henri Matlsse und Perret, dem „Dichter In Elsenbeton", sowie der Kirche von Ronchamp und einigen Italienischen Neubauten und Restaurierungen gewidmet. Schon diese kurze Inhaltsangabe zeigt die Fülle des Materials, das diese Italienische Zeitschrift darbietet. Wer Italienisch kann und sich für die Probleme des modernen Kirchenbaues Interessiert, wird stets neue Anregungen finden. Man kann sich nur freuen, daß In dem Streben, das Verständnis für die moderne christliche Kunst In Immer weitere Kreise hineinzutragen, nun auch In Italien so Intensiv gearbeitet wird, und der Zeitschrift und allen Mitarbeitern einen durchschlagenden und dauernden Erfolg wünschen. n d ^ r- j Dr. Peter Gradauer. L'art d'eglise, Heft 3/1958. Herausgegeben von der Abtei St. Andreas bei Brügge. Die neueste Nummer der bekannten belgischen Zeit schrift Ist durch die Publikation des jüngsten Hauptwerkes der sakralen Kunst In Frankreich, der Kapelle von Hem, bemerkenswert. Hem Ist ein kleines Arbelterdorf In der Nähe von Roubalx, Diözese Lille. Dort wurde, auf Initiative des Fabrikbesitzers Mr. Philippe Leclercq, die Kapelle zur hl. Theresia erbaut und am 30. März 1958 von Kardinal LIenart, dem Bischof von Lille, geweiht. Architekt Hermann Baur, dem die Planung übertragen wurde, nahm für die Außengestalt der Kapelle auf die Umgebung Rücksicht, nämlich auf die niedrigen Häuser des Ortes. Die architektonischen Grundformen sind ein fach: der Grundriß Ist ein Rechteck, der Aufriß Ist niedrig gehalten, mit einem weit ausladenden Dach. Die Eingangs fassade wirkt durch die Lebendigkeit des Materials: der unverschlämmten Hartbrandziegel. Diese geben auch dem freistehenden Glockenturm ein markantes Gepräge. — Der Eintretende sieht sich dem Antlitz Christi von Georges Rouault gegenüber, das von J. Plasse-Le Calsne In ein monumental wirkendes Handgewebe übertragen, den Platz über dem Altar einnimmt. Rechts vom Altar befindet sich eine schöne Plastik der kleinen hl. Theresia von dem bis her wenig bekannten Nordfranzosen Dodeigne. Die ganze rechte Seite der Kapelle wird von einer Glasbetonwand von Manessler eingenommen. Sie Ist vollkommen ungegen ständlich und weist — nach den Worten des Künstlers — nur durch Farbe und Form auf die Thematik des Lebens der Heiligen hin: auf die Freude und Frische der Kindheit und auf die Furchtbarkelt Ihrer Erprobung. Diese Glaswand beherrscht den Innenraum so sehr, daß man geradezu von einer „Chapelle Manessler" gesprochen hat. D. S. Stehmann, der den Bau In einem eigenen Bei trag würdigt, meldet hier Bedenken an: darf ein Raum auf eine Fensterwand hin geschaffen werden und Ist da mit nicht die herrschende Stellung der Architektur In bedenklicher Welse entwertet? Der Einwand Ist grund sätzlicher Natur und sollte darum In der Diskussion um die sakrale Kunst unserer Tage weithin beachtet werden. Da mit will D. S. Stehmann freilich In keiner Welse In Frage stellen, daß die Kapelle In Hem zu den bedeutendsten Beiträgen Frankreichs zum modernen Kirchenbau zu rechnen Ist. G. R. Kohlhammers Kunstkalender 1959. Format 26X35,5 cm. 14-Tage-Kalendarlum. 27 farbige Abbildungen, DM 6.50. Unter den vielen Kunstkalendern möchten wir den aus dem Verlag Kohlhammer besonders empfehlen. Er enthält Meisterwerke der alten und der modernen Kunst In voll endeten Wiedergaben. Prachtvoll ein Mosaik aus Ravenna (die Kaiserin Theodora), eine Miniatur aus dem Perlkopenbuch Kaiser Heinrich II. (Abholung der Eselin) und ein romanisches Glasfenster (Madonna mit Kind aus Gräplang). Die Barockzelt Ist durch Murlllo, Velasquez, Rembrandt und Franz Hals gut vertreten. C. D. Friedrichs „Watzmann" steht für die Romantik, die „Tänzerinnen In Blau" von Degas für den Impressionismus. Mehr als die Hälfte der Abbildungen zeigen Werke der modernen Malerei, u. a. von Corinth, Kokoschka, Kirchner, Heckel, Picasso, Dufy, Utrillo, Modigliani, Macke, Feininger, Klee. Dazu kommt noch ein großartiger später Nolde aus der Sammlung Sprengel („Nachmittagswolken über Friesland"). G. R.
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