% mk E. L. Kirchner, Staffelalp manch erstklassiges Stück zu seinen Auktionen. Hier konnte Dr. Fischer jetzt Bilder und Graphiken sehen, die jahrelang als „entartete Kunst" verpönt und nicht mehr erreichbar gewesen waren. Wichtige Werke wurden von ihm noch erworben, ehe die Preise für moderne Kunst unerschwinglich geworden waren. Dabei verlagerte sich das Schwergewicht der Samm lung immer mehr auf die Moderne, genauer gesagt auf den Kreis der Brücke, des Blauen Reiter, des Bau hauses und die großen Einzelgänger Nolde, Ko koschka, Max Beckmann. Das besagt nicht, daß die Gotik durch sie verdrängt wurde: ganz im Gegenteil. Jetzt erst erwies sich die tief-innere Entsprechung zwi schen der deutschen Gotik und der Malerei des zwan zigsten Jahrhunderts in Deutschland. Damit ist hier nicht ein vages Ausdrucksverlangen gemeint, sondern eine Verwandtschaft der Farbwahl und der erstrebten Formgesetzlichkeit wie auch der Tendenz zur sym bolischen Erhöhung der Bilder, wie sie in der Moderne für den Blauen Reiter charakteristisch ist. In der Tat ist der Blaue Reiter in der Samm lung durch Werke vertreten, die bezeichnend für die Gemeinschaft der Färb- und Formen sprache, aber auch für die Verschiedenheit der Weltsicht der Hauptvertreter sind. Für Macke stehen — neben anderen Arbeiten — das Aqua rell „Spaziergänger im Park" und das Ölbild „Cafe am See". Die „Spaziergänger" (Abbildung im Biele felder Macke-Katalog) bewegen sich in einer para diesischen Welt, in der es kein Leid und keine Trauer, sondern nur helle, starke, jubelnde Freude gibt, die sich in der Farbe ausspricht. Im „Cafe am See" (far bige Wiedergabe in der Macke-Monographie von Vriesen) ringt Macke um einen strengen Aufbau des Bildes; wären ihm mehr Jahre vergönnt gewesen, so hätten wir in dieser Hinsicht sicher noch Großes von ihm ei-warten dürfen. — Franz Marc ist von Anfang an komplizierter, um nicht zu sagen gequälter. Sein hochfiiegender Geist ersehnt eine andere, bessere Welt. Zunächst glaubt er sie noch beim Menschen zu finden, freilich gleichsam „in statu naturae puroe" („Akte im Kissen", Aquarell), dann beim Tier, das ihm nun „reiner" erscheint als der Mensch („Roter Hund", öl; „Ruhende Pferde", Aquarell; „Spielende Füchse", Aquarell; „Drei Rehe", Tuschzeichnung; vergl. Abb. 5 und 6), bis er endlich alles Gewordene ab lehnt und zum Werdenden flüchtet (für diese letzte Phase, die sich nur im „Skizzenbuch im Kriege" und im letzten Gemälde „Landschaft in Tirol" in München andeutet, hat die Sammlung begreiflicherweise keine
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