1725. Hildebrandt ist oft ziemlich gereizt, wohl von Wien aus verärgert und von der Gicht geplagt. Prunner ist seihst schon ein bedeuten der Meister, ordnet sich aber in einer Art Schülerverhältnis willig unter, so daß die Zu sammenarbeit meist reibungslos vor sich geht. Da Hildebrandt den Brauch hat, die Pläne gleich wieder zu sich zu nehmen oder schriftlich zurückzufordern, ist Prunner gezwungen, sich stets sofort Kopien anzufertigen. Gerüst und Bauholz werden vom Grafen Khevenhüller oder der Welser Holzkompagnie bezogen und in Scharlinz gelandet. Die Bau steine werden im Donautal gebrochen. Ziegel liefert die Linzer Stadt- oder Schloßziegelei und die Jesuitenziegelei in Urfahr. Zur Bewältigung der Arbeiten werden im eigenen Stall neben einigen Pferden sechs Maultiere gehalten. Im August 1718 arbeiten zehn Maurer und elf Tag werker. Die zwei Steinmetzmeister Johann P r u n n e r, ein Bruder des Baumeisters, und Friedrich Herstoffer, die meist in Ge meinschaft arbeiten, beschäftigen vier Gesellen. Sie besorgen in gemeinsamer Regie die Stein metzarbeiten an Sockeln, Gesimsen, Fenster gewänden und Turmvoluten. Die Arbeit am großen Ovalfenster der Fassade lehnen sie ab, da dies Sache eines Bildhauers sei. Die Arbeiten schreiten rasch voran. Da macht am 9. Oktober 1718, nachdem der Rohbau schon die Traufenhöhe erreicht hat. Prunner den Vor schlag, „er wolte den Thum bey dem Hochaltharr ordinieren und auf das gewölb im ge mauerten rondo hinausführen ... es würde ein solcher Thum gewißlich nicht übel stehen". Prunner tut dies im offenbaren Bestreben, eine Lichtquelle für den unerleuchteten Altarraum zu schaffen, ähnlich seiner Lösimg im kurz zu vor fertiggestellten Stadl-Paura, zugleich aber auch, um einen bedeutsamen Schlußakkord für den ganzen Baukomplex zu schaffen. Dieser Plan wird durch Hildebrandt und den Grafen erst ein Jahr später endgültig abgelehnt. Dafür erreicht Prunner die Errichtung einer JohannNepomuk-Kapelle, die als Ausklang der Bau maße in knappen Abstand von der Kirche an deren Südostecke errichtet werden soll. Er liefert dafür am 12. August 1720 einen Riß. Am 29. Oktober 1718 nimmt der Salzburger Hofzimmermeister Georg Hueber unter Mithilfe seines Sohnes Peter durch Zuschnei den von Brettlehren an einer Kapellenhälfte das Maß zum Dachstuhl, für den ein Wiener Zimmermeister um 24 fl. den Plan geliefert hat. In der Achsel zwischen Kirche und Kommende wird eine steinerne Schneckenstiege errichtet, die Zugang zu Oratorium, Glockenstube und Dachboden schafft. Der Hausmeister überbringt dazu Prunner am 5. August 1719 einen Ab änderungsauftrag, „welcher ihm nicht woll ge fallen und aus lauter Zohrn und Vertrißlichkeit ist er hin wöckher gangen und gemeldet, er khan auf dieses kheine andword geben". Bald darauf äußert sich aber Hildebrandt zu Prunner: „es gefahle Ihme sowohl das Gebäu der Neuen Schneckhen-Stiegen, der Wagen-Schupfen und besonderist der Neue Stahl gar wohl." Am 24. August 1719 kommen aus Salzburg drei Zil len mit dem Marmor zum Hauptportal und dem Gerüstholz für den Dachstuhl, den Peter Hueber mit sieben mitgebrachten Gesellen aufstellt. Ab 3. September deckt man das Dach mit leinölgetränkten Lärchenschindel, die dann einen roten Anstrich bekommen. Im Frühjahr 1720 wird zur Schaffung eines Hofes hinter dem Hause nach dem Entwurf Hildebrandts eine Quermauer aufgeführt, die vor ihrem über höhten Mittelfeld ein Brunnenbecken mit was serspeiender Tierfratze erhält. Am 21. April 1720 hat der Linzer Bildhauer, wohl Leopold M ä h 1, der am 14. Oktober 1721 mit 158 fl. ent lohnt wird, die aus Eggenburger Sandstein gehauenen Kapitelle für die Fassade fertig. Da Prunner um diese Zeit viel anderwärts beschäf tigt ist und in Lambach, Schlierbach, Tillysburg und Schloß Wartenburg zu tun hat, beginnt in diesem Jahre die Kapellenarbeit verspätet. Vom 12. Mai bis zum 30. September 1720 wird das Hauptgewölbe gespannt und dann grob an geworfen. Die zwei Gewölbe des Oratoriums sind Mitte November vollendet. Am 2. November 1720 mißt der Wiener Theateilngenieur Antonio Beduzzi den Altar raum aus und begehrt den Riß für die Nepomukkapelle. Er ist offenbar beauftragt, Entwürfe für die Statuen zu liefern. Am 22. Jänner 1721 revidiert Hildebrandt die Abrechnung der bei den Steinmetzmeister für die Jahre 1718 und 1719 und setzt die geforderte Summe von 1170 fl. um 50 fl. herab. Am 23. März 1721 zeigt Prunner einem wel schen Stukkator, der am Bau des Grafen Tilly in Wels beschäftigt ist, das Kircheninnere. Es handelt sich um den in Oberösterreich mehr fach beschäftigten Paolo d'A Iii o^"). Dieser sendet am 30. März 1721 einen Entwurf nach Wien und veranschlagt die Kosten auf 350 fl. Einen von einem Wiener Stukkator eingeholten Entwurf findet er für gut in der Komposition, aber zu flach im Relief. Um den 10. Juli 1721 reist der mit der Aus führung der Fassadenstatuen beauftragte Wie ner Bildhauer Josef Kracker durch, an- ") Gütiger Hinweis von Dr. E. Hainisch über die Tätigkeit AUios in Wels, Aktennachweis G. GrüU.
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