Christliche Kunstblätter, 96. Jg., 1958, Heft 1

Fürsterzbischof Johann. Ernst Graf Thun (t 1709) von Salzburg widmet 30.000 fl. als Dota tion zur Gründung einer Niederlassung des Deut schen Ordens in Linz. Sein Nachfolger Franz Anton Fürst von Harrach vollendet die Stiftung imd erwirbt am 10. September 1711 von Franz Anton Khevenhüller, Grafen von Frankenburg, für 17.000 fl. einen kleinen, im freien Feld südlich der Linzer Vorstadt gelegenen Landsitz''). Diesen übergibt er am 12. Februar 1712 an den Orden. Erster Komtur wird der Bruder des Stifters Johann Josef Philipp Graf von Harr ach (1678—1764). Dieser ersucht am 20. Oktober 1717 den Bischof von Passau um die Bewilligung zur Errichtung einer vom Ordens statut für eine Kommende vorgeschriebene Hauskapelle"). Nach Zusage von Reservaten und Bereinigung von Kompetenzschwierigkeiten mit der Linzer Stadtpfarre wird am 28. März 1718 der Konsens erteilt'). Um diese Zeit vollendet der mit dem Bauentwurf beauftragte Johann Lukas von Hildebrandt seine Pläne, so daß nun sofort mit Planierungsarbeiten an der Baustelle begonnen werden kann. Der Salzburger Erzbischof ist zu tatkräftiger Mithilfe bereit. Außer flnanziellen Beiträgen werden fast alle Marmorarbeiten und die Dach stühle vom Salzburger Hofbauamt geliefert. Linz bietet mit dem geringen Einkommen, das nur im Zinsertrag der Fundationssumme be steht, keine Lebensgrundlage für den Komtur. Deshalb bekommt er zur Linzer Kommende bald auch die von Friesach und später die von Lai bach übertragen. Der Graf versucht zwar, für Linz einen Gutshof zu erwerben, doch wird über den Hummelhof, Stockhof imd andere Güter vergeblich verhandelt. Auch der Plan, ein Hospital mit der Linzer Gründung zu verbin den, wofür das Haus zur Eisenhand angetragen wird, bleibt unausgeführt. Harradi weilt selten in Linz, doch läßt er sich vom Hausmeister durch Wochenberichte, die nach Wien, häufig nach Salzburg, ja beim Türkenfeldzug in Ungarn sogar dorthin nach gesandt werden, ständig informieren und gibt die entsprechenden Weisungen. Erster Haus meister ist von 1712 bis Ende 1719 der Linzer der Commende Linz. Für die Ermöglichung der Be nützung sei dem Hochwürdigsten Herrn Hoch meister Dr. Marian Turnier sowie Herrn Staats archivar d. R. Dr. Paul Kletler ergeben gedankt. °) Über die stark wechselnde Besitzerreihe des von 1620 an nachweisbaren Hauses vgl. Georg Grüll, Die Freihäuser von Linz, Linz, 1955. °) Diözesan-Ardiiv Linz, Passauerakten, Fase. 181 q Nr. 1. ') Diözesan-Ardiiv Linz, a. a. O. Nr. 10. Maler Johann Michael Seeberger®). Er wird wegen Unregelmäßigkeiten in seiner Amtsführung von Johann Adam Wenzl abge löst, der die Geschäfte durch 40 Jahre als Haus inspektor führt. Neben dem Bau der Kirche läuft der Umbau des Kommendegebäudes, das nach Plänen Hilde brandts ein neues Haupttor und ein neues Stie genhaus mit Marmorbailustrade und Kuppellateme®) erhält. Hinter dem Haus werden ein Kaplanstöckl, Offlziershaus und Stallgebäude errichtet. Dem dort gelegenen Garten widmet der Graf eine besondere Sorgfalt imd zieht zur Ausgestaltung neben dem Sdiloßgärtner von Aschach auch Hildebrandt und Prunner heran. Ende April 1718 wird die an der Kommende vorüberführende Straße nach Süden verbrei tert. Die Grabungsarbeiten für die Kapelle be ginnen anfangs Mai 1718 nach Aussteckung der Fundamente durch Hildebrandt. Am 29. Juli 1718 teilt er in Anwesenheit Prunners auf den herausgemauerten Fundamenten die Risse aus. Für die zweimalige Postreise von Wien nach Linz und einige andere Auslagen erhält er 150 fl., für die zu Wasser erfolgte Rüchfahrt 48 fl. Für Entwurf und Ausfertigung der Bau pläne werden ihm zu Beginn und Ende der Arbeit 1718 je 50 Dukaten, zusammen 411 fl. 40 kr., ausbezahlt. Die Grundsteinlegung erfolgt am 18. Mai 1718. In der Folge benützt Hildebrandt, der mit dem Umbau von Mirabell beschäftigt ist, seine häufigen Reisen nach Salzburg zur Inspektion der Baustelle in Linz und verweilt manchmal einige Tage hier. Sein Aufenthalt in Linz läßt sich für wenigstens folgende weitere Daten belegen: Anfang und Mitte November 1719; 14. Mai 1720; 9. September 1721 mit Bildhauer Josef Kracker nach gemeinsamem Auf enthalt in Melk und 28. September 1721; 9. und 26. Februar 1722; 19. bis 21. August 1722 mit dem kaiserlichen Münzstecher Gennaro, am 7. September Rückkehr der beiden aus Salz burg; 14. August 1723, wohl aus Gastein kom mend; anfangs Juli und 3. August 1724; 27. Juni Seeberger bittet um Ausgleich des durch un sichere Rechnungslegung entstandenen Schadens und führt an, er habe durch Einsturz einer Mauer an seiner eigenen „effect Mailerei und färb Gezeugs über 400 fl. Schaden gelitten". ®) Darüber verlautet in einem Visitationsbericht pro 1773/74: „Die Laterne abgetragen und die Kup pel geschlossen." Die Kuppel war offenbar unter das Dach des Stiegenhauses gezogen. Die darüber aufragende Laterne wird stark überhöht und zu weit nach links verschoben, in dem von Fr. B. Wer ner gezeichneten und von M. Engelbrecht gesto chenen Prospekt des Deutschen Hauses (siehe Umschlagseite) sichtbar. Augsburg 1767. In der Unter schrift wird Harrach mit Starhemberg verwechselt.

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