Das Münster, Zeltschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft. Jahrgang 1957, Heft 5/6 bis 11/12; Jahrgang 1958, Heft 1/2. Heft 5/6 enthält einen Artikel von Professor Schaffran über Gentile Bellini und das BessarionReliquiar, ferner den Schluß der Arbeit von Pro fessor Lipinsky über die sizilianische Goldschmiede kunst im Zeitalter der Normannen und Staufer. Im gleichen Heft berichtet Hugo Schnell über den internationalen Wettbewerb in Syrakus für den Bau der Wallfahrtskirche der „Weinenden Ma donna". Den ersten Preis erhielt ein zeltartiger Entwurf der französischen Architekten Michel Andrault und Pierre Parat. Schließlich bringt das gleiche Heft noch einen Bericht über Altar- und Deckenfresken von Franz Nagel (München). Heft 7/8 ist dem Kirchenbau der Gegenwart ge widmet. Besprochen werden Kirchen von Fritz Metzger, Emil Steffann, Werner Groh, Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg. Ein Artikel von Hans Petermair über den internationalen Kirchenbauwettbewerb für Wien-Matzleinsdorf ist eingeleitet von Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym. Neue Arbeiten aus den Bereichen der Plastik, Goldschmiedekunst und Paramentik sind in Heft Nr. 9/10 abgebildet. Prachtvoll sind die beiden letzten Doppelhefte geworden, die in alphabetischer Reihenfolge die Baugeschichte und die Geschichte der Zerstörungen und Wiederherstellungen aller deutschen Dome bringen. G. R. Kulturberichte aus Tirol. Folge 100 vom 22. No vember 1957. Dieses Heft ist für uns durch zwei Artikel be deutungsvoll. Professor Clemens Holzmei ster zeiet in seinem Beitrag ,.Kirchenbauen in Ti. ,il" auf, wie er sich immer bemüht habe, das Gotteshaus mit der Landschaft in Einklang zu brin gen und die Tiroler Bautradition (enge Verbindung von Turm und Kirchenschiff!) zu beachten. Dies führt er dann näher für die neue Kirche in Erpfendorf aTis /wl. dazu auch „Der große Entschluß" 1957, Dezember). Die Ausführungen von Pater Herbert Muck S. J. („D er Ruf nach dem Mosai k") sind grundsätzlicher Natur. Heute erhebt sich gebie terisch die Forderung nach Einordnung des Bildes in den Kirchenraum. In erster Linie bietet sich dafür das Mosaik an. von dessen Wiedergeburt ge sprochen werden kann. Nach dem Mißverständnis des 19. Jahrhunderts, das die Vorbilder von Ravenna, Byzanz und Rom in „nichtssagender Glätte" kopierte, hat in unserem Jahrhundert das Mosaik seine lebendige Oberfläche wiedergewonnen und ist mit der Mauer zu einer Einheit zusammengewach sen. Das Mosaik ist in besonderer Weise geeignet, Symbol des Heiligen zu sein. „Für seine Verwen dung wird sich in erster Linie der Altarraum an bieten." Er wird dadurch als „transzendenter Ort" markiert. — Die Bedeutung dieses Artikels, mit dem ich vollkommen übereinstimme, sei noch ein mal hervorgehoben und P. Muck dafür gedankt. G. R. Moderne Kunst Max Sauerlandt: Im Kampf um die moderne Kunst. Briefe, 1902—1933, herausgegeben von Kurt Dingelstedt, Langen-Müller-Verlag, Mündien, 1957. Die Kunst des Briefeschreibens ist ausgestorben — zu diesem Urteil kommt jeder, der einmal die glanz vollen Zeugnisse menschlicher Mitteilungsfähigkeit aus dem 18. und 19. Jahrhundert kennengelernt hat. Die kritisch-philologische Untersuchung der be rühmtesten brieflichen Äußerungen unseres Jahr hunderts, der Rilke-Briefe nämlich, hat nun voll ends das Mißtrauen gegen die Lauterkeit solcher persönlichen Dokumente gefestigt. — Glücklicher weise versagen diese Urteile hin und wieder. So etwa bei den Tagebüchern Max Beckmanns (ver gleiche Heft 1/1957) und gewiß auch bei den Brie fen Max Sauerlandts, die trotz der starken Per sönlichkeitsnähe dem Leser nie das peinliche Ge fühl der Indiskretion aufnötigen. Max Sauerlandt, der Museumsmann, erscheint hier in seinen Briefen mitten in seiner Arbeit, die ihn ständig auf Reisen sein und auf Auktionen und bei Sammlern auf kostbare Stücke Jagd machen läßt. Unzählige schöne Kunstgegenstände, von denen er immer wieder be schreibend erzählt, sind durch seine Hände ge gangen. Die größte Leistung Sauerlandts aber liegt darin, daß er dieses unfehlbare Qualitätsgefühl auch vor den Erscheinungen der Gegenwartskunst bewies. Ihm verdanken wir die Entdeckung Noldes, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. — Entscheidend bleiben seine Äußerungen über die Moderne im Zusammenhang mit den Zielen des Museums. Hier wird erstmalig in entschiedener Formulierung die Forderung nach einem Museum erhoben, welches sich nicht auf die Kunst der Ver gangenheit beschränkt, sondern auch ein lebendiges Abbild der gegenwärtigen künstlerischen Situation bietet. Programmatischer Auftakt zu dieser Denk weise war der „offene Brief" an Wilhelm von Bode in der „Frankfurter Zeitung" im Anril 1914. Immer wieder versuchen die Briefe an die Fach kollegen und verständnislosen Kritiker seiner Art des Ankaufens. die Berechtigung der künstlerischen Arbeit der „Modernen" in sachlicher Form darzu legen. Sauerlandt verteidigte die „Brücke", das „Bauhaus" und sogar noch die, deren Arbeit die Grenzen seines eigenen Verständnisses überschritt. Die Briefe an seine Frau vermitteln in lebendiger Schilderung die Atmosphäre der besuchten Städte und ihrer Kunststätten. — Wie sehr dieser Mann von menschlicher Toleranz und vom Glauben an die Echtheit einer Sache beseelt war und dabei für alles Künstlerische stets ein aufnahmebereites Auge gehabt hat. dafür ist dieser Band seiner Briefe ein beredtes Vermächtnis. Gurt Grützmacher. Richard Seewald: Bilderbibel. Verlag Herder, Freiburg. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Richard See wald mit seiner Meinung von der Kunst als „Dienerin der Kirche" seine Gegner hat, vor allem iDei jenen, die der völlig „gegenstandslosen Kunst" im Kirchenraum das Wort reden oder aber die dar auf verzichten möchten, Heilsgeschichte überhaupt darzustellen. Zwischen beiden hält Seewald zweifel los die Mitte, insofern er bei aller Darstellung des Heilsgeschehens immer stark im Zeichenhaften der Symbole bleibt. Letztere sind sein ausgemachtes großes Anliegen. Davon legt auch die im Herder Verlag Freiburg erschienene „Bilderbibel" klares Zeugnis ab. Von der Bedeutung des Geschehens als solchem bestimmt, sind die figürlichen Darstellun gen alle von vorneherein in besonderer Größe wiedergegeben. Von der Symbolhaftigkeit her erstrebt der Meister die Einfachheit imd verzichtet
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