Christliche Kunstblätter, 96. Jg., 1958, Heft 1

73 Jahren gestorben. Nach dem Kriege wegen seines Alters emeritiert, erwarb er sich in seiner Wahlheimat Rom große Verdienste um die Wieder erweckung des deutschen Kulturlebens in Italien. Besonders hervorzuheben ist sein letztes großes Werk über Rom, das vor wenigen Jahren erschienen ist. Am 5. Jänner wurde in Freiburg im Breisgau eine Ausstellung „Neue Kirchen in Frankreich" eröffnet, die einen Uberblick über die moderne französische Architektur, Skulptur und Malerei auf dem Gebiet des Kirchenbaues vermittelt. Am 13. Februar starb in Paris der berühmte fran zösische Maler und Graphiker Georges Rouault im Alter von 86 Jahren. Seit zwanzig Jahren hatte sich Rouault ausschließlicäi religiösen Themen zuge wandt. Seine große Leistung ist die Erneuerung der religiösen Kunst in unserer Zeit. In einer verlassenen Kapelle bei Bonneville-Aptot ist ein kunstvolles Kirchenfenster aus dem 12. Jahr hundert im charakteristischen Stil der Kirchen fenster von Chartres gefunden worden. Das Fenster wird auf der Brüsseler Weltausstellung zu sehen sein. Aus Anlaß des 150jährigen Bestehens des Rijksmuseums in Amsterdam wird vom 28. Juni bis 28. September eine Jubiläums-Ausstellung unter dem Titel „Niederländisciie Kunst des Mittelalters" veranstaltet. In der Nummer 4/1957 wurden die Grundrisse auf den Seiten 10 (rechts unten) und 12 (rechts unten) vertauscht. Die Texte bleiben stehen. Wir bitten dies zu entschuldigen. Zu Hans Sedlmayr; KRITIK Johann Bernhard Fischer von Erlach. Herold, V/ien, 1956. Nacli jahrelanger Vorbereitung brachte Hans Sedlmayr im Jubiläumsjahr des großen österrei chischen Architekten der Barockzeit, Joh. Bernh. Fischer von Erlach, eine umfassende Monographie heraus, die den Abschluß seiner Studien über österreichische Barock-Architektur darstellt, die mit der vorläufigen Monographie Fisdiers vom Jahre 1925 begannen. In dem vorliegenden Buch geht es dem Autor um eine möglichst vollständige Erfas sung Fischers als Person und Künstler. Fischer von Erlach war eine sehr umfassende Künstlerpersön lichkeit. Er begann als Plastiker und Medailleur, vollbrachte sein Hauptwerk als Architekt und ver faßte dabei ein architekturgeschichtliches Kupfer stichwerk: den „Entwurff einer historischen Archi tektur" — von wahrhaft kulturhistorischer Bedeu tung. Der Aufbau dieses Werkes ist für Fischer höchst aufschlußreich, da er eine weltumfassende Zusammenstellung der großartigsten Gebäude aller ihm bekannten Zeiten und Vöiker — bezeichnender weise unter völligem Ausschluß des Mittelalters — mit sehr genauen Rekonstruktionen, die dem neu esten Stand seiner zeitgenössischen Wissenschaft entsprachen, in die Darstellung seines eigenen Wer kes ausklingen läßt. Das heißt, daß er seine eigene Aufgabe in gewisser Weise als Erfüllung einer Tradition sah. Sedlmayr fand die erste Aufgabe der Monogra phie darin, Tradition und künstlerisches Herkom men Fischers zu klären. Deswegen sind die Fest stellungen über Fischers Lehr- und Jugendzeit in Rom vor allem im Atelier Berninis, die das Budi eröffnen, von allergrößter Wichtigkeit. Diesen lie gen neue Forschungen Sedlmayrs zugrunde, der wie er selbst (S. 16) sagt, ursprünglich fälschlicherweise eine viel stärkere Abhängigkeit Fischers von Bor romini angenommen hatte. Fischers Leben und Werk teilt Sedlmayr in großen Zügen in drei Pha sen ein (S. 70): die erste Zeit bis 1690, die strukturell durch die „Vielfalt der Aufgaben" gekennzeichnet ist, die zweite „große" von 1690 bis 1705 charakte risiert durch „(lie Dominanz des Lustschloßbaues, die synthetische Absicht und einen phantastischen Zug" und die dritte „späte" (1705—1721) gekenn zeichnet durch die „Dominanz des Palastbaues und stärkere Anpassung an die Realität". Diese glän zende und klare Ordnung ergänzt der Autor durch stilistische Feststellungen: für die erste Phase „rö mische Breite und Schwere", für die zweite „große Leichtigkeit" und die dritte „kühle Grundformen und plastisch bewegte Details". Diese Übersicht, so schematisch abgekürzt und schlagworthaft sie auch erscheinen könnte, gibt doch Ordnung und große Hilfe zum Verständnis sowohl der einzelnen Werke, wie auch der Person des Künstlers. Sedlmayr klärt nun die Situation noch weiter in einem Kapitel, in dem er nach der Feststellung dieser Veränderungen und Periodisierung, die „Konstanten" im Werk Fischers herausarbeitet, wie etwa eine Vorliebe für bestimmte Wandordnungen, oder für Raum grundformen wie das Oval, oder allgemeinere Charakteristika wie das „Anblickhafte" (S. 73) im Werk Fischers. Der erste Abschnitt des Buches: „Leben und Werk" schildert Fischers Leben, seine künstlerische Herkunft und Tradition, die Einflüsse, die im Laufe seines Lebens auf ihn wirkten und seine Wirkung auf seine Zeitgenossen und auf uns. Hier bespricht Sedlmayr vor allem die Wirkung, die die Wiener Bauten der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf Fischer ausübten; dann, abgesehen von der immer wieder wichtigen Hervorhebung der römischen Tradition in Fischers Werk — „Aber man kann nicht ohne in Rom gewesen zu sein, Fischer von Erlach werden" (S. 9) — den französischen Einfluß im Schloßbau (S. 36) und schließlich die große Wen dung nach 1705 durch den Einfluß der norddeut schen und niederländischen Architektur anläßlich einer Reise und den der Architektur Englands. Sedlmayr nimmt hier mit vollem Recht eine Fort führung dieser Reise Fischers nach England an. Von diesem Zeitpunkt an gewinnt Fischers Werk einen stark klassizistischen Zug. So findet Sedlmayr (S. 52) in den auf das Jahr 1705 folgenden Bauten auch eine Wendung zur Architektur Palladios. Die ser klassizistische Zug bleibt in Fischers Werk bis an sein Ende wirksam. Der zweite Abschnitt: „Das Werk und die Werke", der mit dem charakterisierenden Satz: „Fischers

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